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Tagebuch Doc12
2010-07-27 09:32
Der weinende Clown - 7

Kaum drei Minuten später klingelte sein Handy. Die bekannte tiefe Stimme meldete sich.


„Bruno, was willst du? Du wagst es, mich am Tag des Herrn zu stören? Weißt du nicht, dass mir der Sonntag heilig ist?“
„Entschuldige bitte, aber daran habe ich überhaupt nicht gedacht ...“, antwortete Bruno etwas kleinlaut.
„Denken ist nun mal nicht des Menschen Stärke. Aber wenn ich dich schon am Apparat habe, mein Sohn: Ich habe dich heute noch nicht in der Kirche gesehen. Warum nicht?“
„Ich gehe schon lange nicht mehr in die Kirche. Ich bin vor neun Jahren ausgetreten, aber das müsstest du doch wissen.“
„Stimmt. Hätte ich ja beinahe vergessen. Warum bist du eigentlich ausgetreten?“, fragte Gott mit einem lauernden Unterton in der Stimme.
„Weil mir der Laden, so wie er geführt wird, nicht sonderlich gefällt. Ich lebe statt dessen lieber einigermaßen anständig – zumindest soweit es mir möglich ist und versuche, ein netter Mensch zu sein, ich bin da eher pragmatisch, weißt du. Aber ich mache dir einen Vorschlag, Gott: Lass uns das ein andermal ausdiskutieren, ja? Für Grundsatzdebatten ist jetzt keine Zeit. Mein Anruf hat einen ganz anderen Grund.“
„Welchen?“
„Eben haben sie im Verkehrsfunk durchgegeben, dass sich eine trächtige Milchkuh auf der A8 in Richtung München zwischen Adelsried und Odelzhausen auf der Fahrbahn befindet. Und da wollte ich dich bitten ...“

Brunos Handy begann heftig zu vibrieren. Die Stimme Gottes klang ärgerlich. „Sag mal, Bruno, spinnst du?? Ich kann mich doch nicht um jedes Rindvieh auf Erden kümmern! Und das auch noch am Sonntag! Normalerweise läuft meine Schöpfung automatisch und überhaupt: In die ursächlichen Ereignisse greife ich grundsätzlich nicht ein! Wenn sich diese Kuh als Kraftfahrzeug fühlt und auf die Autobahn rennt, dann lass sie!“
„Aber sie ist doch auch eines deiner Geschöpfe und da kannst du es doch nicht zulassen, dass sie überfahren wird! Das ist doch total verantwortungslos!“, meinte Bruno etwas weinerlich.
„Wird sie überfahren, so ist es göttliche Fügung, mein Freund!“, entgegnete Gott ungehalten.

Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Aber ich weiß schon, was du im Schilde führst, du Ungläubiger! Du willst mich prüfen! Du sollst Gott, deinen Herrn nicht versuchen, dennoch werde ich heute einmal eine Ausnahme machen und deinen Wunsch erfüllen – und auch deshalb, weil diese Kuh trächtig ist. Mütter und ihre Kinder stehen unter meinem persönlichen Schutz.“
„Danke. Du bist sehr gütig“, sagte Bruno und und verzog das Gesicht zu einer hämischen Fratze.
„Spar dir deine falschen Komplimente, Bruno! Dass ich gütig bin, weiß ich selbst und das wird mir jeden Tag immer wieder von euch Menschen aufs Butterbrot oder besser, aufs Manna geschmiert. Dabei ist es oft nur scheinheiliges Getue! Ich kann es manchmal einfach nicht mehr hören! Aber wie du weißt, könnte ich auch anders. Denk nur mal an die Sintflut oder an Sodom und Gomorrha ... Ihr habt nur Glück, dass ich so gütig bin.“
„Sagte ich doch.“
„Gut. Aber vielleicht überlege ich es mir doch noch eines Tages anders ...“
Muss nicht sein, Gott. Uns reicht die momentane Klimaveränderung völlig“, brummte Bruno etwas kleinlaut. Die Stimme strahlte eine Autorität aus, die er sich nicht erklären konnte.
„Für die kann ich nichts. Die habt ihr euch schon selbst eingebrockt. Daran seid allein ihr Menschen schuld. Wenn man nicht auf die Natur achtet, ohne Skrupel mit ihren Elementen spielt, sie aus Gewinnsucht und Gier zerstört, hemmungslos meine persönlichen atomaren Energien entfesselt, die ich normalerweise nur für den Schöpfungsprozess verwende und auch nur ich selbst unter Kontrolle habe, dann habt ihr es nicht besser verdient! Das Klima spielt verrückt, weil ihr Verrückten mit dem Klima spielt. Abgesehen davon: Ihr macht auch viel Trara um Nichts, denn Klimaverschiebungen gab es zu jeder Zeit – schon lange vor der Existenz der Menschheit.“
„Okay, okay, das sehe ich ein.“

Nach einer kurzen Pause meinte Bruno: „Aber was machen wir jetzt mit dieser Kuh auf der Autobahn?“ Seine Frage klang eindringlich.
„Das ist längst erledigt. Oder glaubst du, ich brauche eine Ewigkeit dafür, um eine Kuh von der Autobahn zu entfernen? Und für die Zukunft gilt: Belästige mich nie mehr am Sonntag, klar?“
„Geht klar! Entschuldige bitte, aber ich konnte ja nicht wissen, dass du am Sonntag so beschäftigt bist.“
„Ich bin nicht nur für euch da, sondern habe auch noch ein Privatleben und das ist mir heilig.“
Trotzdem noch einen schönen Tag!“
„Danke, dir auch!“

Gott hatte aufgelegt.

Kommentare


unbekannt
10:09 27.07.2010
ach und was denn jetzt, haben wir die klimaveränderung nun durch unser verhalten verursacht oder gibt es die eben immer mal wieder?

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unbekannt
10:00 27.07.2010
herrlich....auch wenn es eine tendenz ins alberne hat

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2010-07-27 09:32