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Tagebuch Doc12
2010-10-04 07:50
Der weinende Clown - 74

Er hatte sich eben geduscht und umgezogen, sah auf die Uhr und stellte überrascht fest, dass es schon fast halb fünf war. Schnell zog er seine Jacke an, nahm die Autoschlüssel und verließ die Wohnung. Dann spurtete er zum Auto und fuhr eilig los. Sein erster Weg führte ihn zum Konditor, wo er einige Stückchen Obstund Käsekuchen besorgte, anschließend ging er in das Schreibwarengeschäft an der Ecke, kaufte Hefte, ein paar Bleistifte, Radiergummi und Spitzer. Auf dem Weg zu Sarah fiel ihm ein, dass er noch Blumen mitnehmen könnte, hielt kurz  an einem Blumenladen, erstand eine einzelne, dunkelrote Rose und fuhr weiter.

Mit fröhlichem Gesicht öffnete Sarah die Tür und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Schön, dass du da bist.“
Bruno gab ihr den Kuchen in die Hand. „Da – mach mal.“
„Ich hab’s gerochen, dass du kommst. Der Kaffee ist schon fertig.“
„Rieche ich so stark? Vielleicht sollte ich mal ein Deodorant benutzen.“ Er grinste.
„Ach du!“
Lachend lief ihm Karsten entgegen. „Hallo Bruno! Hast du Bleistifte und Schulheft mitgebracht?“
„Na klar, Kumpel.“ Er drückte dem Jungen die Tüte mit den Schreibutensilien in die Hand, der sie andächtig öffnete und neugierig hineinspähte.
„Ui Mama, schau mal, was mir Bruno mitgebracht hat!“ Mit leuchtenden Augen hielt er ihr die Tüte hin.
„Versprochen ist versprochen“, sagte er, während er Sarah die Rose unter die Nase hielt.
„Du bist echt lieb.“ Sie nahm ihm die Blume ab, ging ins Wohnzimmer, holte eine lange Vase aus dem Schrank, füllte sie mit Wasser, steckte die Rose hinein, um sie anschließend auf den Esstisch zu stellen. Sie setzten sich.

„Wie war dein Tag?“, wollte er wissen.
„Ganz gut soweit, Karsten hat mich ziemlich beschäftigt, er wusste, dass du kommst und war ziemlich nervig.“
„Tatsächlich?“
„Ja. Und dann hat auch noch meine Mutter zweimal angerufen und wollte, dass ich zu ihr komme, aber mir war nicht danach.“
„Hast du Freitag Vormittag schon etwas vor?“, fragte er sie unvermittelt.
„Freitag Vormittag? Nein, eigentlich nicht. Warum fragst du?“
„Könntest du mit mir nach München fahren?“
„Was willst du denn mit mir in München?“
„Ich will dich jemandem vorstellen.“
„Mich?“

Er erzählte ihr von der Email, die er von Hans-Jörg Fitz bekommen hatte und dass er sie für den Job als freie Redakteurin vorgeschlagen hatte. Sarah sah ihn mit großen Augen an und strahlte.
„Das hast du für mich gemacht?“
„Ich habe überhaupt nichts gemacht – lediglich mit einem alten Schulkameraden telefoniert.“
„Mensch – wenn das klappen würde – es wäre kaum zu fassen.“
„Also fährst du am Freitag mit nach München?“ Er lächelte sie an.
„Du kannst vielleicht fragen! Ist doch klar!“
„Okay – und jetzt kannst du mir ein Stück Käsekuchen anbieten.“

Nach einer Weile kam Karsten, stellte sich neben Bruno und tippte ihn vorsichtig an. „Du Bruno?“
„Ja?“
„Wann fangen wir an mit dem Lesen und Schreiben?“
„Heute nicht mehr, mein Schatz. Es ist schon viel zu spät“, wandte Sarah ein.
„Och, schade.“
„Dazu musst du frisch und ausgeruht sein, Karsten.“ Bruno strich dem Jungen sanft über das Haar.
„Wann dann?“
„Morgen Vormittag?“
„Versprochen?“
„Versprochen.“
„Bruno schläft heute bei uns, Karsten, und gleich morgen nach dem Frühstück könnt ihr starten. Ich will morgen Vormittag zum Friseur.“
„Au ja, toll!“ rief Karsten und machte einen Freudensprung. „Erzählst du mir dann eine Gute-Nacht-Geschichte, Bruno?
„Wenn du unbedingt möchtest. Aber ich bin kein guter Gute-Nacht-Geschichten-Erzähler.“
„Das macht nichts. Hauptsache, du erzählst mir eine. Einfach irgendeine.“
Bruno nickte, dann wandte er sich an Sarah: „Moment – ich schlafe heute Nacht hier? Davon weiß ich ja gar nichts.“ Er grinste sie schräg an.
„Habe ich eben entschieden“, wisperte sie ihm ins Ohr. „Ich will mit dir zusammen sein.“
„Du bist vielleicht eine Wilde ...“ flüsterte er zurück und biss sie zärtlich ins Ohrläppchen.

Karsten, der die Szene aufmerksam beobachtet hatte, fragte: „Mama, darf ich noch ein bisschen fernsehen?“
„Gut – bis zum Abendessen, mein Schatz.“
Karsten trollte sich eilig und legte sich bäuchlings vor den Fernsehapparat.
„Und was hast du heute so getrieben?“, wollte Sarah wissen.
„Ich habe längere Zeit mit einem Freund telefoniert.“
„Wohnt er hier in der Nähe?“
„Nein. Ziemlich weit oben.“ Er lächelte etwas verlegen.
„Norddeutschland, aha. Seit wann kennt ihr euch?“
„Schon ein ganzes Leben lang – wir hatten aber leider über lange Zeit keinen Kontakt.“
„Lade ihn doch mal ein.“
„Ich weiß nicht, ob er kommen würde. Er ist ziemlich beschäftigt und außerdem menschenscheu. Ich glaube nicht, dass ich ihn dazu bewegen könnte.“
„Du kannst es aber doch versuchen. Ich würde deine Freunde sehr gern kennen lernen. Wenn die alle so sind wie du ... “
„Ich frag ihn.“
„Was macht er beruflich?“
Bruno zögerte einen Moment. Jetzt saß er in der Klemme und wünschte, er hatte nichts gesagt. „Oooch“, antwortete er gedehnt, „er macht so alles Mögliche, ist überall und nirgends – ein richtiger Tausendsasa, weißt du. Typ Lebenskünstler.“
„Hört sich hochinteressant an.“
„Ist er auch. Er ist unheimlich gescheit, sehr intelligent und kennt sich in fast allen Dingen aus.“
„Den musst du mir unbedingt vorstellen.“
„Vielleicht. Bei Gelegenheit.“
Sarah stand auf, um den Tisch abzuräumen und Bruno war froh, das Thema wieder beenden zu können. Schweigend erhob er sich von seinem Stuhl und half ihr abräumen.
„Setz dich doch zu Karsten, während ich das Abendessen mache.“
„Darf ich dir dabei helfen?“
„Wenn du willst.“

Kommentare

08:55 05.10.2010
Ich würde nie eine einzelne Rose verschenken. Ist doch albern so etwas.
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unbekannt
13:42 04.10.2010
Ja, Männer, die einzelne Rosen verschenken, sind lieb. Aber nicht jeder will es so hören.

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2010-10-04 07:50