Ein Blick in die heimliche Feldpost
Neben verlassenen Kabeltrommeln, Uniformstücken und Schnapsflaschen liegt russische Feldpost. Ein großer Teil ist noch nicht geöffnet. Uns wundert zunächst das fast durchweg dreieckige Format der Briefe. Dann aber staunten wir, zwischen den Zeilen der Prawda waren hier die Worte an den Soldaten geschrieben, kaum konnte man die Schriftzeichen aus dem Druck der Zeitung entziffern. Als Umschlag eines anderen Briefes war das Rezept eines Arztes genommen, wieder ein anderer Brief war auf eine alte Tapete geschrieben. Einige hatten normales Format und waren aus Moskau. Die Zeitspanne der Briefstempel lag vier Monate auseinander. Der neueste Brief war vom 18. Juli 44. In einem Briefe war ein vergilbtes Bild einer auf dem Felde arbeitenden Frau. Auch eine Soldatenzeitung lag bei den flüchtend verlassenen Gegenständen. Darin wurde der deutsche Soldat verunglimpft, dass selbst wir über solche Albernheit lachen mussten. Durchweg, bei Briefen und Zeitung, war dem Sowjetstern, Sichel und Hammer den größten Wert beigemessen. Schon damals in Russland fiel uns der große Papiermangel auf. Der Russe braucht sein Papier für Flugblätter.