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Tagebuch Doc12
2010-10-28 06:44
Der weinende Clown - 98
Brunos rechter Arm kribbelte, wurde taub, schmerzte empfindlich und holte ihn aus seinem Schreibrausch. Er hatte das dringende Bedürfnis, eine Pause einzulegen. Verflixt, dachte er, ich sollte zum Arzt, irgendwas stimmt da nicht und er beschloss, bei nächster Gelegenheit seinen Hausarzt anzurufen und sich einen Termin geben zu lassen. Er stand auf, lief ein paar Mal im Raum auf und ab, versuchte einige gymnastische Übungen, setzte sich dann wieder und schrieb weiter ...

Als Donatello erwachte, lag er in einem weißen, schmucklosen Krankenzimmer – er war allein. Neben ihm stand ein leeres Bett. Kurze Zeit betrat eine junge freundliche Krankenschwester den Raum. „Ich bin Schwester Ruth“, sagte sie lächelnd.
„Was ist mit mir los, Schwester?“
„Das sagt Ihnen der Arzt selbst. Er kommt gleich zu Ihnen.“ Sie stellte ihm eine Tasse Pfefferminztee auf den Nachttisch. „Sie sollten viel trinken“, meinte sie und verließ das Zimmer.

Kurze Zeit später erschien der Arzt, ein kleiner, gedrungener Mann mit Halbglatze und einer dunkelbraunen Hornbrille auf der Nase. „Da liegt ja unser spezieller Herzpatient“, polterte der Arzt los und meinte weiter: „Sie haben ein riesiges Glück gehabt, wissen Sie das? Sie sind dem Tod eben noch einmal von der Schippe gesprungen. Über zwei Minuten waren Sie weg.“
„Das weiß ich bereits. Aber ob das so ein riesiges Glück war, bezweifle ich ernsthaft“, entgegnete Donatello und schüttelte heftig den Kopf.
„Aber, aber – Sie sind noch viel zu jung, um in die ewigen Jagdgründe einzugehen, mein Lieber!“ Der Arzt lachte. Donatello schwieg. Wie auch hätte er ihm mit Worten erklären können, was er erlebt hatte? Wie den unendlichen Frieden und die Harmonie auf der anderen Seite beschreiben? Es wäre aussichtslos gewesen. Schließlich fühlte sich der Mann dazu verpflichtet, Leben zu retten und sicher nicht dazu, einem alten Clown, der genau genommen des Lebens überdrüssig war, zum Tod zu verhelfen.
„Sie hatten einen Herzinfarkt, sind nach der Vorstellung zusammengebrochen. Gott sei Dank wurden Sie sehr schnell entdeckt und sofort hierher in die Klinik gebracht. Ein paar Minuten länger und sie wären jetzt bei den Engeln. In Zukunft gilt: Sie müssen sich unbedingt mehr schonen, weniger arbeiten und viel mehr auf Ihre Gesundheit achten.“
„Das sagen Sie so leicht, Herr Doktor“, entgegnete Donatello und fuhr fort: „Ich muss arbeiten, ich bin nicht gerade mit Reichtümern gesegnet.“
„Arbeiten ja, das ist in Ordnung, doch vielleicht überlegen Sie sich in einer ruhigen Stunde, ob Sie nicht etwas anderes machen sollten als Clown. Zuviel Stress.“
„Das habe ich mir auch schon überlegt.“
„Gut. Dann haben wir uns ja verstanden.“
„Wann darf ich hier wieder heraus?“, wollte Donatello wissen.
„Nicht so schnell. Nicht vor zwei Wochen. Wir müssen noch ein paar Untersuchungen machen, außerdem sollen sie sich erholen. Nach dem Aufenthalt hier geht es dann mal ein paar Wochen ab in die Reha. Danach sind Sie wieder fit.“

Donatello blieb nichts anderes übrig, als sich schweigend zu fügen. Der Arzt verabschiedete sich. Als er an der Tür stand, drehte er sich noch einmal um und meinte: „Eines sollten Sie jedoch wissen: Wenn Ihnen das ein zweites Mal passiert, dann kann Ihnen niemand garantieren, dass Sie anschließend noch leben.“
„Sie bauen mich wirklich auf“, sagte Donatello und brachte ein dünnes Grinsen zustande.
„Versuchen Sie bitte, soviel wie möglich zu schlafen. Ich schaue morgen wieder rein.“

Kommentare


unbekannt
06:27 29.10.2010
Schlafen ist ne gute idee. Ich hätte auch einen Tipp für die richtige Bettlektüre.

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2010-10-28 06:44