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Tuesday, 19. March 2024
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Tagebuch Gottergeben
 1944-02-27 hh:mm
Fliegerangriffe - Bomben – Tote – Zerstörung u. Gnade des Herrn
Die erste Niederschrift dieses Jahres hält die Erinnerung an Grauen, Weh u. Tod fest. Schweinfurt erlebte wieder feindl. Fliegerangriff. Am frühen Nachm. des 24. Febr. warfen etwa 250 Feindflugzeuge ihre Bombenlast über der Stadt ab. Die Wirkung war verheerend, da zumeist die engen Straßen u. kleinen Häuser der Innenstadt getroffen wurden.
(Wilhelmines u. Schlunds Wohnung ist zerstört. G. Schlund ist unter den Toten. R. i. p. Wir dürfen hoffen, er war bereit.)
In der Nacht zwischen 10 u. 11 h flogen neue Wellen an, die im schrecklichen Licht der Brandfackeln ihr Ziel suchten u. fanden.
Wenig Verwundeten hatten wir in der Rettungsstelle helfen können am Tag. „Verschüttet“ war das schauervolle Los der meisten Unglücklichen. Nun riefen Pflicht u. Helferwille in der Nacht wieder auf den Posten. So kam es, daß der 3. Nachtangriff, (der 3. in 12 Stunden!) uns zwischen den Trümmern der Stadt erreichte. Auf der Flucht zum Bunker der Dienststelle nahm uns zu zweit ein Auto auf, führ uns aber in wilder Flucht vor die Stadt ins Freie, verfehlte die Straße u. landete in der Nähe einer Flakstellung. D.h. wir mußten ob der wilden Schießerei halten. So erlebten wir, den Körper fest in den Schnee gepesst, ohne Deckung, umpfiffen von den Granaten, Minen u. Flakplittern eine Stunde des Grauens. Es war ein unnennbares Gefühl so allein u. wie ins uferlose Meer hinausgeworfen den Hagel des Verderbens über sich zu spüren. Wie nie wußte ich mich der barmherzigen Gnade oder dem Gerichte Gottes ausgeliefert. Es schüttelte mich die Angst; aber es war weniger die Angst um dies irdische Leben; ich stand wie in der Todesstunde vor dem Gerichte des Einzigen, Allerheiligen, Gerechten. Und ich wußte um die Schuld meines Lebens, wie wenig ich das Urbild des Herrn in mir noch Form werden ließ, wußte um die einzelnen Sünden, die jüngsten u. die früheren. Ich dachte nicht, es nahm die Erkenntnis von mir Besitz. Und ich erkannte, wie auch die kleinste Sünde alles Leid u. allen Schrecken eines Angriffs überwiegt, (weil in ihr nicht der Mensch den Menschen u. sein Werk vernichtet, sondern Gott zu entthronen versucht durch seinen Hochmut.) Ich bat wie der ungetreue Verwalter „habe Geduld mit mir, ich werde alles bezahlen.“ Der Herr hatte Geduld.
Im Gebet des Ps. 90 u. 22 spürte ich es förmlich wie „ Vorübergang des Herrn.“
Ich habe die Gnade des Herrn über mir gespürt, möge sie nie von mir weichen; daß der Herr mich doch zu meinem Heile aufgespart habe!
Die Wirkung der Bomben u. Minen der 850 Nachtflugzeuge vermögen Worte nicht zu schildern. Auch die westlichen Dörfer haben schwer gelitten, darunter das schöne Grafenrheinfeld, wo ganze Familien in Rauch u. Flammen begraben wurden u. Heidenfeld, Minfeld, Hirschfeld,


Hinter uns liegt das Grauen, vor uns das Hoffen im Herrn, über uns wacht seine Gnade.

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