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Tagebuch Doc12
2010-09-16 07:08
Der weinende Clown - 56

Sarah lachte. Nach einer kleinen Pause fragte sie unvermittelt: „Hast du eigentlich Kinder?“
„Nein. Warum fragst du? Hat das was mit den Eiern ...?“
„Schatz!“, gluckste Sarah.
„Ich habe mein Leben lang die Pille genommen“, flachste er und schob sich grinsend ein Stück Ei in den Mund.
„Du bist einfach nur albern!“

„Um ehrlich zu sein: Als ich jung war, wollte ich keine, außerdem konnte ich mich nie entscheiden, welche der vielen Frauen in Deutschland die Mutter meiner Kinder sein sollte. Ich habe erst ziemlich spät geheiratet – mit 41. Und ein uneheliches Kind? Ich? Unmöglich! Damit hätte ich meine ganze Familie ins Unglück gestürzt, mit Schande bekleckert – voran meine Mutter natürlich.“
Beide lachten, dann fragte Sarah: „Warum so spät?“
„Na ja, schuld daran war genau genommen wieder einmal meine geliebte Frau Mama. Sie eröffnete mir eines Tages, dass sie nun langsam alt würde und meine Hemden nicht mehr bügeln könne. Daraufhin geriet ich natürlich voll in Panik, wie du dir leicht vorstellen kannst. Als folgsamer Sohn verliebte ich mich umgehend in eine Freundin meiner jüngeren Schwester, habe sie kurze Zeit darauf wirklich geliebt, was dazu geführt hat, dass ich selbige geheiratet habe. Ich meine natürlich die Freundin – nicht die Schwester.“

„Du bist so doof, Bruno Steiger, weißt du das?“, sagte Sarah grinsend.
„Ja. Hat mir der liebe G ... persönlich schon gesagt.“ Bruno biss sich auf die Unterlippe.
„Wer?“
„Ich meine, der liebe Gottfried. Ein guter Freund von mir.“
„Aha.“
„Es gab früher schon gewisse Andeutungen von verschiedenen Damen, die mir sagten, ich wäre ein guter Vater, da ich angeblich hervorragend mit Kindern umgehen könne. Frag mich jetzt bitte nicht, wie die darauf gekommen sind. Vielleicht haben die das geträumt oder sich durch meinen zarten, samtigen Blick und meinen Schmollmund täuschen lassen, denn ich habe mich nie auffällig benommen. Immer nach einer solchen Äußerung beschloss ich, zu fliehen – und dadurch kam es nie zum Holocaust.“

„Fliehst du vor mir auch?“, fragte Sarah und sah ihm geradewegs in die Augen.
„Nein. Diesmal nicht. Ich bin schon zu alt dafür. Nicht mehr schnell genug. Der alte Wolf ist lahm geworden.“ Er lächelte.
„Als du verheiratet warst, wolltest du auch keine Kinder?“
Bruno wurde ernst. „Meine Exfrau hatte ein Kind. Von ihrem Freund, also vor der Ehe. Es ist nach zwei Monaten gestorben – lag eines Tages einfach tot in der Wiege. Es war ein Mädchen und hieß Sarah – so wie du.“
Sarah senkte den Blick und stützte den Kopf in die Hände. „Oh Gott!“, sagte sie leise.
„Sie hat lange Zeit sehr darunter gelitten und sie tat mir oft unendlich Leid. Ich stand hilflos da und konnte es durchaus nachfühlen – zumindest, soweit mir das als Mann möglich war. Vielleicht war das ein Grund, weshalb die Ehe kinderlos blieb.“

Eine kurze Pause entstand, dann fuhr Bruno leise fort: „Ach, ich weiß es nicht. Es hat einfach nicht sein sollen, verstehst du? Ist ja heute auch egal.“
„Wenn eine Mutter ihr Kind verliert, dann muss das ungefähr das Schlimmste sein, was ihr passieren kann“, stellte Sarah mit ernstem Gesicht fest.
„Das denke ich auch, ja. Ich habe es an meiner Mutter erlebt.“
„An deiner Mutter?“
„Ja. Ich hatte eine dreizehn Jahre ältere Schwester. Sie hat sich umgebracht.“
„Ach du lieber Himmel!“, entfuhr es Sarah.
„Es war eine schreckliche Tragödie damals. Meine Mutter hat das bis heute nicht verschmerzt.“

Kommentare


unbekannt
07:52 16.09.2010
ich hoffe, er schreibt den clown noch zu ende, bevor er auch dahingeht...

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2010-09-16 07:08