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Tagebuch feathery
2007-06-05 23:07
Eingesperrt.
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.

Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris

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Heute haben wir dieses Gedicht im Deutschunterricht besprochen.
Als ich es gelesen habe, war es als hätte ich jemanden gefunden, der dasselbe Problem hat, wie ich, nur auf eine andere Weise.
Der Panther ist eingesperrt, körperlich.
Ich bin es seelisch.
Es war schwer meine Tränen zu unterdrücken und ich kann nicht leugnen, dass es mir jetzt in diesem Moment leicht fällt.
Doch würd ich weinen wollen, kommen die Tränen nicht.
"Nicht, dass jemand mein Weinen mitkriegt."; "Nicht, dass die denken, ich sei verrückt, weil ich wegen des Gedichts weine."
All diese "Stäbe" machen es für mich unmöglich.
Es raubt mir die Kraft und auch ich ziehe durchs Leben, eingesperrt und ausgelaugt.
Ich hasse Menschen. Ich hasse sie abgrundtief dafür, was sie getan haben, tun und auch noch zukünftig tun werden.
Das seltsame ist, dass ich zu ihnen gehöre.
Wir zerstören uns.

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