Aus den Augen, aus dem Sinn.

Um ganz ehrlich zu sein, leider geht es mir manchmal so.

Habe gerade mit Michael telefoniert. Meistens kommt die Sehnsucht mit seiner Stimme, heute aber war es etwas anders, aber vielleicht, weil ich ihn heute morgen noch gesehen habe. Ich sehe ihn unter der Woche eben nicht, es ist fast so, als würde er oftmals gar nicht existieren, als wäre ich für mich allein.

Es stört mich alles nicht, ich habe unter der Woche (mehr oder weniger) Zeit für mich, Zeit für die Musik, die Schule, die Arbeit. Und wenn ich an ihn denke, existiert er in Gedanken, bis der Gedanke wieder vergeht, wie fortgeblasen mit einem einzigen Windhauch. Kein großes Festhalten, Aufhalten.

Heute verspürte ich nicht richtig Sehnsucht, etwas bestimmt, aber nicht deutlich spürbar. Vielleicht ist es stimmungsabhängig. Oder anders an anderen Tagen der Woche.

Da ich am Mittwoch schulfrei habe, schlug er vor, ich könne ja morgen zu ihm kommen und am Mittwoch wieder fahren. Allerdings ist meine Zeit verplant, morgen arbeiten und Jahrgangsstufenfete der K13, übermorgen Klavier und Chor. Ich bin nicht böse darum.

Er sagte, er würde mich vermissen. Da ich das heute von mir noch nicht sagen kann, reagierte ich komisch, ich schien irgendwie zu lachen (genau kann ich mich an den Moment auch nicht mehr erinnern, es ist so verschwommen), kein richtiges Lachen, aber zumindest etwas, und zu sagen „ich dich auch“, etwas halbherzig, wahrscheinlich merkbar für die Gegenseite. Dass er nicht wieder misstrauisch geworden ist, nachdem ich ihm einmal die Sache mit dem Vermissen erklärt hatte, wundert mich.

Er braucht nicht misstrauisch zu sein, denn ich liebe ihn. Ich muss nur vielleicht lernen, dass meine Liebe weiter gehen muss als die Kilometerzahl.