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Tagebuch feathery
2007-08-21 22:29
Schreiende Stille.
17.45 Uhr.
Ich bin in meinem Zimmer.
Es klingelt, meine Mutter öffnet die Tür und ich höre Leni fragen, ob ich zu Hause sei.
Unglaublich, sie ist hier, sie traut sich wirklich. Ich bin stumm. Habe plötzlich Angst vor der Konfrontation.
Schließlich geht es um unsere Freundschaft.
Schließlich geht es auch um den Moment, den ich mir niemals herbeigesehnt habe. Sollte ich MEINE Entscheidung treffen?
Mir zuliebe diese Freundschaft beenden?
Zweifel kamen. Wollte ich das wirklich?
Wir hatten doch auch schöne, lustige Momente...?
Hatten. Die letzten 6 Monate brachten mich wieder auf den Stand der Dinge.

Ich bitte sie ins Zimmer.
Sie setzt sich auf mein Bett, ich ihr gegenüber auf einen Stuhl.

"Ach, du hast deine Sachen umgestellt."
"Ja."

Stille.

"Und was läuft so?" frage ich gezwungener Maßen.
"Hmm, nichts. Ferien. Pferde, wie immer. Die letzten Tage war Thorben halt öfters bei mir."

Stille.

"Und bei dir?"
"Ja, haben ziemlich viel Zeit mit dem Renovieren verbracht... Ein paar Mal in D'horst gewesen usw."

Stille.

"Du, ich wollte mich bei dir entschuldigen wegen das mit dem Kino."

Ein kurzes Gespräch folgt.
Dass es mir nicht bloß an diesem Vorfall mit dem Kino geht, sondern grundliegend daran, dass sie mir gegenüber nicht offen ist. Mir nicht Mal ihre einfachsten Gedanken sagen kann.
Wir uns nicht mehr an unseren Leben teilhaben lassen.
Diese 5-Minuten-Freundschaft.

Stille.

Sie versteht das.
"Vielleicht habe ich mich seit der Beziehung mit Thorben verändert, und somit auch unsere Beziehung zueinander."
"Möglich."

Stille.

Wir schweigen uns an.
Die Tränen können beiderseits nicht mehr unterdrückt werden.
So sitzen wir da. In meinem Zimmer uns gegenüber, schweigen uns an und weinen.

"Ich habe gestern in unserem Buch von früher gelesen. Es war wirklich so, als hätten das zwei ganz andere Menschen geschrieben."
Damit hat sie Recht. Es hat sich vieles verändert.

Stille.

Ich frage, was sie grade denkt.
"Dass es echt gut wäre, wenn man die Zeit zurückdrehen könnte."
"Hmm, ich weiß."

Stille.

Sie fragt mich, ob es je wieder wie früher wird.
Es ist nicht auszuschließen, antworte ich, ohne wirklich daran zu glauben.

Stille.

"Ich kann dir nur noch sagen, dass mir das wirklich fehlt. Du, die Zeit mit dir."
Warum sagt sie das? Meint sie es wirklich so?

Ích denke und denke. habe Sätze im Kopf, die ich einfaach nicht aussprechen konnte.
Warum tust du das?
Warum bist du erst so egoistisch, denkst nur an dich und dann sitzt du hier in meinem Zimmer und entschuldigst dich bei mir?
Warum sage ich nichts, warum bloß?

Stille.

"Genau deswegen hatte ich Angst mich bei dir zu melde."
Wegen des Schweigens, frage ich.
Sie nickt.

19 Uhr.
"Ich sollte jetzt besser gehen, meine Mutter wartet bestimmt schon mit dem Auto draußen."

19.05 Uhr.
Ich befinde mich im Badezimmer, das orientalisch bemusterte Täschchen liegt auf dem Wäschekorb.
Eine Klinge und viele Tränen.
Aus Salz und Blut.

Ich weine, meine Seele weint.

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2007-08-21 22:29