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Tagebuch Doc12
2010-08-30 08:20
Der weinende Clown - 39

Eine kurze Pause entstand, dann sagte Bruno leise und nachdenklich: „Wenn das eintreten sollte, möchte ich nicht mehr leben.“
„Es wird nicht eintreten, mein Freund – denn Gott und die Natur kennen keinen Geiz, da es sich um eine rein menschliche Eigenschaft handelt.“
„Aber nun sag mir doch mal, lieber Gott, warum ich diese Clowngeschichte schreiben soll? Ich schreibe und schreibe wie ein Idiot, finde aber keinen Sinn darin“, wechselte Bruno das Thema.
„Den Sinn wirst du erst begreifen, wenn die Geschichte zu Ende ist, mein Freund – ganz am Schluss.“
„Gut, dann schreibe ich einfach mit deiner Hilfe weiter.“
„Tu das. Aber du hast noch ein paar Fragen auf dem Herzen, fürchte ich.“
„Ja, habe ich“, antwortete Bruno leise und fragte: „Was kann ich tun, dass sich meine Situation endlich ändert? Ich habe das Gefühl, ich trete immer nur auf der Stelle und komme keinen Schritt weiter.“
Das glaubst du nur, dass es so ist, weil du ungeduldig mit dir und anderen bist. Du erwartest aber zu viel in zu kurzer Zeit. Das ist nicht gut. Du hast nämlich genau genommen einen riesigen Erfolg!“
„Erfolg?? Ich? Nein!“, widersprach Bruno heftig.

„Doch, hast du! Bei Sarah zum Beispiel. Du wirst geliebt, mein Freund! Ist das vielleicht nichts? Das ist sogar ein sehr großer Erfolg! Denn die Liebe einer Frau zu erringen und sie wieder zu lieben, sind mit das Schönste, was dir in diesem Leben passieren kann.“
„Na ja, ich habe ein paar Frauen in meinem Leben gekannt ...“
„Komm, komm, mein Freund! Erzähl mir nichts! Es waren genau 124.“
Bruno war erstaunt. „124? Ich? Hast du etwa mitgezählt??“
„Nicht direkt – nur so nebenbei.“ Gott lachte, wurde jedoch sofort wieder ernst. „Aber wie viele von diesen Frauen hast du wirklich geliebt? Die erste, als du fünfzehn warst, mit der zweiten bist du sieben Jahre zusammen gewesen, die dritte hast du geheiratet und diese Ehe ging unter anderem auch durch dein liebloses Verhalten und durch deine Unsensibilität in die Brüche. Und dann war da noch diese Dame aus Hannover, aber die war ja schon vergeben – und dann noch jene Amerikanerin, du weißt schon. Sei ehrlich: Alle anderen Damen waren Abenteuer und Bettgeschichten – und der Ausdruck deiner Augen stand nie im Einklang mit deinem Lächeln. Vielleicht könnte man es noch als tiefer gehende Freundschaften bezeichnen – im wahrsten Sinn des Wortes, mein Sohn! Du vergisst, dass du hier mit Gott sprichst – und dieser Gott erwartet von dir, dass du vor allem dir selbst gegenüber absolut ehrlich bist!“

„Stimmt, du hast Recht“, erwiderte Bruno kleinlaut.
„Natürlich habe ich Recht. Du hast einfach zu viele Fehler in deinem Leben gemacht – in vielen Bereichen – und nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung bekommst du jetzt die Quittung. Finde dich damit ab, ertrage es mit stoischer Gelassenheit, lass die Vergangenheit ruhen, handle überlegt in der Gegenwart und bessere dadurch die Zukunft. Keine Risiken – keine Abenteuer mehr! So lautet mein Rat.“
„Ich habe auch kaum mehr das Bedürfnis, unter Menschen zu gehen, ich habe Angst vor ihnen“, murmelte Bruno zaghaft.
„Könnte es nicht so sein, dass die Menschen Angst vor dir haben?“, fragte Gott.

„Vor mir? Ich tu doch keiner Fliege etwas zuleide! Das ist doch absurd!“
„Durch deine griesgrämige Art, durch deine Gedankenlosigkeit, verbunden mit einer Portion Arroganz, Überheblichkeit, falschem Stolz und Besserwisserei, meine ich. Geh einfach einmal in dich, mein Sohn!“
„Ist es wirklich so schlimm?“ Bruno war fassungslos.
„Schon, ja. Manchmal. Du solltest etwas vorsichtiger sein und überprüfen, was du über andere Menschen denkst, mein Freund! Es sind empfindsame Seelen – so wie du.“
„Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.“
„Dann wäre es jetzt an der Zeit – denn du kannst nämlich auch anders. Du hast sehr viele gute Eigenschaften, die die Menschen an dir schätzen – vorausgesetzt natürlich, du zeigst sie ihnen. Ich denke da nur an deine Autorenlesungen – du bringst die Menschen zum Lachen, sie sind fröhlich, sie mögen dich, verlassen dich mit lachenden Gesichtern und lesen deine Bücher mit Freude. Und was erzählst du mir? Du hättest Angst vor ihnen! Spinnst du jetzt komplett, oder wie?“

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2010-08-30 08:20