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Tagebuch Doc12
2010-09-05 08:44
Der weinende Clown - 45

Das Wetter war sonnig und wolkenlos. Etwas nervös saß er unter der rotweißen Markise eines Straßencafes, nahm ab und zu einen Schluck von seiner Latte Macciato und beobachtete die vorbeieilenden Menschen, den fließenden Verkehr und drehte den Kopf nach allen Richtungen. Zwischendurch sah er hastig auf die Uhr. Bereits vier! Wo steckte sie nur? Er wusste, dass sie meist unpünktlich war, ihn manchmal warten ließ – doch eine Stunde hatte sie sich noch nie  verspätet und langsam begann er, sich Sorgen zu machen.

„Gina, wo bist du?“, fragte er leise sich selbst. Er war in sie verliebt bis über beide Ohren, fühlte sich einsam ohne sie – manchmal wollte sich das Gefühl in ihm breit machen, ohne sie nicht mehr leben zu können. Zwischenzeitlich kannten sie sich schon fast ein Jahr. Endlich kam sie: Ein junges, hübsches Mädchen, schlank, groß, mit langem schwarzem Haar, regelmäßigen Gesichtszügen. Sie war dezent geschminkt, trug einen schwarzen Rock, der ihre Figur stark betonte, dazu eine rosa Bluse mit tiefem Dekolleté, das den Blick auf ihre wohlgeformten Brüste freigab.
„Hallo, Süße. Wo warst du denn so lange?“ Donatellos Stimme klang zwar freundlich, hatte aber dennoch einen vorwurfsvollen Unterton.
„Ich bin aufgehalten worden“, sagte sie nur kurz und setzte sich ihm gegenüber. Ihr Gesicht war ernst.
„Bekomme ich heute keinen Begrüßungskuss?“ Lächelnd sah er sie an.
„Donatello, ich bleibe nur kurz“, antwortete sie ausweichend.
„Aber Gina – wir wollten doch heute Essen gehen und danach ins Kino!“
„Ich kann nicht.“
„Warum?“
„Donatello, ich muss dir etwas sagen.“
„Ja?“ Ein ungutes Gefühl begann in seiner Magengegend zu rumoren, als er fragte: „Und was?“
„Weißt du, das ist so ...“, begann sie zögernd und ihr Blick ging an ihm vorbei.
„Nun rede schon! Was ist los?“
„Ich möchte mich von dir trennen“, brach es aus ihr heraus.
„Du möchtest ...“ Donatello stockte. Er war sprachlos. Alles hatte er erwartet, doch nicht das. Für einen langen Moment sah er sie völlig schockiert an, schüttelte  dabei den Kopf, schließlich fand er seine Sprache wieder und fragte leise: „Aber warum??“
„Ich liebe dich nicht mehr.“
„Aber als wir uns vorgestern sahen, da war doch noch ...“, stammelte er.
„Ich habe einen anderen Mann kennen gelernt“, sagte sie leise.
„Du hast einen anderen Mann kennen gelernt ...“, wiederholte er automatisch.
„Ja.“
„Geht das schon länger?“, wollte er wissen.
„Nein. Eigentlich erst seit gestern. Es war Liebe auf den ersten Blick.  Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Es kam wie der Blitz aus heiterem Himmel, verstehst du?“
„Nein, verstehe ich nicht.“
Sie sah auf die Uhr. „Ich muss gehen.“
„Willst du nichts trinken?“
„Nein.“
„Gina – bitte geh nicht“, bat er leise.
„Donatello – lass mich. Es hat keinen Zweck. Du findest eine andere, eine bessere als mich. Mir ist klar geworden, dass ich dich nie so geliebt habe, wie es sein sollte und wie du es verdient hättest.“
„Gina, bleib“, wiederholte er tonlos.
„Es geht nicht. Wir können zu einem späteren Zeitpunkt darüber reden.“

Mit feuchten Augen saß er da und blickte zu Boden. Sie stand auf, strich ihm kurz über das Haar. „Lass uns Freunde bleiben.“
Donatello antwortete nicht. Wie benommen saß er auf seinem Stuhl und starrte zu Boden. Nach einer kleinen Weile fragte er: „Warum tust mir das an, Gina?“
„Ich habe es dir erklärt, warum. Mach’s gut.“
Sie ging ohne ein weiteres Wort.

Donatello winkte den Kellner heran, bezahlte, stand auf und verließ mit hängenden Schultern das Cafe. Der Schock war ihm tief ins Gesicht geschrieben, er fühlte sich plötzlich unendlich einsam und verlassen. Ihm war schlecht; er hatte das Bedürfnis, sich zu übergeben. Wie ein Betrunkener hielt er sich schließlich an einem Laternenpfahl fest, ging dann mühsam ein paar Schritte weiter, sah eine Bank und setzte sich. Gebeugt saß er da, mit auf die Knie gestützten Ellbogen, in seinem Kopf herrschte Chaos und er war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Er fühlte so etwas wie Panik in sich hochsteigen, hielt die Hände vors Gesicht – weinte wie ein kleiner Junge und ließ den Tränen freien Lauf.

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