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Tagebuch Feuervogel
2007-10-14 20:53
Schimmernd, funkelnde Gehirnwäsche

Es war in der Café - Bar Stickerei in St. Gallen. Durch ihre Erzählungen von Schicksalsschlägen, Erlebnissen, sowie die Schilderung der Gefühle, die diese mit sich trugen, verschlug es mir dermassen die Sprache, dass ich wie paralisiert auf diesem Jugendstil Sofa, in einem mit alten Möbeln und Lampen ausgestatteten Raum sass. Was sollte ich sagen? Der mir gegenüber sitzende Mensch war ich. Nicht mein Körper, äusserlich nicht einmal annähernd ich, doch alles andere, alles, was diese Person von sich gab, hätte von mir, aus meinem Munde stammen können. Die Tränen, eine immer wieder nach oben kommende, knapp unterdrückte Flüssigkeit. Ein Gefühl der Demaskierung, das Gefühl, dass man wohl haben muss, wenn einem die Kleider vom Leibe gerissen werden, ich war schutzlos den eigenen Gedanken ausgeliefert, meiner Zukunft, der ich mich stellen musste.

Gehirnwäsche im positiven Sinne. Es ging um die Zukunft, das Leben an sich, Träume und Ideen, Lebensaufgaben, Zufriedenheit, das Rastlose, das niemals verweilen könnende, das immer wieder auf die Suche gehen müssen, der Drang nach Erfüllung und Passion.

Hast du sowas schon einmal erlebt, eine Person, in deren Geschichte du die deine erkanntest? Du brauchst nur einzutauchen, du bist umgeben von all den Dingen, die waren und sind, alles wird um dich geschwämt. Du denkst unmittelbar, sie hat recht, so ist es, ich muss aufstehen, kämpfen, das eine Leben leben. Dann kommt, ein Rück und Vorspulen von Situationen, in denen man anders handeln hätte müssen, Panik nichts ändern zu können, Träume zu verlieren, durch Schwäche oder durch zu starke Gefühle, die Überhand über die Situation nehmen, alles kaputt machen. Stummes Nicken, die Fähigkeit schon vor einer viertel Stunde verloren zu sprechen, doch es ist nicht nötig, auch das hat sie schon erlebt. Danach ein Spaziergang um die "Weihere", Blick über ganz St. Gallen, noch weiter. Langsam die Sprache wieder gefunden, erleichtert doch noch durchgehalten zu haben. Reden, reden. Ein Stück weiter, alles fällt von mir ab, bin bereit zu handeln, das Leben zu leben, von nun an richtig.

Eine lange Umarmung, dankbar all das bekommen zu haben.

Im Zug fühlte ich mich high - obwohl nichts geraucht. Es war so klar, alles hatte ich begriffen was zuvor so undeutlich vor mir her schwaderte. Wovor lief ich weg? Was hatte meine Angst bis dato zerstört? Viel zu viel, doch zu wenig um nicht wieder aufstehen zu können und tief durchzuatmen, die Augen zu schliessen und wieder beginnen zu können zu träumen.

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2007-10-14 20:53