Karneval feiern-als Unsitte?
Es ist so still geworden, verrauscht des Abends Wehn, so kann ich heute abend wohl sagen. Gestern waren wir vom Johanneum eingeladen, alle halben Jahre besuchen wir uns gegenseitig. Am Dienstag waren wir bei Herrn Sievers eingeladen. Schön ist das immer, wenn auf solche Weise das tägliche Einerlei durchbrochen wird. Am Freitag hat mich Wilh. Flender beim Senior verklagt, da ich zu oft zu der Sekretärin von Insp. Vierig ginge. Zweimal war ich wegen eines Paketes dort, sonst bin ich mir keiner Schuld bewußt. Aber per Gelegenheit kann man doch durch engherzige Leute in ein schlechtes Licht geraten. Eigenartig vor einigen Wochen mußte wegen Christian ein Nichtraucherzimmer eingerichtet werden, heute dampft er selbst als erster unseres Zimmers wie ein Schornstein. In S. habe ich heute aus der Mission erzählt, wenn ich erzähle, habe ich immer die dankbarsten Zuhörer. Es waren fast 50 Kinder da, das ist sehr viel. Morgen ist Rosenmontag. Hier will man dieses Jahr wieder der Unsitte frönen und in großzügiger Weise Karneval feiern. Für den übermüdeten Christian mache ich heute abend Telephondienst; obwohl ich gern zu Bett ginge, muß ich noch bis 10 ½ Uhr hier sitzen.