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Tagebuch Lartox
2008-11-07 19:02
1-2 Dinge
Diesen Eintrag wollte ich eig nicht schreiben. Erst deshalb, weil ich allzu präsente Eindrücke nicht gleich verwaschen wollte, und jetzt, weil ich nicht so richtig weiß, wie ich schreiben soll. 1-2 Dinge sind passiert, und ich hab noch keine richtige Meinung darüber.
Aber gut, ich geh zu meiner guten alten Chronologie über...

Die Blonde im Zug
Letzten Freitag bin ich nach Hause gefahren, um in Vlbg mit meiner Familie den 30. meiner Schwester Linda zu feiern. Ich war zwar bei der Ankunft des Zuges schon am Westbahnhof, fand aber trotzdem auch nach 20-30min des Suchens keinen Sitzplatz! Ich setzte mich also gegenüber eines Abteils auf den Boden, und nach 2 Stunden stieg auch jemand in Linz aus, und ich schnappte mir ihren Platz. (Bis hierhin gäbs zwär noch einiges merkwürdiges zu erzählen, ich will versuchen, diesen Eintrag aufs Wesentliche zu konzentrieren.)
Ich sah mir "Apocalypse Now" an, zum 1. Mal. Schonmal gesehen? Furchtbarer Film! Gut gemacht, aber grauselig.
In Salzburg wurde von mir kaum beachtet die ganze Belegschaft meines Abteils ausgetauscht, und ich sah mir Scrubs an, um etwas vom Film runterzukommen.
Erst nach 2-3 Folgen bemerkte ich, dass die Blonde links von mir zu mir auf den Laptop schielte; ich fragte, ob sie mitschauen wollte, sie sagte ja. Wir teilten uns ihre Kopfhörer, und ich war etwas überrascht, dass sie verdammt süß aussah! Ich hatte gar nicht richtig hingesehen, und plötzlich saß da eine sehr hübsche Südtirol-Wien-Mischung neben mir, mit einem Hauch asiatischer Wangenknochen, hell blondierten, halblangen Haaren, die Hälfte übers Gesicht geschwungen, den Rest hinten kurz zusammengebunden; glattsamtene, natürliche Haut, nur ein starker, dunkler Strich um die Augen und geschmackvolle, aber lässige Kleidung.
Man muss sich dazu vorstellen, wie ich drauf war - ich hatte den Univormittag geschwänzt und total lang geschlafen, keine Zeit zum Duschen oder Haarewaschen gehabt, war unrasiert, hatte sowieso ne schlechte Haut-Phase und war von der Hitze im Gang total verschwitzt und fühlte mich einfach nur hässlich und stinkig. Außerdem hatte ich eben Sandwiches gegeseen. (Da muss ich mir grad "That's not my name" von den Ting Tings ansehen...)
Ich hielt mich also so gut es ging von ihr fern, sah sie nicht an und sprach nicht in ihre Richtung. Sie aber kommentierte (mit sexy rauchiger, sympathischer Stimme) immer wieder mal was und lachte unheimlich süß, und irgendwie entwickelte sich daraus ein Gespräch zwischen uns. Sie erzählte mir von ihrer Herkunft/Familie, ihren Reisen und ihrer Arbeit als Grafikerin, worin sie ziemlich erfolgreich sein muss. Daraus und aus ihrem Aussehen schließe ich, dass sie mindestens Mitte 20 ist.
Mit der Zeit wurde ich ehrlich gesagt ein wenig nervös. Mir wurde schmerzlich bewusst, wie ich wohl gerade wirken musste; wie meine Beine gewinkelt waren, was meine Hände und Arme taten, dass ich nach links blickend schiele.
Ich sträubte mich immernoch, mich von ihr mitreißen zu lassen, sprach sie aber immerhin ein paar Mal an, lachte auch, und passte dabei aber verdammt gut auf, was gerade passte.
Als sie von ihrem Stockholm-Besuch erzählte, meinte sie, sie könne auf schwedisch "frühstücken" sagen - "frustukken." Tja. Das ist wohl eher die schwedische Aussprache des deutschen Worts, was ich ihr auch sagte. Ihre Reaktion war einerseits geradezu herzig, erinnerte mich mimisch aber etwas an Sophie.
Ich kritzelte ihr zur Aufheiterung meinen Spezial-Smilie in meinen Mini-Block und gab ihn ihr, was sie anscheinend sehr freute. Daraufhin nahm sie meinen Block und schrieb selbst etwas hinein, was ich erst zuhause ansehen durfte. Sie erinnerte mich noch mehrmals nachdrücklich, das nicht zu vergessen.
Es fühlte sich wunderbar einfach an, mit ihr zu reden, und mit einem etwas wehmütigen Hochgefühl verabschiedete ich mich von ihr, in Erinnerung behaltend, dass sie jedes Wochenende ins "Ra'mien" geht.

Tja und noch bevor mich meine Mama abholte in Dornbirn holte ich den Block heraus. Darin stand:


Fruhstukken
Hier den Kontakt zu einem Kaffe.

Email-Adresse


Ich war kurz vorm Platzen.

...

Zuhause
Schon auf dem Heimweg unterhielt ich mich ungewöhnlich gut mit Mama. Seit Monaten kenne ich sonst nichts als ihre Abwälzung von Selbstmitleid und das ewige hämmern auf irgendwelche Jobchancen meiner Zukunft.
Aber ich sags euch, so eine idyllisches Wochenende hab ich noch nie erlebt. Seit langem waren wir wiedermal alle 6 zusammen (Bacchie nicht gezählt), und es verging keine Minute, da wir uns nicht super unterhielten oder lachten. Jeder von uns! Kein Drama, kein Gebrüll, kein Weinen, kein Verstecken im Zimmer, nichts. Und es war ehrlich gemeint! Ich hab mich unendlich wohl gefühlt. (Trotz meiner jämmerlichen Geschenke für Linda... ein 3er-Set Ohrringe und ein Buch... sie will ja nächstes Jahr nach Kanada reisen, dort spielt der Roman)
Meine Eltern und Schwestern so harmonisch zu sehen war sehr schön, und auch das Gefühl, sie stolz zu machen.
Eines noch: Papa hat wieder von seinem Opa erzählt, dem Vater seiner Mutter. Der, der für ihn so wichtig war, der mit ihm im Wald spaziert und fantasiert hat. Der mit dem Satz: "Komm, wir gehen und denken an das, was nicht ist!" ...
Er hieß Peter. Dass daher mein mittlerer name, Per, kommt, hatte ich nicht gewusst.
Von diesem Familienbesuch hab ich eine ganz schöne Menge Stolz mitgebracht.

Zurück in Wien
Der erste Tag zurück war gut. Im Zug zurück hatte ich 4-5 Stunden griechisch gelernt, ich war sogar besser als Elena. Nur, dass ich in Byzantinistik wieder zu spät war und ordentlich den Arsch vollgeblasen bekommen hab vom Kislinger. Ich konnte ihn gerade noch so runter-rhetorisieren.
Der Blonden ausm Zug schrieb ich am 2. Tag eine Mail. Ich brauchte eine Weile dazu, aber ich finde, es gelang mir gut. Ihrer Adresse entnehme ich übrigens, dass sie Karin heißt.

Und dann - nichts. Irgendwie konnte ich mich nicht mehr so recht konzentrieren. Mein Zimmer wirkte unfreundlicher als sonst. Ich wurde immer schlapper. Zu allem Überfluss schrieb mir Mira eine SMS...
Ich vermisste Zuhause. Ich war immer am besten klargekommen im neuen Leben, jetzt hatte mich das Ausm-Nest-Fall-Feeling eingeholt.
In den folgenden Tagen ging ich nicht zur Uni und tat auch nichts dafür.

Am Mittwoch nahm die Außenwelt kurzzeitig Kontakt zu mir auf, in Form von Kati. Meine gute Freundin Kati hier ausm heim, die mich von anfang an so durchschaut hat -
sie wollte mit mir was trinken, ihr sei langweilig. Minuten später trafen wir uns auf der Terrasse im 8., von wo aus wir eine wunderschöne Aussicht auf das rosa-orange Wien hatten. Ihr war nicht langweilig, ihr ging es nicht gut. Und zwar aus demselben Grund wie mir auch, nur hat sie eine viel stärkere Bindung zu ihrer viel größeren Familie, eine Biobauern-Familie, und noch dazu hat sie nen Freund in der Schweiz.
Wir tranken da oben einen großen 6er-Träger und einen chinesischen Pflaumenwein und redeten uns von der Seele, wenn auch nicht sehr anders als sonst. Aber es tat gut, und ich wollte für sie da sein, weshalb ich auch meine Pflilchtveranstaltung den Abend, Literaturrecherche, schwänzte. Dann noch nen kleinen 6er kaufen und zur Juliane runter, um sie zum wuzzeln zu holen. Ich hatte vergessen, wie schön sie ist.
Rüber zu Lisbeth, eine Freundin von Juliane, die ein el. Klavier hat.
Es war gut, zu spielen, noch besser war aber, als Juliane sich zu mir setzte, und wir zusammen spielten. Sie spielt nicht, ich zeigte ihr aber, wie sie über meine Begleitung improvisieren kann; sie war gut! Und anscheinend machte es ihr Spaß.
Dann zum wuzzeln (so nennt man hier Tischfußball-spielen... bei uns heißt wutzla Tschicks/Dübel drehen... das hat schon zu einiger Verwirrung geführt). Aus irgendeinem Grund sah ich gar nicht so schlecht aus, dabei hab ich keine Ahnung davon und spiel normalerweise schlechter als erlaubt ist. Die Juliane hat im Zuge dessen rumgeflucht, aber wohl eher wegen mir.

Kati
Später, als Kati und ich alleine weitergingen, gab sie zu, dass Juliane mir gegenüber abweisend war. Sie folgerte das aber daher, dass sie an mir interessiert sei...?
Jedenfalls spatzierten Kati und ich durch die nächtlichen Straßen und war schon sehr ausgelassen, dank des Alkohols und der gegenseitigen Sprechtherapie. Wir sangen und lachten, und irgendwann hielten wir Händchen (so gut das mit rudernden Armen eben ging).
Einen Zwischenstopp machten wir im "Tunnel", wo wir einen griechischen Bauernsalat und Spaghetti con Verdure aßen. Unheimlich langsame Bedienung da drin.
Dann wieder raus, spatzieren, und irgendwann rein ins Heim. Wie genau es ging weiß ich nimmer, aber wir hatten wohl keine Lust, schlafen zu gehen, also legten wir uns auf die Sofas im Fernsehraum. Es dauerte nicht lange, da legte Kati sich zu mir. Ich wollte kuscheln! Und wir taten es auch.
Es fühlte sich gut an, sie im Arm zu halten. Diese Art von Nähe hatte ich vermisst... ich wollte mehr. Nicht mit ihr rummachen, so mein ich das nicht. Irgendwie war es mir nur nicht genug, ich wollte sie noch fester umarmen, ihr irgendwas sagen, keine Ahnung. Ich tat nichts davon. Ich blieb so liegen und wollte einschlafen.

Mit der Zeit, als ich die Position meiner Hand verlagerte, bemerkte ich eine Reaktion ihrerseits. Ihre Hüfte berührend atmete sie schwerer... wenn ich mit den Fingern woandershin glitt, lief es ihr durch den Körper.
Einen tollen Körper hat sie. Wohlproportioniert ist sie, nicht auffällig, aber sportlich-kompakt, und von sehr feiner Haut überzogen.
Ja, sie rieß mich mit. Ich habe sie nie als eine gesehen, mit der man rummacht, und tue es auch jetzt nicht, aber als wir da so nebeneinander und ineinander lagen, baute sich etwas in mir auf, in meiner Brust und meinen Gelenken... ich wollte ihr meine Zuneigung körperlich ausdrücken, und ich wollte ihre haben. Nicht rummachen oder ficken. Das war echte Romantik, für mich jedenfalls.
Wir kamen uns gefährlich nahe. Zentimeter fehlten noch bis zur Unleugbarkeit. Aber dort blieben wir, und ich tat es nichtmal wegen ihr und ihrem Freund. Wir hatten unseren Moment, ja, aber wir waren Freunde. Ich kann Situationsbedingtheit absondern, aber ich glaubte nicht, dass sie es können würde.
Währenddessen hatte Kati mehr zu kämpfen als ich...
Ich tat, was ich für die größte noch erlaubte Zärtlichkeit hielt, und streichelte ihren Hals. Ich spürte, sie wollte mehr, und sie sprang auf, zum Fußende, und setzte sich an den Rand, den Kopf in die Hände gesenkt, flüsternd:
"Tu das nicht, tu das nicht, tu das nicht..."

Noch wollte sie nicht hochgehen, also blieb ich bei ihr und versuchte, ihr ein so gutes Gefühl wie möglich zu geben. Sie fühlte sich, als würde sie ihren Freund (emotional?) betrügen. Sie wisse, dass das nicht stimme, könne sich aber nicht helfen. Wir sprachen über ihn und über irgendwas anderes, und gegen 04:00 gingen wir hoch und sagten gute Nacht.

Und jetzt?
Am nächsten Tag ging ich nicht zu Neugriechisch, trotz Pflicht. Erst am Nachmittag zu Literaturgeschichte, wo sich sich alle (die deutsch sprachen) sich gegen mich verschworen. Dass ich so ruhig und höflich bleiben konnte wundert mich, denn meine werten Kolleginnen waren alles andere als das. Der moralische Sieg bringt mir leider nicht viel, und der inhaltliche noch weniger. Der Aufforderung, für nächstes Mal eine detaillierte Liste mit meiner Kritik an Michel Foucault zu schreiben, werde ich mit Freuden nachkommen.

Ansonsten: noch mehr Trägheit. Karin hat (bisher) nicht zurückgeschrieben, und so langsam gehen mir die Erklärungen aus. Kati ist wie immer übers WE nach Hause gefahren, ich wollte irgendwas Lustiges mit ihr machen und etwas mehr Normalität und Unschuld in unsere Beziehung zurückbringen.
Juliane anrufen trau ich mich nicht. Ich würd gern mit ihr den neuen James Bond ansehen, meine Schwestern wollen ja nicht. Aber ich muss doch sehen wie gut man mich sieht! Falls man mich überhaupt sieht, natürlich.

In der Uni bin ich nach wie vor nicht gewesen, aber mein Essverhalten normalisiert sich langsam, und ich war heute immerhin trainieren, 1,5h.
Zumindest ein kleines Bisschen will ich noch lernen, und danach geh ich ins Ra'mien. Komme was wolle!

Desweiteren halte ich fest, dass es höchste Zeit für mich wird, reich und berühmt zu werden.

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2008-11-07 19:02