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Tagebuch imeisi
2004-06-27 23:48
Die Aliens sterben aus...
Seit Jahresbeginn gab es in ganz Europa nur eine Ufo-Erscheinung, und zwar Mitte März im norwegischen Örtchen Lardal. Dort erleuchtete eine ungewöhnliche Explosion den nächtlichen Himmel. Mehrere Augenzeugen berichteten von einem Feuerball, der anschließend zu Boden sank. Sie suchten nach Erklärungen, fanden aber keine und verfielen daher auf den Gedanken, es könne sich um ein Ufo gehandelt haben. Presse und Polizei nahmen sich der Sache an. Einen Tag später fand man am Fuß eines Starkstrommasts die verkohlten Überreste einer Katze.
Die ganze Ufo-Sache ist auf den Hund gekommen. Kaum einer schaut noch hin - und wenn doch, dann bleibt das Flugobjekt nicht lange unidentifiziert. Die sechs "flammenden Punkte" auf den Infrarotaufnahmen mexikanischer Luftwaffenpiloten etwa wurden innerhalb weniger Tage als Fackeln eines Offshore-Ölfeldes im Golf von Mexiko erkannt. Seit dem Beginn des neuen Jahrtausends ist die Zahl der Ufo-Beobachtungen weltweit drastisch zurückgegangen. Wählt man die Nummer des "Mannheimer Ufo-Telefons", der ersten Adresse für unerklärliche Phänomene am deutschen Himmel, muss man es lange klingeln lassen, bis jemand abnimmt. Es gibt so wenige Anrufe wie noch nie. Ende der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts meldeten sich noch rund hundert Anrufer im Jahr, 2003 waren es gerade mal zwanzig.
Nur jetzt, wenn am Abend die Sonne die Venus so direkt anstrahlt, erzählt Walter Weber, der skeptisch-pragmatische Amateur-Astronom der das "Ufo-Telefon" ehrenamtlich betreibt, gibt es einige wenige, die anrufen, während sie mit Höchstgeschwindigkeit den hell leuchtenden Abendstern auf der Autobahn verfolgen. "Warum auch nicht?" sagt Weber, "sind ja nur ein paar Millionen Kilometer bis zur Venus". Auch solche Fälle sind also schnell geklärt. "Die Luft ist raus aus dem Ufo-Thema", meint Walter Weber. In den neunziger Jahren seien halt gleich drei der mysteriösesten Mysterien der Szene - Roswell, die "Area 51" und die "Alien - Autopsie" - gründlich aufgeklärt worden, ganz ohne Rekurs auf extraterrestrische Interventionen.
Das Ende des Kalten Kriegs bedeutete eben auch das Ende einer ganzen Klasse, einer ganzen Kultur von globalen Geheimnissen. In einem der Nachrufe auf Ronald Reagan wurde daran erinnert, dass er bei seinem ersten Treffen mit Gorbatschow die Möglichkeit einer Zusammenarbeit der beiden Blöcke bei der Abwehr von Angriffen außerirdischer Wesen besprechen wollte.
Die Ufos sind die Opfer der neuen Zeit. In England sieht man auch keine Geister mehr. Tony Cornell, der Veteran der britischen Geisterbeschreiber, klagt über den Einbruch von sechzig bis achtzig gemeldeten Spukfällen pro Jahr auf null. Cornell kommentiert: "It is very strange" - und der Mann kann das wirklich beurteilen!
Ein kurzer Rückblick auf das jüngste Schicksal ähnlich sommerlochrelevanter, angeblich ewiger Menschheitsrätsel und kryptozoologischer Dauerbrenner fällt kaum anders aus. Es ging Schlag auf Schlag: Der Yeti? Ein Bär. Kennedy? Oswald. Loch Ness? Voller Fische, U-Boote und Wasser, ansonsten leer. Die Cheops-Pyramiden? Die Fernsehnation war bei der Roboterbohrung live dabei und weiß seitdem: innen hohl. Auch von den bislang noch nie fotografierten, sagenumwobenen Riesenkraken der Tiefsee weiß man nach einem vierzehnseitigen Aufsatz im vorletzten "New Yorker": Sind manchmal zwölf Meter groß, aber ansonsten auch nur normalsterbliche Tintenfische. Wenn es Sommer wurde, kam früher zuverlässig eine Meldung über ein entlaufenes exotisches Tier in den deutschen Wäldern, Auen und Baggerseen. Dann gab es eine tagelange muntere Suche, bis das Tier wieder eingesperrt und damit die Nation in Sicherheit war. Dieses Jahr bot man uns nur einen flüchtigen Gorilla im Berliner Zoo, der nach seiner Gefangennahme von dem Boulevardblatt "B.Z." interviewt wurde, und einen entlaufenen schwarzen Panther an der Côte d'Azur, der sich nach einer über ein paar Tage andauernden Suche als "außergewöhnlich dicke" schwarze Hauskatze herausstellte.
Nun ist es ja nicht so, dass die Welt uns ganz geheuer wäre, im Gegenteil, und das genau ist das Problem: Die konkrete Furcht - vor Terroranschlägen, Erderwärmung, Nuklearterrorismus - hat die Angst des vergangenen Jahrhunderts abgelöst. Dieser Tage bietet schon die gute alte "Tagesschau" Enthauptungsvideos, Nagelbomben und Folterfotos. Die für Außerirdische verbleibende Neugier ist in diesen Zeiten eher gering. Das mag auf Gegenseitigkeit beruhen: Womöglich möchten die Aliens aus dem All gar nicht mehr über die Erde erfahren, als sie es in all den Jahren durch ihre Entführungen vieler gläubiger und unbescholtener amerikanischer Farmer herausgefunden haben. Quelle: www.spiegel.de

Kommentare

01:02 28.06.2004
Klar ist das eine faszinierende Vorstellung, umsonst gibt es nicht so viele Geschichten und Filme über das Thema. Ich finde phantastische Geschichten und SF auch toll, aber gleichzeitig bin ich auch Realist. Und betrachte solche Phänomene eher sachlich, nüchtern.
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00:20 28.06.2004
Nein, aber interessiert hat mich halt doch die Vorstellung, das es so ein könnte
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23:53 27.06.2004
hm, hab sowieso nie daran geglaubt, dass auch nur ein Ausserirdischer "heimlich" hier vorbeigeflogen ist. Du?
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2004-06-27 23:48