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Tagebuch Loewin
2013-03-24 20:19
Ich habe dann gestern noch ne ...
Ich habe dann gestern noch ne Weile durch die alten Posts gelesen; offenbar war damals eine großes Thema das Spannungsfeld zwischen in Gedanken leben und in physischer Aktion leben - und ob am Ende als Fazit rauskommt, dass ich mich so wirklich als lebendig spüren kann, dauerhaft. Letzteres ist natürlich immernoch ein Thema für mich und wird es wahrscheinlich auch bleiben.
Was ich interessant fand, war, dass ich von dieser Version von mir, die ich hier im Tagebuch so finde, recht angetan bin. Obwohl ich im Jahr 2006 am meisten Posts geschrieben habe, habe ich offenbar, wenn ich mir so die Inhalte betrachte, mich in diesem Jahr nicht vorm "Leben" außerhalb des Narrativs gedrückt, eher im Gegenteil. ich kann mich auch ganz gut erinnern, dass es eigentlich immer super war, schöne Dinge zu tun und dabei im Sinn zu haben, wie ich später darüber würde berichten können.
Auf jeden Fall bemerke ich, dass ich mich an die Zeiten, in denen ich viel über meine Gedanken und Erlebnisse aufgeschrieben habe, auch am besten erinnern kann. Ein Effekt davon ist, dass ich mich auch erinnere, was ich Interessantes gelernt und erfahren habe, und mir deshalb ganz klar ist, dass die Zeit nicht verschwendet war. Die Jahre, in denen ich auch dem ein oder anderen Grund wenig über mich selber aufgeschrieben habe, verblassen in der Erinnerung und erscheinen leicht als rätselhaft leere Zeit: Was habe ich denn das gemacht? Nichts?

Fazit, es hat eine Menge Vorteile, Tagebuch zu führen, ganz egal ob privat oder öffentlich. Für die Erinnerung, fürs Schreiben üben, fürs Gedanken ordnen, fürs Beobachten von Prioritäten und ihrer Verschiebungen über lange Zeiträume, fürs Weiterentwickeln, fürs besser sehen lernen, was wichtig ist.

Zwischenzeitlich wäre ich allerdings gar nicht in der Lage dazu gewesen. Ende 2009 und 2010, wo es mir recht eklig ging, habe ich viel aufgeschrieben, weil ich anders gar nicht mit all dem Müll in meinem Hirn klargekommen wäre. Wenn ich aber jetzt in die Tagebücher aus dieser Zeit schaue, kriege ich das Kotzen. Ich bin sofort wieder im damaligen Mindset, und ich denke, ja, einstmals konnte ich so gut meine inneren Abläufe strukturieren, jetzt ist das alles Hin, alles Chaos, alles egal -
So fühlte sich das an, Anfang 2010.
Ich erkannte mich nicht wieder.
Was ich geglaubt hatte zu haben, zu können, zu wissen fiel mir alles aus den Händen.
Lang erprobte Coping-Mechanismen waren auf einmal nutzlos.
Ich habe mich aus dem Matsch wieder neu aufgebaut, und jetzt, jetzt erst kann ich meinem Spiegelbild aus dem Jahr 2006 wieder in die Augen sehen und mich selber erkennen. Das ist ein gutes Gefühl.
Ich würde gern in weiteren 6 Jahren wieder zurückschauen und wohlwollend auf meine heutigen Worte lächeln.

Kommentare

03:25 25.03.2013
nicht nur das be/schreiben hilft den synapsen beim erinnern, fotos halten noch mehr die erinnerungen deutlich und lebendig!
Good luck!
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22:26 24.03.2013
das finde ich auch das schöne am schreiben: man kann sich wieder so gut in die situationen hineinversetzen, sieht, was man gelernt hat daraus und die erinnerungen werden viel plastischer. mir fallen dann auch direkt immer dinge ein, die ich nicht konkret aufgeschrieben habe - aber gerade die gefühlsebene ist direkt wieder da. ohne schreiben ist alles so.... eine art matsch?
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2013-03-24 20:19