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Tagebuch Felix
2005-07-22 19:59
Gekonnt moderieren II


Die Kunst, Ergebnisse zu verhindern

Nun zu der Frage, wie man verhindert, dass ein Meeting zu Ergebnissen kommt.

1. Laden Sie die falschen Leute ein, und davon möglichst viele.
Die falschen Leute sind die, die von der Sache nichts verstehen, sich nicht dafür interessieren und auch nichts entscheiden dürfen.

2. Organisieren Sie eigene Meetings möglichst so, dass dem Zufall jede Chance gegeben wird.
Als Einlader sollten Sie auf keinen Fall vor Beginn der Veranstaltung eintreffen.
Es könnte sonst leicht der Eindruck entstehen, dass Sie nichts anderes zu tun haben.
Machen Sie sich erst in letzter Minute auf den Weg und gesellen Sie sich dann zwanglos zu den Personen, die bereits vor der verschlossenen Tür zum Besprechungsraum warten.
Beteiligen Sie sich partnerschaftlich an der Diskussion, wo der Schlüssel sein könnte und wer ihn holen sollte.
Wenn der Raum endlich aufgeschlossen ist, verteilen Sie die ersten Arbeitsaufträge:
Zwei Teilnehmer sollten die Fenster öffnen.
Einer bestellt Kaffee bei der Sekretärin (wodurch diese dann auch von dem Meeting erfährt) und zwei versuchen herauszufinden, wo Projektor, Folien, Stifte, Leinwand, Metaplanwände und Moderatorenkoffer (möglichst vom letzten Meeting noch geplündert) sein mögen.
Alle anderen packen unter Ihrer Anleitung mit an und stellen Tische und Stühle um.
Verteilen Sie nun die aktuelle Tagesordnung, deren Themen keine Ähnlichkeit mit den haben sollten, die auf der Einladung standen.

3. Halten Sie zu Beginn der Veranstaltung einen Vortrag.
Dadurch können Sie einerseits ihre eigene Bedeutung herausstreichen und andererseits die Anwesenden einschläfern.
Gliedern Sie Ihren Vortrag wie folgt:
• Bedanken Sie sich zunächst für das zahlreiche Erscheinen der Teilnehmer.
• Bedanken Sie sich für die vielen interessanten Gespräche im Vorfeld der heutigen Veranstaltung.
• Bedanken Sie sich für Möglichkeit, Ihren Standpunkt hier einmal darlegen zu dürfen.
(Die ersten Teilnehmer schlafen ein.)
• Weisen Sie darauf hin, dass Sie leider heute etwas heiser sind.
• Weisen Sie darauf hin, dass Sie in der Kürze der Zeit nur einen groben Überblick über das Thema geben können.
• Weisen Sie darauf hin, dass Sie gerne bereit sind, im Anschluss an Ihren Vortrag weitere
spezielle Fragen zu beantworten
(Weitere Anwesende schlafen ein.)
• Entschuldigen Sie sich, dass Sie leider nicht lauter sprechen können.
• Entschuldigen Sie sich, dass sie nicht alle Unterlagen zur Verteilung verfügbar haben.
• Entschuldigen Sie sich, dass Sie Ihre Redezeit bereits überzogen haben.
(Weitere Anwesende schlafen ein.)
• Versprechen Sie, dass Sie beim Thema bleiben wollen.
• Versprechen Sie, dass Sie für alle Fragen offen sind.
• Versprechen Sie, dass Sie sich auch für Laien verständlich ausdrücken wollen.
(Weitere Anwesende schlafen ein.)
• Fangen Sie nun mit dem Vorlesen Ihres Manuskriptes an.
• Beweisen Sie Ihre Kompetenz durch lange Sätze und viele Fachbegriffe.
• Kündigen Sie etwa alle zwanzig Minuten das baldige Ende IhresVortrages an
( Sie mich zum Schluß ...“, Als Fazit sei gesagt...“, „Als Letztes möchte ich hinweisen auf..“)
(Alle Anwesenden schlafen ein.)
• Bedanken Sie sich für das Ihnen bei diesem Vortrag entgegengebrachte Interesse.
• Bedanken Se sich im voraus für die Möglichkeit des persönlichen Meinungsaustausches in
der nun folgenden Pause.
(Alle wachen wieder auf und stürmen auf den Flur.)

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2005-07-22 19:59