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Tagebuch julieb
2010-03-01 21:17
hin und her

Erstens: mein Gebet wurde erhört (von wem eigentlich?), und ich habe arbeiten gehen können.

Allerdings hat mich Schatz' Mama am Vormittag angerufen. Luca hatte extremen Durchfall. Details erspare ich euch, aber das ganze dürfte mit einer (oder zwei) ziemlichen Sauerei(en) einhergegangen sein.
Wieder einmal bin ich froh, dass ich eine verständnisvolle Chefin mit kleinem Kind habe. So war es nämlich kein Problem, dass ich zu Mittag mal für zwei Stunden verschwunden bin, um mit dem Patienten zum Arzt zu fahren.
Was mir insofern nicht viel ausgemacht hat, weil ich den ja so nett finde. Jedes Mal ein bisschen mehr. Der unterhält sich so lieb mit mir (eigentlich habe ich das Gefühl, dass er ein bisschen auf junge Frauen steht und baggert, aber ich finde sowas immer sehr entzückend und ich habe auch kein schlechtes Gewissen, wenn ich mit älteren Männern flirte - das hat irgendwie was Harmloseres als mit Gleichaltrigen).

Jedenfalls gibt es für Kinder keine Medikamente gegen Durchfall, und so haben wir halt nur Antibiophilus bekommen.

Dann habe ich Luca wieder bei der Oma abgeliefert und bin zurück in die Arbeit gefahren.

Und offenbar hat meinem Sohn das Zeug geholfen. Zumindest war er am Abend beim Abholen viel fitter als tagsüber und hatte auch wieder ein bisschen Appetit.
Beim Heimfahren war ich noch einkaufen und wenn Luca krank ist, kaufe ich immer ohne Rücksicht auf Ökonomie und Ökologie.
Das heißt, dass ich zwei Packungen Heidelbeeren gekauft habe, obwohl die bei uns derzeit nicht wachsen und obwohl sie sauteuer waren. Aber Luca mag sie und sie stopfen.
Außerdem habe ich ein Rosinenbrot gekauft, von dem wahrscheinlich 2/3 überbleiben werden (wobei mir gerade einfällt, dass ich das zum Kaffee mit in die Firma nehmen kann).
Dann noch Fruchtzwerge, die ich normalerweise ebenso verachte, wie alle komischen Kinderjoghurts und dergleichen.
Aber ich bin halt auch nur eine Mama. Hauptsache ich habe irgendwas zuhause, was mein Kind mag.

Was mich ganz ungewollt auf das Thema bringt, dass ich ja unbedingt festhalten wollte. Luxus.
Weil essen für mich der größte Luxus üerhaupt ist. Ich finde es so toll, dass ich nicht großartig darüber nachdenken muss, ob ich mir ein bestimmtes Lebensmittel leisten kann. Ich kann essen, worauf ich gerade Lust habe und bin sehr dankbar dafür, hier keine Abstriche machen zu müssen.

Schatz' Neffe Paul hatte ja vorigen Freitag Geburtstag und am Samstag waren wir dort zum Frühstück eingeladen. Und da hab' ich über die Luxussache nachgedacht. Alles, was wir so machen, ist irgendwie sehr luxuriös.
Wir sind an diesem Tag in der Früh aufgestanden, nachdem wir in einem kuscheligen Bett in einem trockenen Zimmer mit Heizung geschlafen haben.
Dann waren wir duschen, mit warmem Wasser und Duschgel, dass ich nach dem Geruch von Sauberkeit aussuche.
Anziehen ist auch Luxus. Unsere Sachen sind zwar nicht von irgendwelchen Haute Couturisten, aber wir besitzen definitiv wesentlich mehr, als unbedingt notwendig wäre und können uns aussuchen, was uns gerade gefällt.
Dann sind wir mit einem von unseren zwei Autos (ist ja wirklich auch Luxus) zur Schwägerin gefahren, wo Paul's Party mit allem Drum und Dran von 'Cars' vorbereitet war.
Dort haben wir mit frischen Brot und vier verschiedenen Schinkensorten gefrühstückt. Im Anschluss hat's Torte gegeben.

Paul ist natürlich reich beschenkt worden und damit die anderen beiden (Lena und Luca) nicht eifern, haben auch die zwei jeweils ein Geschenk bekommen.

Ich weiß gar nicht mehr, wie der Tag weitergegangen ist, aber fakt ist, dass es nicht mehr viel Unterschied machen kann, würden wir plötzlich mit einem Hummer statt einem BMW fahren und Kaviar statt Schinken essen.

Wenn wir also manchmal jammern, dann tun wir das eindeutig auf sehr hohem Niveau und eigentlich sollte man sich das abgewöhnen. Weil's irgendwie schäbig ist.
Die Arbeitslosenzahlen steigen, wir sind bei ca. 400.000.
200.000 Tote in Haiti, hunderte in Chile.

Man kann ja nicht die Welt retten, aber man kann sich vielleicht ein bisschen zusammenreißen, wenn es um die eigenen Probleme geht. Ich war ja zugegebener Maßen bis jetzt immer eher der Meinung, dass meine Probleme nicht kleiner werden, nur weil die von anderen größer sind, aber inzwischen muss ich meine Meinung da ändern. Sie relativieren sich doch, die Sorgen.

Ich gehe jetzt bügel. Mit meiner Luxus-Büelstation vor dem Fernseher. Meine Hausarbeit würden viele Menschen als Urlaub ansehen.

Kommentare

22:27 01.03.2010
Mir ist der ganze Luxus bewusst geworden, als ich den Jakobsweg gegangen bin, mit einem Rucksack mit 2 Hosen und 3 Tshirts, jeden Tag selbst mit der Hand waschen, nicht immer warm duschen, nicht immer im Bett zu schlafen, oft in großen Schlafsälen, nicht die Sachen essen, die man gerne mag, etc, alles zu Fuß gehen... Die ersten paar Wochen wieder daheim kamen mir vor wie im Schlaraffenland, obwohl mir die Einfachheit der Tage am Weg extrem getaugt haben.
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julieb Offline

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2010-03-01 21:17