Tränen und Schmunzeln
Morgen bekomme ich meine letzte Infusion. Ich denke dann auch, daß die 7 gereicht haben. Ich gehe wieder sicherer, taumel nur noch dezent und ataktisch bin ich so gut, wie gar nicht mehr. Das einzige, was mich noch etwas nervt ist, daß meine Feinmotorik noch nicht so ganz stimmig ist. Wenn ich hier jetzt schreibe, fällt es auf und meine Gitarre macht mir momentan mehr Frust, als Lust. Aber noch kommt ja das Ausschleichen. Da geht also noch etwas...

Ich habe für Muffin einen Song geschrieben. Es geht da sehr um meine Gefühle ihr gegenüber und wie ich unser Zusammenleben empfunden habe. Naja, nicht jeder schreibt ein Lied für seine Katze... Ich denke mal, daß viele diese Aktion für übertrieben halten. Ich denke es zeigt nur, wie viel sie mir bedeutet hat. Schließlich habe ich jetzt niemanden mehr. Sie war mein Halt, meine Stützte und hat auf mich aufgepaßt. Ich hatte es oft erwähnt.
Jedenfalls kann ich den Song gar nicht richtig spielen, weil ich die Griffe nicht richtig hinbekomme. Es ärgert mich, daß ich die Saiten nicht richtig, oder völlig falsch treffe. Ich hoffe doch, daß das bald verschwindet. Ich muß es vielleicht noch intensiver üben.

Hey, Kleine! Deine Kerze brennt gerade wieder. Sie ist schon bis zur Hälfte abgebrannt. Ich habe irgendwie immer noch ganz oft Pipi in den Augen.Heute bei der Ärztin, als ich am Tropf lag.Wie du immer unter die Bettdecke gekrabbelt bist, wenn ich zur Arbeit mußte. Plötzlich lag da immer ein kleiner Berg unter der Decke und wenn ich diesen Berg zum Abschied noch einmal gestreichelt hatte, kam immer ein kleines "Bis später!" von dir. "Miep miep miep!" Das waren so oft deine Töne und ich wußte immer, was du von mir wolltest. Diese Töne habe ich immer wieder in den Ohren. Manchmal hätte ich dich gerne noch mehr verstanden.
Wie oft bin ich nachts wach geworden, weil ich dich draußen mit einer anderen Katze hab zoffen hören. Und jedesmal konnte ich nicht eher wieder einschlafen, bis du unbeschadet wieder da warst. Ich hätte dir ruhig mehr zutrauen sollen...
Aber oft genug hast du dich ja auch nicht raus getraut. Du hast mich dann immer vorgeschickt, damit ich gucke, ob die Luft rein ist. Und dann kam von dir immer ein Mix aus Knurren und Jaulen. Das hat mich immer zum Schmunzeln gebracht. Du hast mich oft zum Lächeln und Lachen gebracht. Das fehlt jetzt. Hab auch bei der Ärztin daran gedacht, daß ich wohl nie wieder glücklich sein kann. Immer wird mir alles genommen, was mir wichtig ist. Warum ist das so? Darf ich nicht auch mal etwas behalten, an dem ich mich erfreuen kann?