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Tagebuch Loewin
2006-01-06 01:43
fragments 1
„elements tearing asunder, fragments of my mind
visions lost in purple smoke like echoes in eclipse”

dark suns, daydream

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neben das fenster unter den heizkörper ist die zigarette gerollt. er bückt sich und stößt mit dem rücken an die kante das fensterbretts. kaum ein bemerkenswerter schmerz, aber trotzdem zuckt er zusammen wie geschlagen, mit einem mal weicht alle kraft aus ihm und er läßt sich nach hinten auf den boden plumpsen. seine beine, spürt er, tragen ihn nicht weiter, vor allem nicht in der zusammengekrümmten haltung, obwohl die ihm vertraut ist, wie aus einem früheren leben.
an frühere leben glaubt er nicht. höchstens an kindheitsstrukturen und vergessene, aber eingewachsene eindrücke der welt, wie er sie vor jahren wahrgenommen haben mag. eines dieser dinge muß es wohl geben, weil es einen auslöser für dieses überwallen von hilflosigkeit in ihm geben muß. sein wille kann es nicht sein. wille zum zusammenbruch?
der bedrohliche moment ist bereits überwunden. aufatmend, wenngleich auch ein wenig enttäuscht, liegt er nun auf dem teppichboden, körperspannung freiwillig zugunsten von entspannung geopfert, nicht gestohlen bekommen. von. nichts, denkt er, das sich mir je enthüllen könnte. keine... nichts von dem, was man gründe nennt. keine geschichte zu erzählen.
nur sein rücken, der winzige anteile des angespanntseins in den untergrund abgibt, der etwas staubige graue teppichboden schmiegt sich eng an seine haut durch die kleidung – aufblitzen klarer, sich ambivalent anfühlender erinnerung: er, nackt auf den fliesen eines badezimmers und mit schmerz, aber es ist nichts besonderes gewesen, bauchschmerzen wie das ab und zu eben vorkommt. man kann auch wegen gewöhnlicher schmerzen heulend auf einem boden liegen. es müssen keine ungewöhnlichen schmerzen sein. trotzdem kann es sein, daß man glaubt, sterben zu müssen, und in dieser vorstellung verwandelt sich das profane bauchweh in die tragische todesursache eines jungen, lebenswilligen menschen.
wie auch immer. er schließt kurz die augen und lauscht der stille zwischen zwei völlig verschiedenen songs, bis der nächste angeht. dann dreht er sich umständlich herum, auf den bauch und wie ein karussell mit dem kopf wieder in richtung des fensters, wo unter dem warmen heizkörper die zigarette veschollen ist. eigentlich, muß er gestehen, hat er keine große lust mehr zu rauchen. er fingert das weiße röllchen aus seinem versteck und erhebt sich, streifzug durch das zimmer, in dem an verschiedenen orten drei bunte feuerzeuge herumliegen, eins meistens auffindbar, auch diesmal.
klick, winzige flamme aus blauem plastik. er nimmt einen nicht wirklich sehr tiefen zug. die optik zählt, nicht das, was in seine lungen strömt. am fenster wieder stehengeblieben, sieht er hinaus in den unbeleuchteten hof, in dem lediglich die schemen der mauer zu erkennen sind. in größerem abstand leuchten fremde fenster, ähnlich wie seines vermutlich, keine unterscheidbarkeit festzustellen. aber. was solls. was solls. im kopf wiederholt er den spruch.
seine gedanken haben begonnen, in andere sphären abzuwandern. um sich selbst im jetzt der an sich schon hinter ihm liegenden stimmung zu halten, öffnet er das fenster, die eiskalte winterluft treibt ihm tränen in die augen, so daß noch weniger von der außenwelt erkennbar bleibt. den rauch kann er sehen, vermischt mit seinem gefrorenen atem, in der luft zwei schwer unterscheidbare substanzen. phhhffff. einmal ausatmen. einmal einatmen. brennen der kälte in seiner luftröhre.
leise tönt der dritte song aus den boxen im zimmer.
sanft, vorsichtig, läßt er sich auf der fensterbank nieder, an der er sich vorhin gestoßen hat, und zieht die beine nach oben. wenn sie angwinkelt sind, paßt er in den rahmen der fensteröffnung. nicht wirklich draußen, aber auch nicht drinnen im schutz der wände.
viel zu schnell ist die zigarette ausgeraucht, mangels licht der dampf seines atems kein angemessener ersatz. er schwingt sich elend frierend wieder nach unten und innen, schließt vehement das fenster, nachdem die kippe auf den gepflasterten hof geflogen ist.
vor ihm liegt außer wärme nichts. leere seiten.

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Kommentare

13:53 08.01.2006
ich mag die letzten zwei sätze...
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01:44 07.01.2006
...
vielleicht ist es mein zimmer. ;)
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unbekannt
19:23 06.01.2006
Der Schmerz durch das Fensterbrett....Es stellt sich die Frage, ob dieser Schmerz etwas negatives ist. Oder ob er zum sein dazu gehört.
Immerhin liegt er "enttäuscht" da.
Kein Zusammenrbuch ist gekommen.
Hat er auf diesen gehofft? Muß der Zusammenbruch kommen, beim gescheiterten Versuch, die Zigarette zu erlangen?

Zudem: Es ist eine Geschichte, die möglicherweise deine Wohnung zum Vorbild hat.
Aber wir sind hier immerhin in der Fiction Area, nicht?


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unbekannt
19:04 06.01.2006
zu undifferenziert, aber passenderes fällt mir nicht ein: schön
auch ich habe dein zimmer gesehen...


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16:39 06.01.2006
@ sollbruch: ja, das scheint es... ich werde nochmal darüber nachdenken müssen.

danke euch allen übrigens für die reaktion.
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13:56 06.01.2006
Du sprichst mir irgendwie aus der Seele.
Drei bunte Feuerzeuge, im Raum verstreut.
Rauch, nicht wirklich Sucht, eher Habitus.
Unentbehrlicher Habitus.
In Gedanken habe ich dein Zimmer vor mir gesehen und den Baum im Hof, nachts.
Es wird Zeit, dass ich dort mal auf dem Fensterbrett sitze.
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unbekannt
13:26 06.01.2006
es scheint eine besondere lust zu sein Dinge zu verdampfen

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02:45 06.01.2006
interessant geschrieben.
Good luck!
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