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Tagebuch Lartox
2008-10-17 00:01
Angst
Ich habe mich wieder ein wenig eingekriegt, mit Anstrengung. (Todd Rundgren - "Hello it's me")
Das Buch, Günter Grass' "Das Treffen in Telgte" hab ich nicht gelesen, gelernt hab ich auch nicht, nicht einmal trainiert hab ich. Aber ich kann wieder den einen oder anderen klaren Gedanken fassen.

Und trotzdem, etwas hat sich verändert.

Meine ersten beiden Studienwochen waren interessant, (Keren Ann - "Que n'ai-je?") und sogar ziemlich befriedigend. Jeden Tag bin ich um 06:00 aufgestanden, hab ne Stunde trainiert, gefrühstückt, bin früh genug zur VO, hab Notizen geführt, den Stoff wiederholt, gekocht, und währenddessen unaufhörlich neue, nette Leute kennengelernt.
Ich fühlte mich richtig erfolgreich, auf der Überholspur.

Vor ein paar Tagen dann ging ich erstmals seit längerem wieder weg, mit Dragos. Die meisten seines Umfelds sind nichts für mich, aber ein paar, die wir an dem Abend trafen, waren voll ok. Im Derwisch brachte ich das halbe Lokal (was, zugegeben, nicht viel war) dazu, einen Kasatschock zu tanzen. Ich dirigierte und rief vom Boden und im Wirbeln Anordnungen, die befolgt wurden, und nach einer Minute war der Keller ein mit UdSSR-Flaggen geschmücktes, nach Wodka und Schweiß riechendes Tollhaus. Anscheinend glaubten die Leute tatsächlich, dass ich eine Ahnung davon habe, wie ein Kasatschock geht.

Danach sind wir ins Chelsea, wo ich nach einiger Zeit zum ersten Mal in Wien was mit einer gehabt habe. Ich bin seit dem 1. September hier. Aber gut, jedenfalls handelte es sich bei der mehr oder weniger Glücklichen um eine 25-jährige Türkin, die zwar süß lächelte, es aber fast nie tat. Sie blickte eher drein, als ob sie sich den Laden gerade in Flammen vorstellt (später stellte sich heraus, dass sie wohl eher ganz einfach nur ziemlich besoffen war). Ich ließ sie alleine heim gehen, und dachte mir nichts, lebte so weiter, bis vorgestern.

(Und ich lasse leider sehr Vieles weg, das ich gern aufgeschrieben hätte die letzten Tage, aber ich bin einfach nicht dazu gekommen, und so ists mir zu anstrengend. Plus ich kann mich eh an kaum mehr was erinnern.) (Keren Ann - "Nolita")

Wir hatten HVV (Heimvollversammlung), auf die ich natürlich ging, um mir einen Einzelzimmer-Punkt zu holen. Ich saß ganz vorne, neben Kati, mit der ich mich dankenswerterweise über den Heimvertreter, Stoife, beschweren konnte, und Sebastian, der wie immer ganz furchtbar aus dem Maul stank. Echt, das erfüllt nachts den Raum. Ich kann nicht schlafen, mir ist zu übel.
Jedenfalls saß diagonal hinter mir die Juliane. Und ich dachte mir hey, irgendwie ists mir egal. Cool! Ich hatte sowieso weniger an sie gedacht.
Andererseits aber auch, dass sie echt in jeder Lage, und sie war ungeschminkt und hatte wohl eine ganz schön schlechte Haut-Phase, aussieht wie ein Engel. Ich stellte mir vor, wie es wohl wäre, neben ihr aufzuwachen...
Kopfschütteln. Natürliche Schönheiten gibts noch mehr. Außerdem ist ihre Nase ein bisschen schief. So.

Ich wurde zum Fitness-Referenten des Heims gewählt (einer von 3), wofür ich noch einen EZ-Punkt bekomme, und Mitspracherecht in der Gerätebeschaffung usw. Ich hoffe, ich werd da nicht rausgekickt wenn die Leute draufkommen dass ich mich immer früher in den Kraftraum schleiche; der ist erst ab 08:00 legal betretbar.

Wir verabreden uns alle, zusammen im "Stout" trinken zu gehen, Heimbewohner zahlen da nur 2/3-Preise. Bis dorthin unterhalte ich mich nett mit Kati, einem gewissen Erind aus Albanien und sogar Maria, mit der ich beim letzten Mal so lange diskutiert hatte, die dann etwas feindselig geworden war. Ich meine, etwas Flirterei war dabei.

Ich saß mit Kati, Juliane, Erind und zwei bis dato unbekannten Kärntnerinnen am vorderen Ende des linken Wand-Tisches. (Keren Ann - "La forme et le fond") Ich sprach bald nur noch mit einem dieser Kärntnerinnen, die äh... nachsehen... keine Ahnung, irgendwie heißt sie bestimmt.
Mit ihr wars einfach; sie war offensichtlich so eine, die interessiert ist, nett und so weiter, aber ein derartig greifbares, abschätziges Desinteresse in mir hervorrufte, dass ich beim Sprechen aufpassen musste, um nicht darüber zu stolpern. (Coldplay - "Don't Panic")
Das wurde mir spätestens klar, als mir auffiel, dass sie trotz ihrer ach-so-tollen Beziehung dauernd Blicke auf meine Lippen warf, während sie einen Termin ausmachen wollte, an dem ich ihr Schwedisch beibringe. Je mehr mir ein Mädchen egal, je weniger ihre Person, ihr Leben, ihre Gefühle und ihre Meinung über mich mich interessieren, desto mehr gefalle ich ihr. Wie soll man da nicht verachten, frage ich mich?
Ich machte eine Bemerkung darüber, was sie offenbar milde entrüstete. Ich sagte, es sei ein Scherz gewesen, und sie war danach ganz und gar distanziert.
Ein paar Mal wechselten Juliane und ich irgendwelche Worte. Ein Mal, als ich mit den anderen ein bisschen herumgeblödelt hatte, äffte sie mich nach, genauer meine Gestik. An viel mehr kann ich mich da auch schon nicht mehr erinnern.

Das setzt erst ein, als die meisten schon gegangen waren, und ich mit Kati übrig blieb. Es war wieder so wie das letzte Mal: wir sprachen miteinander, als ob wir uns schon Jahre kennen würden. So offen bin ich wirklich verdammt selten gewesen in meinem Leben, jedenfalls ohne mich unverstanden, nicht respektiert, oder sonst etwas in der Art gefühlt zu haben. (Coldplay - "Trouble")
Ich war in meine Schreib-Stimmung verfallen. Die nachhakende Kati wollte ich davon überzeugen, dass ich an Dinge aus meiner Vergangenheit dachte, dass Juliane mich an ein paar Sachen erinnerte, usw. Aber als sie mir nicht glaubte, überzeugte sie mich im Gegenzug davon, dass ich tatsächlich in Juliane verliebt sei.

Tja. Was sollte ich machen. Sie hatte Recht. Und im Grunde war es erst in diesem Moment passiert.

Sie sagte, sie hätte es von Anfang an gemerkt. Wie ich mit ihr sprach, sie ansah. Dass ich ihr aber (und wir sind bei meinem letzten Eintrag) keine Möglichkeit gegeben habe, etwas in mir zu sehen... -

Dass sie nicht wusste, was auf Julianes Seite sei.

(Coldplay - "Warning Sign") Auf dem Weg zurück stellte ich Maria eine Frage, um wieder eine Diskussion anzufangen, wie zuvor besprochen. Ihre Reaktion: "Ich glaube eher, dass du die Frage zur Selbstprofilierung gestellt hast."
Im Grunde ist Maria nichts als eine entstellte Version von Marlena.

Dass Kati mich zu einem Kakao in ihrem Stock einlud, kapierte ich nicht. Bier vertrag ich nicht mehr richtig.

Am nächsten Tag hatte ich zum Glück erst am späten Nachmittag Uni, aber ich wurde auch so oft genug geweckt. Bis zum Abend tat ich eig nur eines: mich schänden. Ich trainierte wie ein Esel, verzog in der Uni keinen Mundwinkel, aß nichts bis auf einen Salat ohne Dressing.
Gegen 21:00 fiel mir ein, dass irgendwer (Juliane?) etwas gesagt hatte von einem Treffen im 2., um 21:00. Ich ging also runter, nachdem ich mich mit etwas unstetem Blick gekleidet und frisiert hatte, dass ich mir wirklich mal gefiel (und wie ich vermutete, dass ich Juliane wohl am ehesten auch gefallen würde...) Im Lift traf ich die Kärntnerin, ging mit ihr von der leeren Küche in den Tischtennisraum, und fand dort etwa 10 Menschen, bis auf Erind allesamt Mädchen, und davon bis auf Kati und Juliane mir allesamt unbekannt. (Rachmaninov - "Piano Concerto #2 in C Minor, Op. 18 - 1. Moderato") Kati fragte mich nach meinem Tag. Ich antwortete stinknormal, und bevor ich fertig war warf Juliane ein sarkastisches "Interessant." ein.
Ich sagte "Ich hab auch nicht mit dir geredet", so harmlos und spaßig wie ich nur konnte, und hätte am liebsten meinen Stuhl auseinandergerissen.

Die anderen gingen zum Tischfußballtisch, ich blieb sitzen und sah ein paar Mädchen beim Tischtennis zu, die derartig penetrant lästerten, über ichweißnichtwenalles, dass ich unbemerkt hinausging. Ich suchte den Musikraum im 3., weil ich Klavier spielen wollte, der war aber zugesperrt. Schlüsselmensch nicht kontaktierbar, zumindest nicht für einen Hilflosen wie mich. Ich ging zurück ins Zimmer, tat irgendwas, und schlief irgendwann ein.

Heute morgen wachte ich um 06:00 auf, bereit für meine neue Morgenroutine. Aber ich stand nicht auf. Ich blieb liegen, obwohl ich nicht allzu müde war, nicht mehr als sonst. Ich blieb liegen, weil ich darüber nachdachte, wie ich mich gerade fühlte. Dieser Zustand. Den kannte ich doch? Ich dachte an gestern, und an alle Tage davor, und wusste, warum das Gefühl, dass mich sonst durch den Tag trägt und mir stoische Kraft gibt, nicht da war, warum ich genauso gut keine Arme und Beine hätte haben können, weil ich meine sowieso nicht brauchen wollte -

- und ich sagte leise zu mir selbst: "Hallo Angst! Ich hab dich vermisst!"

Mein Uni-Vormittag war so wie die meisten, Viktoria aus Neugriechisch lud mich noch auf einen Kaffee ein, eine meiner Wortmeldungen war total daneben, usw usf. Endlich zuhause. Wieso eig endlich? Was tat ich denn? Hm, Internet. Mal nachsehen wegen VO später, meine Lieblings-VO. Aha. Ich hatte also vergessen, Thukydides zu lesen. Dabei hatte ich gestern noch bis spät in die Nacht Herodot interpretiert. Soll ich noch? Ja ok. Suchen. Nichts finden. Hm. Essen? Nein. Tja, keine Ahnung. (Rachmaninov - "Piano Concerto #2 in C Minor, Op. 18 - 2. Adagio Sostenuto")

Ich hatte nicht daran gedacht, dass Sebastian an diesem Vormittag ungefähr dieselben Zeiten hatte wie ich. Er kam herein, als ich gerade anfangen wollte, mich in meinem tiefsten Selbstekel, der abhängig machend grässlichen, beleidigend-tierischen, warmklebrig primitiven und hämischen Sexualität zu wälzen.
Sein Kommentar war beruhigend. Und ich dachte an Herodots Frau, die Mord beging, weil Gyges sie nackt gesehen hatte.
Und an meinen Vater.

(Eva Cassidy - "Look into my eyes") Zur VO kam ich 45min zu spät. Ich war sowieso spät dran gewesen, weil ich unheimlich viel Spaghetti gegessen hatte, und dieser Drecks-Bus ewig zu spät kam und obendrein noch am Stephansplatz nicht mehr weiterfuhr. Es machte anscheinend nichts aus. Eine Neue war da, wir diskutierten wie auch letztes Mal schon. 1-2 Mal wurde mir gemeinschaftlich widersprochen, aber sonst konnte ich mit meinen Analysen so beeindrucken, dass ich mich ehrlich wunderte. Diese Leute studieren seit Jahren Geschichte, Literatur und dergleichen.
Thukydides sei erst bis nächste Woche.

Bla. Vorhin war Stockversammlung. Anscheinend ist hier im 7. "Dönnerstag" sowas wie ein Ritual. Mein Döner war super, super geil, aber viel zu klein. Ich hatte schon seit Wochen Lust auf Kebap gehabt.
Ich bin jetzt auch etwas mehr in der Stockgemeinschaft drin. Naja, nicht in der Gemeinschaft, aber im... äh... sein. Jawohl, im Stocksein. (Eva Cassidy - "Time after time")

Kati hat mir im studivz geschrieben. Juliane wollte vorgestern, wie schon am ersten Abend die Zimmernummern, die studivz-Namen haben. Ich schrob meinen Acc auf, den ich nur habe, um mir hin und wieder mal Seiten von anderen anzusehen (Ginas und Cordulas, zB).
Sie fragte, ob ich böse sei, wegen gestern und so. Ich antwortete nein, usw.
Juliane hat nicht geschrieben, aber immerhin hat sie mich geaddet.

Zwar fühle ich mich nicht so, als hätte ich noch sowas wie einen Stolz, aber dieses klaubig-schmierige etwas, dieser Klumpen, der mal mein "Stolz" war, hat auf jeden Fall noch die Macht, mich davon abzuhalten, ihr zu schreiben...

Heute hatte ich 1-2 verdammt gute Ideen, was das Schreiben anbelangt. Ich hoffe, ich vergesse sie nicht.
(Eva Cassidy - "Over the rainbow")

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Kommentare

12:36 17.10.2008
Ich war lange Zeit im StudiVZ, hab mich dann aber aus verschiedenen Gründen wieder gelöscht, sowie aus allen anderen Internetplattformen. Jetzt bin ich unter einem, äh Künstlernamen drin. Ich schreib ihn dir per PN, wenn du willst.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2008-10-17 00:01