Willkommen auf Tagtt!
Thursday, 25. April 2024
Tagebücher » frantic7 » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch frantic7
2004-10-31 02:47
Erste Gehversuche ...
So, da bin ich also.
Mein Leben lang habe ich nie auch nur ein Wort in Form eines Tagebuches geschrieben oder auch nur einen Gedanken daran verschwendet dies jemals zu tun.
Stellt sich die Frage: Wie bin ich hier her gekommen?
Die Hauptschuld tragen sicher meine Elternteile, die vor etwa 31 Jahren wohl nichts anderes zu tun wussten, als sich in schwer zukunftsverändernder Art und Weise zu vergnügen. Wenn die damals schon gewusst hätten, wie sich das Leben entwickeln würde, hätten sie bestimmt nichts anders gemacht. Heute bin ich sehr zufrieden mit dem, wo ich bin und noch vielmehr mit dem, wo ich gerne hin möchte. Ich versuche erstmal einen kurzen Überblick zu geben, wer diese Zeilen von sich gibt, bevor ich meine Gegenwart beschreibe, die ohne bestimmte Hintergrundinformationen wahrscheinlich unendlich viele Fragen offen lassen würde.
Ich bin ein Kind des Ostens und ich schäme mich sicher nicht dafür. Ich habe meine grössten Entwicklungssprünge in Ludwigsfelde, einer Kleinstadt unweit Berlins, machen dürfen. Ich habe zwei jüngere Geschwister, einen Bruder, den ich noch nie als Konkurrenz gesehen aber auch nie wirklich gemocht habe (zumindest von dem Moment an, als meine Schwester geboren wurde) und meine mittlerweile auch nicht mehr so kleine Schwester, mit der mich, obwohl momentan 1000 km weit entfernt, nach wie vor ein unsichtbares Band zu verbinden scheint. Bis zu meinem elften Lebensjahr hat dieses 5-köpfige Familienglück in L'felde gelebt, wo ich meine Grundausbildung in Krippe, Kindergarten und Grundschule genossen habe. Ich war damals schon nicht blöd und unbegabt. Meine Eltern eröffnenten mir viele Möglichkeiten, die sie niemals hatten. Ich konnte mich an verschiedenen Instrumenten versuchen, meine sportliche Begabung wurde weitestgehend unterstützt und gefördert und bald stellte sich heraus, dass mich das schulische Niveau nicht ganz auslastete und ich begann meine erste Fremdsprache bereits mit 8 Jahren zu lernen (für eine Arbeiterfamilie in der ehemaligen DDR nicht ganz alltäglich). 1985 sollte die erste grosse Veränderung in meinem Leben stattfinden. Die ganze Familie zieht um - die Weltstadt Berlin wird unser neues zu Hause. Es folgen 18 Jahre voller Veränderungen. Die erste unvergessliche Situation - die Öffnung der innerdeutschen Grenzen, für mich als parteifreies aber dennoch 'sozialistisch' geprägtes Arbeiterkind ein unglaublich eindrucksvolles, unglaubliches, schönes aber auch zugleich beängstigendes Ereignis (die Angst vor einem ausbrechendem kaltem Krieg wich der Angst vor einer ungewissen Zukunft). Es dauerte nicht lange und eine kurze aber auch sehr intensive Zeit der Ablehnung begann und dann aber auch wieder nicht wirklich. Der Punk war befreiend anders, besonders, aber in einer 'roten' Umgebung trotzdem nicht gefürchtet. Es wurde viel Alkohol und einige weichen Drogen konsumiert, die eine künstliche Realität schufen und ein darin ein Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugten, dass mein Leben bis zum Kennenlernen meiner ersten richtig grossen Liebe bestimmte. Der Gedanke an diesen Moment/ Tag könnte mir glatt die ein oder andere Träne in die Augen zaubern. Ein tiefer Seufzer, gefüllt durch eine Beziehung von fast neun Jahren löst die Spannung und gibt mir zu verstehen, dass diese Zeit die Wurzeln meiner Entwicklung nicht nur geprägt sondern auch den Keim haben wachsen lassen. Was hat sich in dieser Zeit alles verändert, ohne was mein Leben, so wie ich es heute führen kann, unmöglich wäre. Die Zeit der Ablehnung wurde abgelöst durch Sonne, Licht, Lachen, Liebe, Freude, Freude bereiten, Zweisamkeit, Leben und in erster Linie erwachsen werden ohne zu altern. Sie hat mir so viel bedeutet und trotzdem hat es nicht gereicht. Ich weiss nicht genau was, aber plötzlich war die Herausforderung einer geheimnisvollen, in meinen Augen wunderschönen Frau entgegenzutreten übermächtig und ich wendete mich von D., meiner Lebensgefährtin ab. Die Beziehung war zu Ende, wir sind einen langen Weg zusammen gegangen, den ich auch niemals missen möchte und werde. Was folgte war sehr intensiv und wie sich bald herausstellte auch kurz. Lang genug aber, um eine zweite grosse Wende in meinem Leben zu erreichen. Meine Heimat ändert sich wieder einmal grundlegend. Ich beschliesse, mit M. einen komplett neuen Anfang in der Schweiz zu starten. Es spielen so viele positive Komponenten eine Rolle, und doch scheint erst einmal alles schief zu gehen. Sie ist schon nicht mehr bei mir, ich bin noch in Berlin mit A., ihrem schwarzen Labrador, dem all meine Liebe gilt, die noch bleibt, wenn ich die abziehe, die ich M. entgegen bringe. Auch wenn das eigentlich nicht so viel sein kann, da ich sie in meiner Liebe ertränken könnte, und dies wahrscheinlich auch getan habe, hat es gereicht zu A. eine der intensivsten Freundschaften zwischen Mensch und Tier aufzubauen, wenn auch nur für 2 Jahre. Ich schaffe den Schritt in das Land des Fondue und der Toblerone nach langer Suche einer tragbaren Stelle im November '03. Jetzt gehts bergauf könnte man denken, habe ich zumindest gedacht. Endlich zusammen mit der Frau, die ich liebe. Noch 3 Wochen bis wir unsere eigene gemeinsame Wohnung haben werden. Wir ziehen ein und dann der Faustschlag ins Gesicht. M. gibt mir zu verstehen, dass Sie mich nicht (mehr) liebt.
Ein fremdes Land, keine Freunde, eine Wohnung mit einer Frau, die von wem auch immer träumt, eine Arbeit, auf der ich mich erst beweisen muss - der Gedanke wieder zu fliehen ist mehr als naheliegend. Ein sehr guter Freund (wie ich rückblickend erkenne) hilft mir in den schwersten Stunden und Tagen meines Lebens. Die Flucht wird gestrichen, mehr noch, im Zuge der Entwicklung versuchen wir, M. und ich, ein Leben in einer WG, zum Zwecke einer wirtschaftlichen Verbesserung. Rückblickend eine ziemlich dumme Entscheidung, wodurch ich aber so viel über Menschen und mich selbst gelernt habe, wie noch nie in meinem Leben.
Heute habe ich mich fürs erste in meiner neuen Stelle etabliert, habe den nötigen Abstand zu M. und was am wichtigsten ist, ich habe jede Menge Mut zu Leben. Ich muss jetzt recht schnell abschliessen, da ich im Nachtdienst im Krankenhaus sitze und die Arbeit ruft. Für meinen ersten Eintrag in meine Diary bin ich gar nicht so schlecht, oder? Egal, wenn die nächste Nacht ähnlich spannend wird, gibt es eine Fortsetzung auf dem Weg zur Gegenwart, in die Zukunft.
In diesem Sinne 'Enjoy yourself', wie Chuck von den Frantic Flintstones so schön sagt.

Tags

Kommentare

13:10 31.10.2004
hey ludwigsfelde kenn sogar ich löwenbruch is ja umme ecke dort bei dir.. war da mal ^.-
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

Kommentieren


Nur für registrierte User.

frantic7 Offline

Mitglied seit: 31.10.2004
CH mehr...
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2004-10-31 02:47