Die rauchende Zauberfee Rufus
Diesen Eintrag möchte ich ausschließlich dem Konzert widmen, auf dem ich vorgestern war: Rufus Wainwright im Café Royal in Frankfurt. Von der Setlist (die ich im Anschluß ergattern konnte :) ) kannte ich genau zwei Lieder, aber das war eigentlich egal. Jetzt bin ich wild entschlossen, mir die anderen drei Alben von ihm zuzulegen, besonders das aktuelle! Ich bin immer noch hin und weg...
Ehrlich gesagt wusste ich vorher nicht so recht, wie ich mir ein Konzert von Rufus vorzustellen hatte, weil seine Musik doch eher außergewöhnlich ist und nicht zu vergleichen mit irgendeiner anderen, die ich sonst so höre, bzw. die es irgendwo gibt. Dafür war ich um so gespannter und verbrachte den größten Teil des Tages in freudiger Erwartung.
Nicht nur, dass ich Rufus noch nie live gesehen hatte, ich war auch noch nie auf einem Konzert im Café Royal, das ich noch als Kino kannte, gewesen. Es stellte sich heraus, dass es von der Atmosphäre und allem genau der richtige Ort war. Bereits nach dem 1. oder 2. Song verkündete Rufus, dass er ganz angetan von der Location wäre, nicht zuletzt, da sie einen Teil des umliegenden Schwulenviertel darstellte. Überhaupt war er recht gesprächig und nicht nur das: zwischen den oft ernsten, tiefgründigen und teilweise anrührenden Songs, hatte er immer wieder einen Scherz auf den Lippen und ließ fast ununterbrochen seinen Charme spielen. Und ehrlich gesagt, habe ich selten einen Menschen erlebt, der davon eine derart geballte Ladung besitzt. Das hat mich regelrecht umgehauen und ungeheuer fasziniert! Zu schade, dass Rufus schwul ist ...
Seine Songs trug er, begleitet von einer sechsköpfigen Band, abwechselnd am Klavier oder mit der Gitarre in der Hand vor. Die Art wie er sang und seine außergewöhnliche Stimme haben mir mehr als einmal eine ganz schöne Gänsehaut beschert. Man hatte das Gefühl, dass er mit seinem Gesang alles durchdringt, bis ins Innerste.
Was das Konzert für mich zusätzlich besonders machte war die Tatsache, dass ich während der ersten Hälfte in der zweiten Reihe und den Rest des Konzertes in der 1. Reihe stand. Die Bühne war sehr niedrig und begann praktisch gleich hinter dem Absperrgitter. Ich stand etwas seitlich und nicht mehr als 3 oder 4 Meter von Rufus entfernt, solange er nicht gerade am Klavier saß. Ein weiterer Vorteil meines Standortes bestand darin, dass direkt vor mir der Bühnenauf- und abgang war, sodass er und seine Band mehrmals zum Greifen nah an mir vorbeiliefen. Besser hätte ich garnicht stehen können !
Gegen Ende seines Auftrittes bat Rufus um eine Zigarette (passend zum Song „Cigarettes and Chocolate Milk“). Ich überlegte gerade, ob ich ihm eine geben sollte, da war eine andere Frau schon schneller gewesen. Er bat sie sehr charmant die Zigarette für ihn anzustecken und bedankte sich anschließend mit einem kleinen Kuss dafür. Als ich ihn dann rauchend und singend auf der Bühne stehen sah (übrigens stand ihm die Kippe sehr gut *g*), ärgerte ich mich schon ein wenig nicht schneller reagiert zu haben. Dafür habe ich mir vorgenommen, falls er tatsächlich noch mal im Royal auftreten sollte, was er sich begeistert vorgenommen hatte, dass die Chance mein sein wird .
Nachdem er knapp 20 Songs gespielt hatte, verließ er kurz die Bühne, um anschließend ein echtes Highlight zu präsentieren. Wieder auf der Bühne, begann er langsam und äußerst gekonnt zu strippen, während seine Assistentin verschiedene Accessoires herantrug. Rufus schien den Jubel des Publikums sehr zu genießen und als er fast nackt auf der Bühne stand, gab es kein Halten mehr! Er trug lediglich noch einen blauen Glitzerstring, pink-weiße Strümpfe und ein brustfreies schwarzes Unterhemd. Die Assistentin beschmückte ihn mit silbernen Halsketten, einer Frankfurtschärpe, einem Krönchen und bunten Schmetterlingsflügeln. Um das Ganze perfekt zu machen, schlüpfte er noch in pinkfarbene High Heels und schwang einen silbernen Feenstab. Er sah einfach nur total abgefahren aus und ich fand es toll!
So fasziniert von seinem Anblick hatte ich garnicht bemerkt, dass auch der Rest der Band mittlerweile in Unterwäsche, teilweise noch mit Netzstrumpfhosen oder Hüten bekleidet auf der Bühne stand. Dazu noch die abgefahrene Lichtshow und das Ganze hatte einen fast schon surrealen Touch. Man fand sich in einer anderen, bezaubernden und faszinierenden Welt wieder...
Nach ein oder zwei Songs zog er anstelle des Krönchens einen großen schwarzen Hut auf und einen langen Mantel an, sodass er aussah wie einem Zaubererfilm entsprungen. Er und seine Band legten noch einmal richtig los, bevor sie sich nach dem nächsten Song verabschiedeten. Doch das Publikum wollte noch nicht, dass das Konzert zu Ende ging und so gab es noch eine weitere Zugabe. Inzwischen hatten alle Bademäntel an und nach einem Song blieb nur noch Rufus auf der Bühne zurück. Er saß alleine am Klavier, immer noch im Bademantel und den geringelten Strümpfen – die High Heels hatte er ausgezogen – und bot einen rührenden Anblick. Wie ich nachher der Set List entnahm, sollte dies das endgültig letzte Lied an dem Abend sein, doch er hatte die Rechnung nicht mit uns gemacht und so gab es noch eine spontane Zugabe .
Nach fast 2 ½ Stunden war das Konzert schließlich zuende und ich war immer noch wie verzaubert und beeindruckt. Ich hätte mir im Vorfeld nicht vorstellen können, dass mich Rufus so mitreißen würde... Es steht für mich ohne Zweifel fest, dass dies für mich eins der besten Konzerte war, die ich bisher besucht habe und nächstes Mal werde ich auf jeden Fall wieder dabei sein!