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Tagebuch julieb
2010-02-11 12:40
Ein Sturz und seine Folgen

Ich bin Experte für selbsterfüllende Prophezeiungen. So war es mit meinem Kaiserschnitt und so war es nun auch bei Lucas Zähnen; hab ich doch bei jedem Sturz immer die große Angst gehabt, dass denen was passiert.

Nun, getern war es so weit. Luca und Fiona sind ausgelassen herumgetobt und auf dem Sofa gehüpft (ja, ich bin total blöd, weil ich das zugelassen habe), und dann ist er gestürzt und mit dem Gesicht frontal gegen die harte Rückenlehne geknallt.
Er hat sofort aus dem Mund geblutet und zwar wie verrückt. Wir haben ja jetzt schon einige Unfälle und Krankheiten und dazugehörige Spitalsaufenthalte hinter uns, aber so planlos wie gestern war ich noch nie. Ich war total schockiert, habe Luca im Arm gehabt, er voller Blut, ich voller Blut, der Boden auch.
Als erstes hab' ich versucht Schatz zu erreichen, was nicht geglückt ist. Vielleicht wäre die Rettung am vernünftigsten gewesen, andererseits hätte das bedeutet, warten zu müssen.
Ich habe also Luca notdürftig angezogen - er wollte mich nicht auslassen, und das Jacke anziehen war so extrem schwierig - meine Jacke und alle anderen Sachen stehen und liegen gelassen und bin mit ihm ins Krankenhaus gefahren.

Dass ich dort keinen Parkplatz bekommen habe und in der Kosequenz beim Supermarkt nebenan stehengeblieben bin, wo mein Auto natürlich hinter dem Schranken eingesperrt wurde, war mir eigentlich ziemlich schnurze. Ich bin mit Luca am Arm so schnell wie möglich in die Unfallambulanz gelaufen. Er hat mittlerweile ausgesehen wie ein kleiner Vampir nach einer großen Mahlzeit.
Er hat erst einmal ein Schädelröntgen bekommen. Kein Bruch, schon einmal gut. Aber ein lockerer Schneidezahn. Nicht gut. Viel Blut, auch nicht gut.
Wir sind weitergeschickt worden auf die Kieferambulanz, mittlerweile war auch Schatz da, der mich zurückgefrufen hat. Weil ich aber auch mein Handy bei Alex liegen gelassen hatte, hat sie ihm die frohe Botschaft überbracht und ich war heilfroh, als er gekommen ist.
Auf der Kieferchirurgie wurde uns jedenfalls gesagt, dass die Schleimhaut in Kurznarkose genäht werden müsse, und plötzlich ist der Begriff ''Extraktion'' gefallen.
Nicht so schnell. Ich habe darauf bestanden, dass ALLES getan werden muss, um den Zahn zu erhalten (wofür zahlen wir Sonderklasse?).

Wir sind also erst einmal stationär aufgenommen worden, und weil Luca gegen 9h30 einen Keks gemampft hatte, wurde die OP erst für 15h angesetzt, wegen nüchtern sein und so.

Mein Bruchpilot war dann eigentlich schon wieder ganz gut drauf - zumindest solange ihn kein Arzt angefasst hat. Wir waren im Spielzimmer und Schatz' Papa hat uns besucht, weil Schatz selbst arbeiten musste.

Und dann war es soweit. Den ganzen langen Weg von der Kinderabteilung bis zum OP hatte ich das Gefühl, ich bringe Luca zur Schlachtbank. Die langen fensterlosen Gänge in denen jeder Schritt laut wiederhallt. Mein Kopf hat sich angefühlt wie ein Luftballon. Luca hat sich an mir festgekrallt und bei jeder abweichenden Bewegung zu weinen begonnen. Vor dem OP habe ich in einem Vakuumraum bleiben müssen, zumindest hat es sich so angefühlt wie eine Blase. Ein riesiger OP-Gehilfe hat Luca genommen und ich habe gesehen, wie er die Arme nach mir ausgestreckt und geschrien hat.
Zuvor hat mich noch die Anästhesistin angeblafft, weil ich nocheinmal betont habe, dass sie schauen sollen, dass der Zahn erhalten wird.

Dann das große Warten. Zuerst hat es geheißen, der Eingriff sollte ca. 15 Minuten dauern. Nachdem ich weder Handy noch Uhr hatte und auch in dem Warteraum keine Uhr war, hatte ich auch null Zeitbegriff, aber irgendwann war ich SICHER, dass es schon VIEL LÄNGER dauert als veranschlagt.

Endlich hat der Riese mein schlafendes Kind wieder gebracht - mit seinen Zähnen. Im Aufwachraum habe ich neben ihm warten dürfen und kaum war er wach, war er auch schon wieder auf meinem Schoß. Dann hat noch der Operateur mit uns gesprochen: BEIDE oberen Schneidezähne wackeln leicht, aber er glaubt, dass sie sich erholen.

Ich bete jetzt - obwohl das wahrscheinlich nix bringt, weil Gott weiß, dass ich nicht an ihn glaube (das ist jetzt irgendwie paradox) - dass die Beißerchen wieder fest werden.

Am Abend hatte Luca jedenfalls schon wieder den üblichen gesunden (ist das noch gesund was der verdrückt?) Appetit, und auch heute zum Frühstück hat er Berge verdrückt. Er scheint also zumindest keine Schmerzen zu haben.
Und er war total gut drauf.

Nachdem die Tagschwester in der Früh bei uns war, habe ich ihm erklärt, dass das eine Krankenschwester war und habe ihn gefragt, ob die lieb war. Hat er ein paar Mal bestätigt (''Schwester lieb...lieb...lieb''), und dann hat er plötzlich gesagt ''Mama auch lieb!''
Mein süßer Bub - alles mach' ich offenbar doch nicht falsch, wenn er mich lieb findet.

Aber ich muss ihn ein bisschen mehr zurückhalten. Das gestern war jedenfalls ein vermeidbares Risiko, aber ich hab's ihm durchgehen lassen obwohl ich diejenige von uns beiden bin, die abschätzen kann, welche Folgen ein Sturz haben kann.
Nur brigt mir diese Erkenntnis für diese Verletzung jetzt nichts mehr. Ich kann's nur wieder einmal in Zukunft besser machen.

Ich bin jetzt erst einmal froh, dass es ihm subjektiv wieder gut geht und wir wieder zuhause sind.

Kommentare

23:41 15.02.2010
süße, wie geht es ihm denn? weiß man schon was?? ich denk an euch!!!
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23:20 14.02.2010
@diary: danke *schnief*
@suza: dank dir und ja: die Milchzähne....zum Glück. Und trotzdem wäre es für mich schlimm, wenn er sie verlieren würde
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13:14 11.02.2010
Oh, du Ärmste, da hattest Du aber High Life!
So, wie es tönt sind das aber noch die Milchzähne, oder? Glück gehabt, besser jetzt die Milchzähne als in der Schule die richtigen.
Ich drück ganz fest die Daumen: gute Besserung !!
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13:13 11.02.2010
aaa..ich heul grad weil du mir so leid tust, weil du das mit ihm erlebt hast...ich mein, es wird noch viel kommen mit unseren kleinen und das ist ja irgendwie doch glimpflich ausgegangen, aber trotzdem...und meine daumen sind gedrückt, dass das wieder wird...
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julieb Offline

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2010-02-11 12:40