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Friday, 29. March 2024
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Tagebuch Gustav_Landwehr
 1937-09-18 hh:mm
Wir werden wie kleine Kinder behandelt
Seit zwei Wochen ist der Betrieb wieder in vollem Gange. Fast jeden Tag hat es geregnet. Wenn das Wetter nicht bald umschlägt, wird das Gras auf den Wiesen verderben. Dabei ist es derart kühl, daß wir die Heizung schon haben anstecken müssen. Wir spüren deutlich den Mangel eines Seminarleiters. Seltsam bunt geht es bei uns zu. Der stellvertr. Seminarleiter Insp. Delius erlaubt sich die tollsten Sachen. Immer ist er die Freundlichkeit selbst, dabei steht die gesamte Bruderschaft mit ihm auf Kriegsfüße. Immer müssen wir das Wort : „Allerliebste Brüder“ anhören. Um es kurz zu sagen, wie kleine Kinder werden wir von ihm behandelt. Die größte Not ist wohl, daß wir alle sündige Menschen sind und die Schuld immer nur beim anderen suchen. Auch wir tragen ein groß Teil Schuld. Aber immer lässt er uns sein Misstrauen durchblicken, es ist einfach nicht möglich, daß wir ihm mit Vertrauen entgegentreten, was doch gerade in einem Missionshause der Fall sein sollte und müsste. Gestern haben wir dem Direktor mit aller Offenheit die Sache gesagt, und er hat uns wenigstens angehört. Das ist uns mehr als erfreulich, daß Florin zum Seminarleiter ernannt worden ist. Wir sind guter Zuversicht, daß mit seinem Erscheinen manches anders werden wird. Eigentlich sollte uns das alles ja nicht stören, aber auf die Dauer erträgt man alle diese Anmaßungen doch nicht gut. So hat Frau Insp. Wagner des öfteren durchblicken lassen, daß die Mehrzahl der Brüder wohl nur im Hause sei, um eine höhere Bildung und bessere Lebensstellung zu erlangen. Der Unterricht bei Insp. Delius ist mehr als dünn, wir bedauern vor allen Dingen seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Worte Gottes. Es erweckt das wirklich nicht den Eindruck, als ob es arbeiten im Worte Gottes sei. Ein solches Verhältnis ist in der Mission auf die Dauer untragbar. Donnerstag waren wir mit Insp. Wundle nach Düsseldorf, zur Ausstellung: Schaffendes Volk. Es ist gar nicht möglich, dort an einem Tage alles zu besehen. Erstaunlich ist, was heute, wo Selbsthilfe erste Pflicht ist, alles auf syntethischen Wege hergestellt wird. Mit dem mehr als ausgelassenen Fritz Wundle war ich eine Stunde auf dem Rummelplatz. Es ist doch ein schmutziger Geist, der an solchen Plätzen herrscht. Fritz Kuhlmann wird endlich durch seinen Vetter abgelöst. Herm. Stahl und Werner Kreuz ziehen in die Ökonomie. Oft muß ich noch an Heidchen denken, die ich während der Ferien oft getroffen habe, wenn ich dort nur nicht zu aufdringlich werde. Für mich heißt es nur: Warten. Sie ist noch jung und ich habe noch Jahre der Ausbildung vor mir.

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