Eine arbeitsreiche Woche. In unserer Buchführung steckt irgendwo ein Fehler, und der muß gefunden werden. Und da mache ich nun Auszüge für alle Monate des vorigen Jahres; dann gibt es noch vieles, was nebenbei erledigt werden muß.

Draußen ist alles in undurchdringlichen Nebel gehüllt, der schon tagelang anhält. Es ist eine unruhige Zeit; das Volk ist kaum noch im Zaum zu halten, es ist entrüstet über die lange Dauer des Krieges, über die Lebensmittelknappheit, über das Wahlrecht. In Berlin streiken über 120000 Arbeiter.

Nachmittag. Auszüge werden gemacht. Bis um 4 Uhr geht’s so leidlich, dann ist es nicht mehr zum Aushalten. So eine öde Arbeit. Es ist ein jammerhaftes Dasein. In diesem Augenblick erscheint es mir, als ob das Leben nicht einen Schuss Pulver wert sei. Diese Arbeit kann einem ja zur Verzweiflung bringen. Und andere Menschen finden so eine Freude an ihrer Arbeit; sie müssen einfach arbeiten. Öde, fade, langweilig ist das alles. Wenn meine Arbeit immer so langweilig ist, dann schmeiße ich auf jeden Fall die Buchhalterei in die Ecke. Arbeit kann zu den angenehmsten Beschäftigungen gehören, sie kann aber auch das Leben zur Qual machen.

Eine Zeitlang glaubte ich, schriftstellerische Arbeiten seien ein müheloses Genießen, aber auch sie sind nicht leicht, so kommt es mir vor. Ich kann ja aber darüber nicht urteilen, ich bin zu so etwas nicht befähigt. Diese und noch 1000 andere Gedanken über Glücklichsein, Arbeit und Gott zermartern meine Brust; doch da ich dies niederschriebe, wird mir wieder leichter ums Herz. Ich kann meine Gedanken nicht so niederlegen; sie entschweben mir immer wieder; und dann habe ich ja auch keinen Stil, keinen Ausdruck. Heute las ich Tagebuchaufzeichnungen, die hatte ein Dichter geschrieben; die Sprache war Musik; die Sätze Bilder. Mein Geschreibsel ist dagegen nichtiges Stammeln. Vielleicht bessert es sich noch.