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Friday, 29. March 2024
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Tagebuch Feuervogel
2007-08-10 16:21
2. Entwurf/ Ergänzungen
Mit einem lethargischen Starren, auf einem fiktiven Punkt, an der Wand, verweilend. Durch Luftmassen, durchzogen mit beissendem Uringestank, fällt dein Blick auf die vergilbte Wand. Zum Punkt. Dem eigenen Herzschlag, nach innen lauschend, siehst du zu ihm. Dem Punkt. Er ist der Fokus. Der Fokus. Du darfst ihn nicht verlieren, denn er ist DER Punkt. Zitternd, mit dem Schweiss, der deine obers-te Hautschicht – die Stratum corneum überzieht, sitzt du auf einem Stuhl, Marke - massive Buche, gefertigt in schwedischen Möbel-häusern, für dich und Millionen Andere. Du sitzt und konzentrierst dich nur noch darauf keine Ausdünstung von dir in die Augen zu bekommen, um genau zu sehen, wie und ob sich dieser Pun..

Die Tür wird geöffnet. Zum ständigen Aufschrecken prädestiniert, zuckst du zusammen, mit einer kurzen, schnellen Bewegung, wen-dest du deine Augen der eingetretenen Pflegerin zu. Tabletten. Ro-te, Blaue, Weisse. Ritalin, .............. , ....................... Standard. Bereits bevor du den ersten Schritt in dieses Haus gesetzt hast, stehen die Medikamentenbehälter für dich bereit. Vorgefertigt. Rot, Blau, Weiss. Schluck, Schluck, Schluck. Gut so.
Nach deinem Befinden wirst du gefragt, du antwortest wie jeden anderen Tag auch; mit einem Nicken.
Du wischt dir deinen Mund an deinem weissen Oberteil ab. Die Tü-re schliesst sich. Der Punkt. Der Punkt. Risse in der Wand, immer grössere Fäden spannen sich zwischen dem aufgebrochenen Ver-putz. Du gehst näher um sehen zu können. Reist die Fäden weg.

Hundertdreiundzwanzig Münder, redend, reizend mit ihren roten Lippen. Harlekine, tanzend, bunte Bänder umherschwingend. Fünf-hunderteinundzwanzig Bäume mit dreihundertachtundsechzig Hof-narren, die im Begriffe sind Narrenmützen zu nähen. Streunende Ziegen, gefleckt in gelb-grün, rupfen sie Erdbeeren aus dem Bo-den. Mit Glas umhüllte Miniaturpilze.

Doch nicht? Du weisst es könnte sein. Aber kann es wirklich sein? Deine Tante, eine mit allen Mitteln versuchende Dame, die Jugend auch im Alter nicht verschwinden zu lassen, gab dir einst den Rat, alles, es sei denn es sei dir wichtig und habe künstlerischen Wert, zu verfolgen. Mit ihrem von weisser Schminke überzogenen Geisicht und den roten Lippen, erschien sie dir immer wie eine Puppe, die gut und gerne in der Sammlung einer darauf versessener Alten stehe könnte. Es war nur der Schein, der auf ihr wirkliches Tun und lassen nicht schliessen liess. "Mach mich nicht an!", löste sich nicht selten von ihren Apfellippen und gelangte in den Gehörkanal eines Fremden. Dü spürst deinen linken Fuss nicht mehr. Nachdem du, von den sich vor dir auftuenden Bildern heruntersaktest, verlor er Stück für Stück das Gefühl für's Fuss-Sein.

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2007-08-10 16:21