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Bin grad mal wieder am Heulen, und das bei dem schönen Wetter. Hab vorhin mit Schatz telefoniert und da hat es einfach angefangen. Ist natürlich super, wenn ich ihn am Telefon über Dinge zuheule, die er eh wieder nicht versteht bzw. wo ihm nix zu einfällt. Überhaupt, alles doof.

Seine große Exkursion im September findet statt. 17 Tage auch noch. Es ist ja nicht so, dass ich die Zeit ohne ihn absolut nicht aushalten könnte, er war schon mal länger auf Exkursion, und das hab ich auch überlebt. Was mich aufregt, ist das was daanch kommen wird. Super Stories, wie toll und lustig alles war und wie viel Spaß es gemacht hat. Ich gönn's ihm ja, jedenfalls red ich mir das immer ein. Vielleicht bin ich auch einfach nur egoistisch! Das passt zu mir. Problem ist, ICH würde auch gerne mal mit IHM so was Tolles erleben. Wir sind jetzt über drei Jahre zusammen und haben es kein einziges Mal zusammen (bzw. überhaupt irgendwie) in den Urlaub geschafft. Das ist jetzt nicht nur seine Schuld, aber ich hab schon das Gefühl, dass alles von mir ausgehen muss. Er ist zwar auch der Meinung, dass es mal toll wäre, in Urlaub zu fahren, aber er macht danach einfach nichts mehr dafür. Und dann darf ich mir anhören, wie viel Spaß er hatte, während ich daheim hocke.

Selbst wenn ich dann was mit Elle oder so mache, hab ich immer noch das Gefühl, dass er mich gar nicht richtig vermisst. Das war bisher fast immer so. Wenn er auf Exkursion war, hab ich ihm fast immer geschrieben, um überhaupt mal was von ihm zu hören. Antworten kann er ja, ansonsten scheint er mich immer zu vergessen und das stinkt mir gewaltig! Ich würd mich eben auch mal über ne Nachricht freuen, die ganz allein von ihm ausgeht. Ich will ihn ja nicht zwingen, jeden Tag eine SMS an mich zu schreiben, kostet ja auch Geld, ich wünschte nur, er würde von selbst mal drauf kommen, dass er mir wenigstens mal zuerst schreiben könnte und nicht immer nur antworten würde!

Zugegeben, ein bisschen neidisch bin ich natürlich auch noch - egoistisch wie ich bin. Schatz versteht sich mit den Leuten aus seinen Seminaren und Exkursionen immer so super, und dann ist es ja klar, wenn ihm so ne Exkursion (oder allgemein sein Studium) viel Spaß macht. Spricht ja nix dagegen, ist ja eigentlich schön. Wenn da nur nicht die Tatsache wäre, dass ICH es in den vier Semestern, die ich nun schon studiere, nicht einmal dazu gebracht habe, ein paar Freudschaften aufzubauen. Bin ich echt so unsozial? Warum will niemand was mit mir zu tun haben? Ich könnt echt schreien, mein Studium macht mir fast keinen Spaß mehr, weil ich einfach keine Leute kenne. In den Seminaren sitze ich neben Leuten, die mich dann einfach wieder vergessen, sobald das Semester vorbei ist. Andere schaffen es doch auch, Freundschaften aufzubauen, nur ich irgendwie nicht. Außerdem studiere ich nunmal das Falsche, ich mache keine Exkursionen und habe nicht die Gelegenheit, die Leute etwas besser kennen zu lernen. Und das nervt mich tierisch, vor allem noch, weil es meinem Freund anscheinend so gut gelingt. Außerdem haben wir an der Uni, kommt mir jedenfalls so vor, sowieso noch den totalen Frauenüberschuss - hallo Eifersucht. In der Hinsicht brauch ich mir zwar echt keine Gedanken machen, aber ich tu's natürlich trotzdem und bin auf alles Weibliche eifersüchtig, das mit meinem Schatz studiert. Toll. Irgendwie mach ich mir das Leben echt nur selber schwer.

Und dann gibt's natürlich noch so Sachen, wo man ein halbes Jahr später zufällig mal davon erfährt, dass der eigene Freund während einer Exkursion gekifft hat und sich absolut nix dabei denkt. Obwohl er genau weiß, wie ich darüber denke. Ich hätte ihm den Kopf abschlagen können, das war sowas von ein Vertrauensmissbrauch, das kann er sich gar nicht vorstellen. Ich bin da echt enstirnig, und bei mir geht's ums Prinzip. Und mit Leuten, die kiffen, möcht ich absolut nichts zu tun haben. (Oder sagen wir mal so: bei Leuten, die mir wirklich nahe stehen.) Dass es dann natürlich der eigene Freund ist, ist toll. Er hat mir zwar versprochen, dass er es nicht mehr macht (obwohl er darin ja nicht Schlimmes sieht, Depp), aber so ganz trau ich ihm einfach nicht, ich weiß nicht warum. Ich könnt mich nur aufregen.

Und dann natürlich noch die Sache mit dem Auslandssemester, womit mein Freund ausnahmsweise mal nichts zu tun hat. Für mein Studium und auch für mich wär das bestimmt besser, eines zu machen - entweder Spanien oder England. Auf Spanien hab ich allerdings keine Lust, weil ich einfach kein Spanisch kann. Und England geht nur ab einem Jahr (wenn man nicht irgendwie auf ein halbes verkürzen kann, aber da hab ich mich nicht informiert). Ich will einfach kein halbes Jahr von meinem Freund getrennt sein, auch wenn das wahrscheinlich funktionieren würde mit uns. Schon allein, weil ich das Gefühl habe, dass ICH dann immer diejenige sein wird, die sich melden muss. Eine traurige Aussicht. Ich WILL das einfach nicht. Und ich habe Angst. Angst, dass ich da genauso wenig Kontakte knüpfen werde (bei meiner Vorgeschichte ja durchaus denkbar) und dann ein halbes Jahr in einem fremden Land völlig alleine rumhocken werde. Warum muss alles - bzw. ICH - immer so kompliziert sein? Ich hab das Gefühl ich verbau mir mein ganzes Leben.

Ja, tolles Schlusswort. Werd jetzt schauen, dass ich nicht mehr so verheult aussehe und dann in die Uni fahren, obwohl ich absolut keine Lust hab und lieber hier hocken würde und noch ewig weiterheulen würde. Ich komm mir selbst schon voll unselbstständig und absolut kindisch vor, wahrscheinlich denkt sich jeder, der das hier liest, das gleiche.

Und dieses Wochenende ist Schatz natürlich auch auf Exkursion. Nur 2 Tage, aber trotzdem, ich wünschte fast, er würd was andres studieren. Ich bin so fies. Später kommt er dann vorbei, wahrscheinlich auch eher ungern, nachdem ich ihm schon die Ohren vollgeheult hab. Ach man, ich glaub ich bin depressiv. Andere Paare schaffen es doch auch.