Am anderen Morgen stand Donatello pünktlich um acht Uhr am Stand, der Obsthändler begrüßte ihn freundlich. Zunächst musste er ein paar leere Obstkisten aufräumen, dann zeigte ihm der Mann, wie man das Obst abwiegt. Donatello stellte eine Menge Fragen, er wollte wissen, woher das viele Obst kam, wie es geliefert würde, warum es grüne und rote Äpfel gab, er lernte die verschiedenen Sorten zu unterscheiden und war unheimlich stolz, als er ganz ohne Hilfe die erste Tüte Orangen verkauft hatte.

Als es Mittag wurde, schloss der Obsthändler seinen Stand und ging mit Donatello in eine nahegelegene Pizzeria. Während des Essens sagte der Obsthändler: „Ich heiße Pepe. Und du?“
„Donatello.“
„Ein schöner Name. Du bist übrigens sehr fleißig, mein Kleiner.“
„Wenn ich groß bin, werde ich auch Obsthändler wie du. Das macht Spaß!“
„Wie alt bist du denn?“, fragte Pepe.
„Ich bin jetzt fünf. Werde aber in neun Monaten schon sechs!“
Pepe grinste. „Na ja, dann musst du erst mal zur Schule, sehr viel lernen und anschließend kannst du dir ja immer noch gründlich überlegen, ob du Obsthändler wirst. Wenn du schlau bist, wirst du keiner, denn man hat eine Menge Arbeit damit und verdient oft nicht viel dabei ...“
„Aber Pepe, du bist doch auch Obsthändler. Macht es dir keinen Spaß?“
„Doch, schon. Aber nicht immer, Donatello. Wenn du erst einmal erwachsen bist, siehst du die Dinge wahrscheinlich ganz anders.“ Pepe seufzte.
„Das versteh ich nicht, Pepe.“
„Macht nichts, kleiner Freund.“ Pepe lächelte. „Aber weißt du was? Wenn deine Mutter einverstanden ist, kannst du mir gern ab und zu helfen und dir ein kleines Taschengeld verdienen. Frag sie einfach.“
„Au ja, das mach ich, Pepe.“ Donatello war begeistert.
„Und jetzt wird wieder gearbeitet“, sagte Pepe und stand auf. Der Kleine trottete brav hinter seinem großen Freund aus der Pizzeria.

Am späten Nachmittag meinte Pepe: „So, nun hast du genug gearbeitet – jetzt geht’s ab nach Hause! Er steckte dem Jungen einen Geldschein in die Tasche und füllte eine Tüte mit saftigen, roten Äpfeln. „Die gibst du deiner Mama und bestellst ihr einen Gruß von mir. Machst du das?“ „Klar – und danke! Vielen Dank!“ Donatello hielt die Tüte freudestrahlend mit beiden Armen, sie war prall und schwer.
„Lass sie nicht fallen“, rief ihm Pepe noch nach, als der Junge stolz und mit hocherhobenem Kopf den Heimweg einschlug.

„Was hast du daraus gelernt?“, fragte das Lichtwesen.
„Dass all das, was der Mensch falsch macht, wieder in Ordnung gebracht werden kann und das Leben alles verzeiht“, antwortete Donatello und wunderte sich, dass es ihm so flüssig über die Lippen kam. Ihm war, als würde er die Antwort sich selbst geben.
„Richtig. Es kommt nur auf die Gedanken an. Denkst du recht, so ist auch dein Leben recht. Deine Gedanken manifestieren sich, sie werden Wirklichkeit, geben deinem Leben eine Richtung und du allein bist es, der sie bestimmt. Der Mensch kennt diese Wahrheit – er mag sie vielleicht nicht immer hören, weil sie ihm sehr oft nicht gefällt – aber er weiß immer Bescheid, selbst als Kind.“

Bruno erwachte wie aus einer Trance. Es war unglaublich. Er sah auf seine Armbanduhr und stellte staunend fest, dass er kaum eine halbe Stunde geschrieben hatte, doch die Handlung lag glasklar vor ihm; die Sätze flossen ihm nur so aus den Fingern – schon lange hatte er nicht mehr mit solcher Intensität gearbeitet. Dennoch fühlte er sich jetzt ausgelaugt, matt und erschlagen und beschloss, seine Arbeit für heute zu beenden und etwas früher als sonst schlafen zu gehen.