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Tagebuch Lilli_33
2007-09-19 19:29
Trügerischer Schein
Natasha war ihr Name. Sie war stolz darauf. Sie hatte kurze blonde Haare und grüne strahlende Augen. Schon viele Jungs hatten ihr gesagt, wie schön sie doch wäre, aber keiner schien wirkliches Interesse an ihr zu haben. Jedes Mal, wenn sie merkte, dass sie einen Jungen mehr mochte, zeigte er ihr, dass sie nur eine sehr gute Freundin für ihn wäre.

Nico hieß ihr Bruder. Auch er hatte kurze Haare, jedoch waren diese braun, aber seine Augen waren die gleichen, die auch Natasha hatte. Egal, wohin Nico mit seinen Freunden ging – Natasha war dabei. Er liebte sie über alles, so wie ein großer Bruder seine kleine Schwester liebt.

Die Geschwister waren überall beliebt. Sie waren hilfsbereit, freundlich und konnten jedem den Tag etwas erheitern. Aber niemand sah, wie viele Schmerzen sie aushalten mussten.
Seit wenigen Jahren – drei müssten es jetzt schon sein – mussten die beiden auf eigenen Füßen stehen: Ihre Eltern waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, kurz darauf starben auch ihre letzten Großeltern.
Sie hatten niemanden mehr, da ihre Eltern beide Einzelkinder gewesen waren. Keine Familie mehr hieß es da plötzlich für sie.
Damals war Nico gerade achtzehn Jahre alt geworden – Natasha war erst fünfzehn. Nico übernahm das Sorgerecht für seine kleine Schwester und zog mit ihr in einen anderen Ort. Dort wo sie bis zum Todestag ihrer Großeltern gelebt hatten, wollten und konnten sie nicht mehr leben.
Sie zogen in einen kleinen Ort am Rhein. Ein alter Freund von Nico hatte ihnen dort eine Wohnung beschafft.

Alles war gut, bis eines Tages Natasha nicht mehr nach Hause kam. Sie hatte ihrem Bruder fest versprochen gehabt um zwölf Uhr zuhause zu sein, aber selbst um drei Uhr war sie noch nicht da.
Nico ging zur Polizei, aber dort meinten sie, sie könnten keine Vermisstenanzeige herausgeben, es wäre noch zu früh. Nico fing fast an zu weinen. Natasha kam nicht nach Hause zurück und niemand bei der Polizei wollte sich darum kümmern? „Hören Sie, meine Schwester ist sehr zuverlässig. Wenn sie sagt sie ist um Mitternacht zuhause, ist sie das auch! Aber heute ist sie nicht nach Hause gekommen! Sie ist der einzige den sie noch hat! Verstehen Sie das nicht?“ Nico war fest davon überzeugt, dass etwas mit Natasha passiert war. „Es tut mir Leid, aber ich kann nichts machen! Vorschrift ist Vorschrift!“, wies der Wachtmeister ihn zurück.
Niedergeschlagen ging Nico nach Hause. Er spielte mit dem Gedanken, Natasha selbst suchen zu gehen, verwarf den Gedanken jedoch schnell wieder. Nico ging in die Küche und nahm sich etwas zu essen. Aber er konnte nicht essen. Er ging in sein Schlafzimmer und legte sich ins Bett. Zuerst konnte er nicht schlafen, aber nach einiger Zeit schlief er doch ein.

Zwei Tage später ging er wieder zur Polizei. „Meine Schwester ist jetzt seit über 60 Stunden verschwunden! Machen Sie endlich etwas!“ Daraufhin nahm der Wachtmeister ein Blatt Papier und einen Stift und notierte sich das, was Nico erzählte.
Noch in derselben Stunde wurde Natasha gesucht und gefunden – tot.
Als Nico sie sah, fing er an zu weinen. In Natashas Brust war ein Loch. Darum herum Blut. Als er ihren leblosen Körper in den Händen hielt, machte er sich Vorwürfe. Warum war er nur nicht alleine losgezogen um sie zu suchen? Er hätte sie retten können! Wenn er bei ihr gewesen wäre, würde sie jetzt noch leben!

Jetzt hatte Nico niemanden mehr.

Am Tag von Natashas Beerdigung nahm sich auch Nico das Leben. Er konnte nicht mit der Schuld leben, dass er mit schuld am Tod seiner Schwester war.

Und bei diesen beiden Menschen hatte man gedacht, sie wären glücklich gewesen...
Wie sehr doch der Schein trügen kann...

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