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Tagebuch Julie
2003-07-28 22:22
Artikel in der AZ (ACHTUNG STARKER TRIGG
"Wenn sich die Welt nicht ändert, wechseln wir die Welt"

Perspektivlosigkeit und Verzweiflung sind der Nährboden für Satanismus - Sowohl Protest-Bewegung als auch straff organisierte kriminelle Vereinigung

Von Detlef Drewes - Augsburger Allgemeine vom Freitag den 11. Juli 2003, Seite 3

Augsburg

Als die SMS-Kurznachricht ankommt, ist es bereits zu spät: "Wenn sich die Welt nicht ändert, wechseln wir die Welt." Auch die Handy-Mitteilung "Heute ist ein schöner Tag zum sterben" erreicht den Empfänger erst, als frank und Martin längst tot sind. Die beiden 17-jährigen waren mit einem Auto frontal gegen einen Baum gefahren. Gründe: unbekannt.
Das war heute (11. Juli) vor genau drei Jahren in Sachsen-Anhalt. Die fassungslosen Eltern und Freunde fragen, suchen, stoßen nur auf Andeutungen. Auf dem Computer der beiden Freunde findet man eine Spur. Die Zahl 3222 führt zu sogenannten Todesforen im Internet, einem Treffpunkt satanistisch interessierter Jugendlicher. Hier tauscht man sich aus, hier beredet man seine Probleme. Mit wem? Das weiß niemand. Auch nicht, von wem der Todesbefehl kam.
Satanismus ist zum Sammelbegriff für SChauergeschichten, cjugendlich-verzweifeltes Aussteigertum und eine nahezu perfekt organisierte, Logen ähnliche Szene geworden. Alles hängt zusammen und hat doch nichts miteinander zu tun. Das macht jede Fahndung so schwierig. bei den Sicherheitsbehörden wurde der Satanismus als Tathintergrund lange genug nicht wahrgenommen. Erst jetzt gibt es erste geschulte Spezialisten, die verstehen, dass bestimmte Symbole am Tatort, Zahlenchiffren (666) keine Zufälle sind. Und sie wissen, dass in diesen Kreisen wirklich alles möglich ist.
Kein Wunder also, dass nach dem Fund satanistischer Insignien und entsprechender Musik so genannter Death-Matal-Gruppen bei dem T*t*r von Coburg nun auch dort ein satanistischer Hintergrund abgeklopft wird. Eckard Türk, Satanismusspezialist der katholischen Kirche in Deutschland, nennt die Jugendströmung "inszenierte Provokation und Selbstverweigerung". Schwarze Messen seien inzwischen Teil einer "subkulturellen Realität". Satanismus also als Protest- und Aussteiger-Bewegung.
Das mag die eine Seite sein, die andere ist sehr viel schwieriger zu entlarven, weil die organisierte Satanismus-Szene nach außen streng abgeschottet handelt. Informationen gibt es meist nur von Aussteigern, falls es jemandem gelingt, lebendig auszusteigen. Dort nämlich hat sich, wie Recherchen unserer Zeitung ergaben eine fest strukturierte "Ordensstruktur" gebildet, deren Mitglieder keineswegs aus der Jugendkultur stammen, sondern teilweise höchsten gesellschaftlichen Kreisen angehören. Aus Okkultismus und Esoterik hat man sich eine Art Anti-Religion zusammengeschnitzt, die unter dem Motto "Gott ist der Mensch" alles vereint, was anti-christlich und antikirchlich ist. Die schwarze Messe als Höhepunkt sadistischer Orgien, in denen nicht nur Tiere geschlachtet und verzehrt werden, sondern auch Blut getrunken wird. Von Menschenopfern ist die Rede, von Prostituierten, aus dem ehemaligem Ostblock, die gegen Geld Kinder für die Szene austragen, die dann geopfert werden. Frauen, die de Zirkeln entkommen konnten, sind schwer geschädigt, wie Rosina (Name geändert), eine 33-jährige, die sich nur noch im Rollstuhl fortbewegen kann.
Mit hilfe psychologischer Techniken werden bereits bei Kleinkindern Persönlichkeitsspaltungen vorgenommen (sie werden programmiert), um später jederzeit für sexuelle Perversionen nurzbar sein zu können. Die Hemmungslositkeit der Szene zeigt das Satanisten-Paar Manuela und Daniel Ruda, dass 2001 einen Bekannten mit 66 (!) Stichen und Hammerschlägen ermordete.
Die Gefahren der schwarzen Jugendszene sind dagegen ganz anders gelagert. Perspektivlosigkeit und Verzweiflung sind der Nährboden, der für eine ritalisierte Ersatzreligion anfällig macht. "Es entsteht eine Abhängigkeit", sagt Türk. So geraten diese jungen Menschen in eine gleich denkende Gruppe, der sie sich nicht mehr entziehen können. Auch dann nicht, wenn es schließlich zum Todesbefehl kommt. Die Experten befürchten dies gerade in diesen Tagen wieder. Denn die jugendlichen Stanisten vereint eine schon fast mystische Beziehung zu Zahlen und Symbolen.
Eine solche Codezahl mit zwei Bedeutungen ist die "187". Die amerikanische Polizei benutzt diese Zahlenkürzel, wenn sie per Funk zum Einsatz bei Mordfällen gerufen wird. Der Film "187 - eine tödliche Zahl" ist Kult in der Satanistenszene. das Video handelt von Aggressionen und Gewalt an Schulen und einem Lehrer, der sich bei einem Todesroulette opfert, um die Brutalität zu stoppen. Die Satanisten haben aus "187" zwei Todes-daten gemacht 18.7 und 1.8.7 = 8. und 9. Juli. In den Internet-Chats wird seit langem diskutiert...
Sozialexperten setzen auf die Arbeit mit Jugendlichen, um sie aus Verzweiflung und Perspektivlosigkeit zu befreien. Der strukturierten Szene wird man dagegen wohl nur mit massivem Einsatz der Sicherheitsbehörden zu Leibe rücken können. Sie wird von einigen Polizeiexperten inzwischen der organisierten Kriminalität zugerechnet - mit Verbindung zu Rechtsextremisten, mit denen sie das gleiche faschistische Gesellschaftsbild teilt.

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