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Tagebuch Doc12
2010-08-10 07:59
Der weinende Clown - 19

Bruno öffnete die Augen. Der grellweiße Monitor blendete ihn. Der Raum um ihn herum war dunkel. Müde und noch im Halbschlaf tippte er mechanisch wie ein Roboter etwas in die Tastatur. Dann erhob er sich träge von seinem Stuhl, ging ins Schlafzimmer, warf die Kleider vom Leib, ließ sich ins Bett fallen und schlief sofort wieder ein.

Die grauen Wolken hatten sich verzogen, die Sonne schien hell und freundlich ins Zimmer, als er sich am späten Vormittag, genüsslich gähnend und sich streckend, endlich vom Bett erhob. Er schlürfte in die Küche, schaltete den Wasserkocher ein, angelte sich eine Tasse aus dem Küchenschrank, wobei ihm einfiel, dass sein Computer ja noch eingeschaltet sein müsste. Er hatte das Ausschalten schlichtweg vergessen, war einfach zu müde gewesen. Am Schreibtisch fiel sein Blick auf den Monitor – und wurde starr. Ungläubig rieb er sich die Augen. Er hatte doch gestern keine einzige Zeile geschrieben! Dennoch prangten in großen, fetten Lettern drei Worte in der Mitte des Bildschirms: DER WEINENDE CLOWN.
Da hat mir der alte Herr dort oben doch einen Streich gespielt, dachte er und grinste. Jetzt, da er wusste, dass Gott Humor hatte und sogar herzhaft schallend lachen konnte – jetzt traute er ihm solch einen Streich durchaus zu. Er beschloss, ihn bei nächster Gelegenheit zu fragen – und der hohe Chef würde ihm ehrlich Rede und Antwort stehen müssen, wobei er mit großer Genugtuung und einer gewissen Portion Logik innerlich lächelnd feststellte, dass Gott bei dieser Antwort keinesfalls schwindeln konnte, ohne dabei sein eigenes Gesetz zu brechen ...

Nachdem er gefrühstückt hatte, setzte sich Bruno an den Computer und überlegte. „Der weinende Clown“ – was sollte das bedeuten? Wäre es möglicherweise ein guter Buchtitel? Und wenn ja, wie sollte er die passende Story dazu konstruieren? Es war für ihn völlig ungewohnt, zuerst einen Buchtitel zu überlegen und erst danach die Geschichte zu schreiben. Fast immer ergab sich der Buchtitel aus der Handlung heraus und wurde am Schluss festgelegt. So jedenfalls empfand er das Pferd als falsch aufgezäumt. Die verschiedensten Gedanken gingen ihm durch den Kopf, er kam jedoch zu keinem Ergebnis. Vielleicht sollte ich ihn fragen, was es mit allem auf sich hat, überlegte er. Er selbst würde ohnehin zu keinem definitiven Resultat kommen. Ohne weiteres Nachdenken griff er zum Handy und wählte die ihm bekannte Nummer.

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2010-08-10 07:59