Die Nachricht „Vermisst“
Post ist der einzige Lichtstrahl im Soldatischen. Das weiß auch jeder und manches Mal sagt man, es wäre das Herz zwischen dem Körper „Front und Heimat“. Aber neben all den erfreulichen Nachrichten kommen auch solche, welche weniger Freude – ja tiefe Trauer, Sorgen und Not bringen. Mir brachte die Post die Nachricht, dass der Bruder Gustav in Rumänien vermisst ist. Welche Gefühle ziehen doch durch die Seele bei diesem Wort. Ja, dieses Wort ist ein Marter, man kann sich nicht von ihm losreißen, denn es ist auch der Strohhalm, der an einem Ertrinkenden vorbei schwimmt. Wie, was, wo und wann – diese Begriffe, welche man gelernt hat, um Meldungen abzufassen, erstrecken sich im ganzen Denken jetzt auf das Schicksal des Bruders. Das Wort „Vermisst“ ist eine Folter ohne Grenzen. Harmlos schleicht es sich immer weiter und mehr in das ganze Denken, und viele Stunden am Tage und in der Nacht ist der Geist dort bei dem, von welchem sein Schicksal unbekannt ist. So schmerzlich die Nachricht um den Tod eines Menschen sein kann, schlimmer ist die Nachricht „Vermisst“ und das dazu noch bei unserem östlichen Gegner, dem Russen.