Neue Selbsterkenntnis...
In den letzten Tagen bin ich um eine Erkenntnis reicher geworden. Am Montag schon habe ich mich wieder ziemlich erschöpft gefühlt, was wohl daran lag dass ich unter anderem beim Arbeitsamt war. Aber was mich noch mehr belastet hat war, dass ich einfach nicht Abschalten konnte. Das wurde mir in den letzten Tage bewusst, unter anderem im Gespräch mit meinem Freund. Es ist diese permanente, teilweise auch unbewusste Beschäftigung mit meiner momentanen finanziellen Situation. Das ständige Ausschauhalten nach möglichen Jobs, die Gedanken ob das mit dem ALG II klappen wird, ob ich nächstes Frühjahr endlich eine Anerkennungsjahrstelle finden werde etc... Das ist mir teilweise ganz schön an die Substanz gegangen und daraus resultieren wohl auch die Selbstzweifel und mein nicht immer stabiles Selbstbewusstsein.
Bisher haben meine Abschaltmechanismen recht gut funktioniert, aber im Moment scheinen sie ein wenig brüchig geworden zu sein. Jetzt, da ich klarer sehe, geht es mir schon wesentlich besser. Auch er ist sehr um mein Wohlergehen besorgt und unterstützt mich wo er kann.
Vorgestern abend hatte ich eine Phase, wo es mir nicht so gut ging und ich ihm eigentlich schon am Telefon hatte sagen wollen, dass ich ihn vor Samstag gern nochmal sehen würde. Irgendwie hatte ich es nicht geschafft und später kam dann so eine diffuse Angst in mir hoch. Als wir über ICQ redeten, traute ich mich schließlich ihn zu fragen ob er am nächsten Tag vorbeikommen würde. Er meinte, dass er grob etwas mit zwei Kumpels geplant hatte, aber er zu mir kommen würde, wenn ich wollte. Sofort meldete sich bei mir das schlechte Gewissen und ich sagte ihm, dass er das meinetwegen nicht sausen lassen müsste. Wir verblieben so, dass wir am nächsten Tag nochmal telefonieren wollten.
Kaum war ich offline klingelte mein Telefon und er war dran. Er hatte sich schon richtig viele Gedanken um mich gemacht. Ich freute mich so seine Stimme zu hören und trotzdem oder auch deswegen konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Erst war es mir unangenehm, aber ich wollte mich auch nicht vor ihm verstellen. Im Laufe des Gespräches hat er es geschafft mich wieder etwas aufzubauen, worüber ich sehr dankbar war. Am nächsten Tag, also gestern kam er dann nach der Arbeit bei mir vorbei. Ich erfuhr, dass er sogar noch in der Nacht überlegt hatte zu mir zu kommen und tagsüber ständig an mich denken mußte. Was soll ich dazu noch sagen.... Ich glaube was Besseres als er hätte mir nicht passieren können!
Heute abend habe ich mich ganz bewusst dazu entschieden alleine daheim zu sein, um mich mit dieser Situation zu konfrontieren. Und es war wirklich eine gute Entscheidung, denn nach anfänglicher Unruhe, fühle ich mich jetzt recht zufrieden und ausgeglichen. Nachher werde ich noch lesen und ich habe mir vorgenommen, nicht zu spät ins Bett zu gehen.
Übermorgen ist es endlich soweit: Wir beide fahren gemeinsam nach Hannover um meine Eltern zu besuchen. Sowohl er als auch ich freuen uns schon sehr darauf, es ist praktisch unser erster kleiner Urlaub.