Heimfahrt
Morgen ist es also soweit. Ich bin 4 Wochen an einem Ort gewesen, an dem Zeit nichts mehr bedeutet, alles irgendwie an den Rand gerückt wird und "sich Kümmern" eine ganz andere Dimension beinhaltet. Mir wurde im Prinzip alles abgenommen und ich hatte einen Plan für den Tag, den ich mir manchmal für mein Leben wünschen würde.
Vor der Heimreise fürchte ich mich ein bißchen und auch ein bißchen mehr. Da ist auf einem soviel, um das ich mich selbst kümmern muß. Mein Vermieter hat mich sowieso die letzten 4 Wochen verfolgt. Zu allem Überfluß muß ich mich jetzt mit "teilweise erwerbsunfähig" hermuschlagen... Da die Ärztin aus der Klinik einen schönen Brief an meine Hausärztin verfassen wird, muß ich mich wohl auch mit anderen neuen Veränderungen anfreunden. Ich muß mit meinem Arbeitgeber reden, wie ich weiter arbeiten werde, dabei habe ich doch selbst keine Ahnung, wie ich das schaffe. Ich muß im Prinzip eingestehen, daß mein Arbeitgeber einen Griff ins Klo getätigt hat, als er sich damals für mich als Festangestellte entschieden hat... Klasse. Auch auf das Gespräch freue ich mich sehr. Es sind alles Gespräche, auf die ich mich freue. Donnerstag gleich einen Einlauf von meiner Hausärztin abholen und dann den Gang zum Arbeitgeber. Wenn mein Vermieter dann auf der Matte steht, ist der Tag im Prinzip gelaufen...
Ich denke mal lieber an etwas anderes....

Heute habe ich nur Abschied auf dem Plan gehabt. Wenn man täglich KG hat, gewöhnt man sich ja an den Therapeuten. Wir haben uns generell sehr gut verstanden und ich finde es schade, daß er mich jetzt nicht mehr ärgert... Die Psychologin hat mir noch einen Plan aufgestellt. Damit ich mit all den Aufgaben zurecht komme. es war ihre letzte Handlung mir gegenüber. Ich weiß nicht, ob sie sich darüber freut, den Problemfall los zu sein. Ich frage mich jedenfalls, wer von unseren Gesprächsinhalten erfahren wird. Das hatte ich leider vergessen zu fragen. Ich stehe immer noch unter Bewachung. Allerdings bin ich im "offenen Vollzug", soll heißen, daß ich länger draußen sein kann, aber mich trotzdem abmalden muß. Im Abschlußgespräch mit der Ärztin wurde mir mal wieder nahegelegt eine Therapie zumachen, vorzugsweise EMDR. Diese Thera klingt für mich so unglaubwürdig, daß ich mir den Aufwand eigentlich sparen würde. Aber wahrscheinlich scheitert diese Idee schon allein an die Fahrt nach Emden und zurück. Das die Ärzte nicht nachdenken, oder sich ein Bild davon machen, was es heißt auf einer Insel zu wohnen...

Jetzt müßte ich ja noch ein Fazit von meiner Reha verfassen. Letztendlich geht es mir besser, als vorher, aber bei weitem noch nicht so gut, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe nette Leute kennengelernt, die mir zumindest gesagt haben, daß sie sich melden werden. Ich konnte feststellen, daß Borkum doch nicht der Arsch der Welt ist und wohnte in einem Haus, das aus unzähligen Gängen und Fluren besteht, daß schon allein der Gang zum Speiseraum einer Wanderung glich.

Nun sitze ich morgen wieder schlappe 10 Std in einem Zug, auf einem Bhf ,im Fährhaus in Emden oder auf dem Schiff. Auch der Gedanken daran stimmt mich nicht euphorisch. Warum ist die Welt so groß, obwohl sie doch eigentlich klein ist?