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Tagebuch Doc12
2010-10-01 09:03
Der weinende Clown - 71

Als beide Karstens Krankenzimmer betraten, saß der Junge bereits angezogen auf dem Bett und wartete sehnsüchtig. Jetzt sprang er auf, und lief hocherfreut auf seine Mutter zu. „Mama, endlich bist du da!“ Er umarmte sie und Sarah strich ihm liebevoll über das Haar.
„Hallo Bruno – toll, dass du auch da bist“, meinte er dann.
„Klar. Und ich bin sicher, du bist damit einverstanden, wenn wir jetzt ein Eis essen gehen. Wir müssen das vom Wochenende nachholen.“
„Au ja, toll!“
Sie erledigten die nötigen Formalitäten und verließen die Klinik. Während sie im Auto saßen und ein Eiscafe anpeilten, fragte Karsten: „Wann lernst du mir lesen, Bruno?“
„Ich mache dir einen Vorschlag, Karsten: Wir besorgen uns ein Schulheft, ein paar Bleistifte und dann üben wir beides gleichzeitig: Lesen und schreiben – eines ohne das andere geht nicht und man lernt dann viel leichter und schneller.“
„Au ja, toll!“
„Scheint zwischenzeitlich ein Standardausdruck von ihm zu sein: Au ja, toll“, grinste Sarah.
Nachdem dem Eisessen fuhren sie nach Hause. „Kommst du noch mit rein?“, fragte sie.
„Ich würde lieber schnell nach Hause fahren – muss noch einiges erledigten, die Wäsche wechseln, nach meiner Post sehen und all solche Kleinigkeiten. Ich komme am späten Nachmittag – so zwischen vier und fünf. Passt das?“
„Wenn du Kuchen mitbringst, dann spendiere ich den Kaffee dazu.“
„Au ja, toll!“ bemerkte Karsten.
„Gute Idee, mache ich.“ Er umarmte sie kurz, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und meinte dann zu Karsten gewandt, der auf dem Rücksitz saß: „Hör zu, Sportsfreund, ich besorge dir ein Schreibheft, ein paar Bleistifte, einen Radiergummi und einen Bleistiftspitzer – alles was man so braucht, wenn man Lesen und Schreiben lernen will, okay?“ Dabei gab er ihm einen kameradschaftlichen Klaps. Dann stieg er aus, winkte noch einmal zurück, setzte sich in seinen Wagen und fuhr nach Hause.

Als Sarah mit dem Jungen an der Haustür stand und den Schlüssel in ihrer Handtasche suchte, meinte der Junge: „Bruno wäre ein toller Papa, oder etwa nicht?“
Sie lächelte. „Sei doch froh, dass er dein Freund ist.“
Karsten überlegte einen Moment, dann bemerkte er altklug: „Genau. Ein Freund ist auch nicht schlecht. Und Rom ist auch nicht an einem Tag zusammengebaut worden. Sagt Oma immer.“
„So, so. Das sagt Oma immer? Dann muss es wohl stimmen“, lachte Sarah, nahm ihn bei der Hand und zog ihn ins Treppenhaus.

Das Erste, was Bruno tat, als er zu Hause war: Er schaltete den Computer ein, um seine Emails abzurufen. Es waren eine Menge, das meiste davon nur Werbung oder Spam-Mails, die er sofort ärgerlich löschte. Doch eine davon fiel im sofort auf, sie stammte von einem ehemaligen Klassenkameraden, der jetzt in München wohnte. Er öffnete sie und las:
„Hallo Bruno, leider haben wir uns lange nicht mehr gesehen. Ich hoffe, Dir geht es gut. Ich kam auf die Idee, Dir zu schreiben, weil ich zufällig an eines Deiner Bücher geraten bin. Habe es gekauft, gelesen und Tränen gelacht. Nun eine Frage: Könntest Du eine wöchentliche Kolumne für uns schreiben? Ich arbeite in einem Münchner Zeitungsverlag als Chefredakteur und suche momentan einen freien Mitarbeiter, der das übernehmen könnte. Dabei habe ich an Dich gedacht. Gib mir bitte so schnell wie möglich ein Feedback, meine Telefonnummer findest du im  Anhang.
Liebe Grüße, Hans-Jörg.“

Ihm kam eine Idee ...
Er griff zum Telefon und wählte die angegebene Nummer. Eine Redaktionsassistentin war am Apparat und stellte dann das Gespräch durch.
„Fitz, Chefredaktion“, meldete sich die Stimme.
„Hallo Hans-Jörg, Bruno Steiger hier. Eben habe ich deine Mail gelesen und mir gedacht, ich ruf dich gleich an.“
„Bruno, du alte Hütte – wie geht’s dir? Du bist ja recht gut im Geschäft mit deinen Büchern!“
„Na ja, geht so. Sieht offiziell besser aus als es inoffiziell ist.“
„Und? Was hältst du davon?“
„Von dieser Kolumne?“
„Ja. Willst du das machen? Ich hab’s dir ja bereits geschrieben: Soll wöchentlich erscheinen, wir brauchen jemand, der das mit Pfiff, humorig oder satirisch rüberbringen kann. Geht um aktuelle politische und gesellschaftliche Themen, wobei man allerdings keine Namen nennen sollte, aber so schreiben sollte, dass sich die Leute, die man treffen will, sofort erkennen.“
„Du – ich hätte eine Frage ...“
„Ja?“
„Muss es unbedingt ein freier Mitarbeiter sein? Könnte es auch eine freie Mitarbeiterin sein?“
„Warum fragst du?“
„Meine Freundin ist freie Redakteurin und hat momentan keinen richtigen Job. Sie wäre vermutlich unheimlich happy, wenn sie was tun könnte.“
„Ist sie gut?“
„Ich denke, ja.“
„Weißt du, bei dir bin ich mir sicher – deine Bücher sind ja der Knaller! Aber deine Freundin – hm – ich kenne ihren Stil nicht.“
„Sie kann’s, glaub mir. Sie hat sogar die journalistische Ausbildung, die mir fehlt.“
„Ich mache dir einen Vorschlag, Bruno: Kommt einfach mal her, bring sie mit, dann reden wir drüber. Wir zahlen übrigens recht ordentlich dafür.“
„Mensch, Hans-Jörg, das wär’s!“
„Dann sollten wir uns treffen.“
„Wann?“
„Freitag wäre ein guter Tag. Vormittags? Sagen wir, zehn Uhr?“
„Ich muss erst mit ihr reden, aber ich denke, das kriegen wir hin.“
„Okay. Meine Assistentin mailt dir umgehend die Adresse.“
„Super, Hans-Jörg. Ich freu mich. Tschau.“
„Ganz meinerseits. Also bis Freitag. Ich nehme mir etwas Zeit, dann können wir nebenbei über alte Zeiten plaudern. Ich wünsch dir was!“

Kommentare


unbekannt
09:29 01.10.2010
Au ja, toll!

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2010-10-01 09:03