Warum macht es mich immer so melancholisch, wenn ich alte Tagebucheinträge lese? Ich mache es falsch, ich höre Muse dazu. Man denkt so viel nach, über Vergangenes. Ich las, wie ich überlegte, Claudio zu meinem Tagebuch zu locken. Der Gedanke daran ist komisch.

Ich vermute, dass ich Claudios Name schon öfters schrieb als Michaels. Er bedeutet mir vielleicht viel. Nicht nur vielleicht, es ist wohl so.

Und draußen wird es dunkler. Die dunkler werdende Atmosphäre mit einem kleinen Licht neben meinem Monitor dramatisieren das ganze. Wenn die Dunkelheit auf das Land fällt, folgt meist die Einsamkeit. Und ich komme mir gerade wahnsinnig einsam vor, im Hier und Jetzt des einunddreißigsten Oktober zweitausendfünf.

Aber nicht mehr lange, dann werde ich losziehen zur Fahrschule, zum langweiligen Geblubber des Fahrlehrers. Alles über mich ergehen lassen, mich von Michael abholen lassen und mich dann wieder im Zimmer verkriechen. Nur um mich wieder von der Einsamkeit einfangen zu lassen, sie über mich fallen zu lassen wie einen Dunstschleier.

Oh, dann lasse ich sie einfach fallen, lasse mich von ihr einnehmen und betrachte es als etwas gutes, mal wieder in schöner Melancholie zu verweilen.