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Friday, 19. April 2024
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Tagebuch Gustav_Landwehr
 1937-01-12 hh:mm
Mein Eintritt ins Missionshaus
Schon seit längerer Zeit hege ich den Wunsch, über Freud und Leid einiges in einem Buche zusammenzufassen, konnte jedoch nie den Entschluß dazu fassen. Als ich während der Weihnachtsferien mit Hr. Steinmann dem Sumatra-Missionar Heienbrok einen Besuch abstattete, riet selbiger von sich aus, doch Tagebuch zu führen und mindestens ein paar Wochen darin zu schreiben. So will ich denn beginnen, in diesem Buche einiges niederzuschreiben, so, wie einst einem Jeremia (32,2,) gesagt wurde: „Nimm ein Buch und schreibe darein.“ Kein Werk sollen diese Aufzeichnungen geben, sondern nur ganz schlichte Aufzeichnungen.

Fast zwei Jahre sind seit meines Eintritts ins Missionshaus verflossen. Lange hatte mir die Verwirklichung dieses meines Wunsches als Unmöglichkeit geschienen. Wie sollte es auch möglich sein, daß ich Tante Johanna, mit der ich in Häger gemeinsam das Geschäft führte, allein ließ? So schien alles dunkel vor mir zu liegen, und dann war es doch möglich. Es ist wohl eins unserer größten Vorrechte, daß wir alles als aus Gottes Hand hinnehmen dürfen. Vielleicht können wir deshalb besser mit dem Leben fertig werden.

Wenn wir manches anders tragen können, dann ist das nicht sich über etwas leichter hinwegsetzen, sondern Gnade Gottes, die er in seiner erbarmenden Liebe uns sündigen Menschen zuteil werden läßt. Lange mußte ich auf Nachricht aus dem mir jetzt so lieb gewordenen Missionshause warten, dann endlich erhielt ich Nachricht, daß ich zur Vorstellung kommen solle. Und Gott gab seinen Segen zu dieser meiner ersten Reise ins Missionshaus. Schon nach drei Wochen durfte ich meine Stelle als Aspirant antreten. Nie habe ich eine größere Freude verspürt als jetzt, wo mir das Missionshaus Heimat werden sollte. Mein Dienst bestand in der Versorgung von 3 Kühen einigen Schweinen und etwa 30 Hühnern. Dazu gab es im Garten allerlei zu tun. Mit meinen fünf Mitaspiranten erhielt ich täglich eine Stunde Unterricht. Mit Gerhard Dittmar aus Minden, der zur Zeit der Militärpflicht genügt, bewohnte ich ein Zimmer. Nach einigen Sorgen erhielt ich durch Herrn. Insp. Vierig kurz vor Ostern 1936 den Bescheid über meine Aufnahme ins Seminar. Wegen der schlechten Aussendungsmöglichkeit sollten eigentlich keine Neuaufnahmen stattfinden. Für sein tatkräftiges Einsetzen bin ich Herrn Insp. Vierig zu großem Dank verpflichtet. Vorläufig wurde ich allein in die 7. Klasse aufgenommen, schon nach den Ferien kam Hr. Knyff aus Holland und im Spätherbst mein ehem. Mitaspirant Herm. Stahl. Außerdem soll in einigen Wochen noch jemand aus Amerika zu uns kommen. Gestern sind wir aus den Ferien zurückgekehrt. Vor uns liegt das neue Jahr, da kann meine Bitte nur sein, Herr, versage uns deinen Segen nicht, stärke uns den Glauben, laß uns in der Erkenntnis wachsen und gib uns zum Studium deinen reichen Segen. Er wolle auch der Mission seinen Segen nicht entziehen, seine Hand über unser Vaterland halten und unserer in großer Bedrängnis sich befindlichen Kirche beistehen.

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1937-01-12 hh:mm