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Tagebuch GrünesLicht
2011-11-30 19:28
Auf dem Weg zum Förster - 3. Tag

Hahn in Ruh.

Ich laufe durch absolute Dunkelheit durch den Wald, Nebel wabert um mich rum, aber wegen der Dunkelheit sehe ich nicht mal den. Meine funzelige Minitaschenlampe bringt eigentlich gar nichts, also schreibe ich SMS, um das ganze nicht gruslig zu finden und mich nicht drauf zu  konzentrieren den Weg zu sehen, ist eh unmöglich... Nur zwei vorbeifahrende Autos mit Jagdgästen spenden kurz Licht.

An der Straße angekommen seh ich dann ab und zu schwach Lichtkegel von Autos durch den Nebel schimmern, den Nebel, der überall auf dem Land liegt, und die davon umschlungenen Bäume.

Mit nassen Füßen, der Leuchtweste und der knallorangen Mütze, die ich gerade bekommen habe, stehe ich am Straßenrand und warte auf Taxi Mama.

Das ist Hahn in Ruh.

Zur "Treiber rein"-Zeit war einiges mehr los. 60 Schützen, 20 Hundeführer und Durchgehschützen, viele Hunde, und dann das ernüchternde Erlebnis nach dem ersten Treiben: Drei Füchse, zwei Frischlinge, zwei Kitze und eine Geiß. Ich hatte schon Mitleid mit meinem Förster, die ganze Zeit jammert er über den ganzen Aufstand, den er wegen der Jagd machen muss (zu recht) und dann so ne miese Ausbeute. Nachdem ich beim Ausweiden zugeschaut hab, verdrück ich erstmal Kracker... eineinhalb Stunden Treiben sind echt verdammt anstrengend... Carmen kriegt nix zu Essen runter nach dem Anblick vom Rausschneiden von Innereien... das lässt mich gottseidank Kalt, weil ich echt Hunger hab.

Meine Füße sind bisschen nass, die Hose auch, aber alles drunter noch trocken. Feine Sache.

Nach der Pause gehts wieder los. Wieder am Hang, rauf und runter, quer dazu, dem Hund hinterher, durch Gebüsch, unter Ästen durch, über Baumstämme, zwischen Bäumchen hindurchzwängen... und zu guter Letzt durch ein Matschloch... natürlich darin versunken und von da an lauf ich mit Matsch im Schuh rum und rieche modrig.

Aber immerhin knallt es öfter um uns herum, auch wenn ich kein einziges Tier zu Gesicht bekomme. Nach wiederum eineinhalb Stunden Berg rauf, runter, quer, zurück und durch den Dreck und Unterholz dann endlich das Ende... ich bin auch am Ende. Erst mal am Feuer wärmen, beim Aufbrechen zuschauen, mir Innerein über die Hand kippen lassen, Händewaschen, Schnitzelessen, Reh aus Autoanhänger auf den Boden tragen, Versuchen, meine Füße am Feuer zu trocknen. Vergebens natürlich.

DIe Jagd is rum, 22 Rehe, 6 Wildschweine und 3 Füchse liefen erst im Wald, dann lagen sie heute am Boden, dann hingen sie an Stangen aufgehängt, und in 4 Tagen liegen sie dann auf dem Teller.

Gottseidank eine doch relativ große Strecke, mein Förster kann zufrieden sein. Und dann geht das große Gerede los. Jeder redet mit jedem, über alles, Gott und die Welt... Jäger unter sich. Als junge Praktikantin wird man da natürlich dauernd angequatscht, mal nett, mal eher plump. Unter den Jägern selbst ist nur eine einzige Frau... Männerdomäne. Wird Zeit, dass sich das ändert.

Als mich ein Mann auffordert, mich vom Ofen mit an den Tisch zu setzen komm ich mit einem jungen Anwärter ins Gespräch... Gottseidank, kannte da ja keinen, und alle netten Leute waren grade selbst in Gespräche vertieft. Ich konnte mich super mit ihm unterhalten, weil er vor kurzem auch in Freising studiert hat. Haben bestimmt eine dreiviertel Stunde geredet, bis er dann zum Buttermilch-für-die-EIngeweide kaufen gehen muss. Und dann laufe ich fix und fertig, mit Handy und Minitaschenlampe bewaffnet, durch die Dunkelheit.

Nach einem warmen Fußbad für die nassen Füße sitze ich jetzt mit dicken Socken hier am PC und höre schon den Muskelkater von morgen schnurren. Dafür geht´s da dann erst um 9 Uhr los, Hurra ;)

Bis dahin:

Weidmannsheil!

Weidmannsdank!

Kommentare

06:46 02.12.2011
an sich eine gute idee, die frage ist nur, wie praktikabel das ganze ist. wenn man wildschweine schon kaum sieht, wenn man versucht sie aufzuscheuchen, um sie zu erlegen, dann kann man ihnen erst recht nichts verabreichen... und wenn man es einfach an ihren lageplätzen ausstreut, frissts jedes wildschwein, und man will die population ja auch nicht vernichten... dass ist ja nicht der sinn der sache

und entgegen unserer meinung sehen jäger lieber viele tiere, als dass sie viele schießen, weil dann sehen sie ja nicht mehr so viel ;)
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01:52 02.12.2011
z.b. antibabypille für wildschweine http://www.jagdforum24.eu/Forum/index.php?page=Thread&threadID=5796
alledings hat sich in der befragung nur einer der waidmänner dafür ausgesprochen, klar, die schießen lieber
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20:52 01.12.2011
naja, freude am tiere abschießen finde ich nicht. ich kann mir auch noch nicht vorstellen, das mal zu machen. allerdings ist es hald ein gesellschaftliches ereignis, und das ganze brimborium drumherum ist schon eine tolle sache. wie sollte die reduzierung anders und ziviler geschehen? wenn du tipps dafür hast, ich bin da sehr empfänglich. allerdings ist gegen die vermehrungsrate der wildschweine mit 200 bis 300 % außer mit Jagd (und selbst damit ist es schwer) kaum anzukommen
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03:01 01.12.2011
also ich finde die freude am tiere abschießen schon sehr seltsam, gelinde gesagt unbenommen der tradierten stories, dass dies für den wald gut und notwendig sei. mag ja sein, aber die wohl notwendige reduzierung von wildbeständen könnte durchaus auch anders und ziviler geschehen
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2011-11-30 19:28