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Tagebuch GrünesLicht
2011-11-29 22:17
Auf dem Weg zum Förster - 2.Tag

Nachtfrost, dichter Nebel, und ich muss 20 Minuten zum Wald fahren. Unerwarteterweise ohne Probleme, ohne gefrorene Wege und mit ausreichend Sichtweite. Deswegen komme ich sogar pünktlich, obwohl ich für die schlechten Verhältnisse eigentlich zu spät losgefahren bin.

Heute steht Drückjagdsitze reparieren, umstellen und aufstellen auf dem Plan. Das ist eine Arbeit, die mir gefällt. Ich kann immer ein bisschen helfen, weiß, was als nächstes zu tun ist, auch wenn ich immer nur kleine Handgriffe mach. Ich fühl mich hilfreich. Das ist schon ziemlich viel wert.

Wieder fahr ich den ganzen Tag bei dem jungen Waldarbeiter im Auto mit. Charakteristikum: Schweigsam. Er hat es gestern tatsächlich geschafft, 10 Minuten schweigend neben mir im (stehenden) Auto auf die restlichen zwei Waldarbeiter zu warten. Heute ist er aber tatsächlich um Gespräche bemüht. Es wirkt etwas unsicher, unerfahren und unbeholfen, als müsste er kommunizieren erst lernen, aber er gibt sich echt Mühe, was ich damit belohne, dass ich versuche, lange Antworten zu geben, damit das Gespräch am laufen bleibt. Und er immer wieder Zeit hat, sich neue Fragen auszudenken. Es klappt erstaunlich gut :)

Um zehn Uhr ist erstmal die erste Pause. Die Hütte haben wir früh schon eingeheizt. Sofort wenn man reinkommt, muss man die Jacke ausziehen, sonst fließt man wieder unter dem Türspalt hinaus, weil es so warm drin ist. Nach der Pause gehts weiter, diesmal nur noch in Zweiergruppen. Wieder kurze Gespräche mit dem Waldarbeiter. Er erfährt was über mein Studium, ich über seine Arbeit. Wenn er zeigen will, dass er zuhört, aber nix dazu zu sagen hat, sagt er immer JA in seltsamer Betonung. Wie um mir zu zeigen: Ja, ich habe dir zugehört, interessant, danke für die Antwort. Damit erinnert er mich irgendwie an Kindergartenkinder... ich weiß nicht warum. Aber wie gesagt, er ist echt ein netter Kerl. Nur weiß er eben noch nicht mit mir umzugehen. Seltsam, wenn plötzlich Mädels in Waldarbeitermännerkreise eindringen ;)

Nach weiteren Hochsitzreparaturen und rundherum Entastungen, damit die Schussbahn frei ist, erstmal Mittagspause. Noch unerhörter als das Bier gestern: Heute gibts Glühwein. Da krieg ich sogar auch einen. Und holla... ein bisschen hab ich ihn gemerkt. Olli hat meine allerliebsten Lieblingslebkuchen dabei und teilt sie mit uns... Göttlicher Geschmack, genau richtig in diesem Moment. Die Pause dauert ewig, weil der Förster nicht kommt... Also eine Stunde nach dem Essen rumsitzen, Olli beim schlafen zuhören und nichtstun.

Danach noch Schilder aufstellen, wegen der Jagd morgen, weiter Hochsitze begutachten und verbessern. Irgendwie wars das auch schon... klingt nach verdammt wenig. Wars aber gar nicht, waren ja immerhin 4 Stunde beschäftigt. Und zwischendrin habe ich dreimal einen großen Autoanhänger mit Brennholz beladen, es wieder abgeladen, eine vollgestapelte Schubkarre zur Hütte geschoben, wieder Brennholz abgeladen.

Dann sitzen wir irgendwie noch sinnlos in der Hütte rum, reden. Bzw eigentlich redet nur der Förster und irgendein alter Mann, der mal vorbeigeschaut hat und von dem ich nicht weiß, was er mit diesem Wald zu tun hat, außer dass er morgen auch zur Jagd kommt.

Erkenntnisse:

Praktikanten sind die Deppen vom Dienst - aber sie werden gut behandelt.

Ich habe eine super Waldarbeitertruppe - ich wurde ohne jede Vorbehalte sofort akzeptiert und aufgenommen...

Nebel im Wald is total schön... aber schöner, wenn die Sonne durchspitzt und man die Lichtkegel in der Luft stehen sieht

Auch stumme Menschen können mit viel Mühe ein Gespräch in Gang bringen.

Ich hab Lust, was Sauleckeres zu backen und für die Pause und die Waldarbeiter mitzubringen.

 

Fazit:

Das war mein schönster Tag in diesem Praktikum... allerdings auch erst der zweite ;)

Ich bin unlaublich gespannt auf die Drückjagd morgen, ich muss die Tiere aufscheuchen und treiben, Essen verkaufen (bin ja Praktikant). Und wenn es so neblig ist wie die letzten zwei Tage, könnte ich mir vorstellen, dass mein Förster in Tränen ausbricht und so furchtbar laut das schreien anfängt, dass alle Rehe und Wildschweine von ganz alleine flüchten. Seit Tagen ist er nur mit der Planung beschäftigt, die Waldarbeiter auch, ein riesen Aufwand... hoffentlich nicht umsonst!!!

Hoffen wir, dass ich morgen nicht angeschossen werde, dann gibt´s weitere Berichte ;)

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2011-11-29 22:17