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Tagebuch Doc12
2010-11-21 08:31
Der weinende Clown - 120
Eines Abends saßen beide, wie schon so oft, wieder einmal zusammen, als Donatello meinte: „Jetzt weißt du soviel von mir und kennst mein ganzes Leben – erzähl’ doch mal etwas mehr von dir.“
„Muss ich nicht.“
„Du willst nicht, oder?“
„Nein, ich muss nicht, denn unser Leben ist fast parallel verlaufen. Unsere Erlebnisse sind beinahe identisch. Auch ich habe vieles ausprobiert, bin mit vielem auf die Nase gefallen, wollte eigentlich Musiker werden wie du, habe in jungen Jahren in einer Band gespielt, war vernarrt in meine Gitarre, auch meine Enttäuschungen in Liebesangelegenheiten verliefen ähnlich, ich hatte meine Erfolge und auch meine Misserfolge, hatte eine Menge Geld und war dann wieder arm wie eine Kirchenmaus, meine Mutter war ähnlich wie die deine: Streng, aber gütig, ich hatte eine wunderschöne Jugend, genau wie du und auch ich hatte in der Schule das Problem, dass ich wesentlich mehr hätte leisten können als ich es getan habe, denn die geistigen Anlagen waren durchaus vorhanden, doch habe ich nur das gelernt, was mich interessiert hat und nicht das, was im Lehrplan stand. Was also sollte ich dir da erzählen?“

„Du warst aber nie Clown“, entgegnete Donatello grinsend.
„Doch – und ich bin es heute noch. Nur auf eine ganz andere Art als du. Man kann die Menschen auf vielerlei Arten zum Lachen bringen – du hast es in einer Manege getan, ich mit meinen Büchern und um ehrlich zu sein, bin ich stolz darauf. Und ich glaube, wir können beide stolz sein, denn du und ich haben versucht, den Menschen das zu geben, was man genau genommen mit nichts bezahlen kann: Es ist das herzhafte Lachen, das unmittelbar aus der Seele kommt. Auf eine gewisse Weise sind wir beide Vermittler des reinen Humors, denke ich. Und genau das ist es doch, was unsere Zeit braucht, denn sieht man sich so um, kann man feststellen, dass die Menschen momentan nur wenig Anlass zum Lachen haben, habe ich Recht?“
„Mag sein, doch ich habe meinen Beruf nie als etwas Besonderes empfunden.“
„Ich den meinen auch nicht. Es ist eben ein Talent, das man hat – aber man sollte es einsetzen, alles andere wäre falsch“, bemerkte Bruno.

„Übrigens: Du solltest Sarah heiraten“, meinte Donatello unvermittelt.
„Wie kommst du denn ausgerechnet darauf?“
„Ist mir nur eben so eingefallen.“
„Und wieso sollte ich sie heiraten?“
„Du liebst sie doch, oder?“
„Natürlich liebe ich sie, aber ich kenne sie doch noch gar nicht so lang.“ Und grinsend fügte Bruno hinzu: „Außerdem kann man doch auch im Stillen Gutes tun, nicht wahr? Dazu kommt, dass man nicht für alles im Leben eine staatliche Lizenz braucht – und was mich betrifft, ich kann gut darauf verzichten. Außerdem bin ich nicht davon überzeugt, dass die Ehe die ideale Form des Zusammenlebens
von Mann und Frau ist – und ich bin noch weniger davon überzeugt, dass der Mensch ein monogames Wesen ist. Vielleicht hatte Gabriele Pauli doch nicht so ganz Unrecht.“
„Wer ist das?“
„Sag mal, hast du all die Jahre hinter dem Mond gelebt, oder wie? Eine ehemalige Landrätin, eine Politikerin, die wesentlich unkonventioneller ist als so mancher spießige Politikerfuzzi. Auch wenn sie mit ihrer Partei nicht gerade Furore gemacht hat, so hätten wir ohne sie immer noch den lieben Herrn Stoiber als Ministerpräsident und man hätte ihn vielleicht eines Tages im Rollstuhl in die Staatskanzlei schieben müssen.“
„Kann sein, ich kannte bislang nur die Zirkuswelt. Und was ist mit ihr?“
„Sie machte einmal den wohl nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag, man sollte ,die Ehe auf Zeit’ einführen – per Vertrag auf zehn Jahre oder so.“
„Die ist doch bescheuert!“, entfuhr es Donatello und er schüttelte dabei den Kopf.

„Das haben damals viele Leute behauptet und eine Menge haben sich darüber wohl aufgeregt. Auch verständlich, jeder sieht die Dinge aus seiner Sicht. Aber sie ist keinesfalls bescheuert, hat das Bundesverdienstkreuz und einige andere Auszeichnungen aufgrund ihrer Verdienste. Wie auch immer: Es wäre sicherlich einen Versuch wert, eine Ehe zeitlich zu begrenzen, denn die Formel Bis dass der Tod euch scheidet ist sowieso Schwachsinn, weil genau genommen unmenschlich – oder sollte ich besser sagen: Übermenschlich, denn kaum ein Mensch ist in der Lage, dieses Versprechen, das er vor dem Altar geben soll, zu halten, niemand kann sein Leben auf so lange Zeit, das heißt, bis hin zum Lebensende, planen, nicht wahr? Es sind einfach zu viele Unwägbarkeiten im Spiel.“

Kommentare


unbekannt
06:07 22.11.2010
Mh. Dieser Roman ist wirklich sonderbar. Es wirkt, als würden Informationen, gebündelt, aber inhaltlich absolut unsortiert, einfach nebeneinander gestellt.

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2010-11-21 08:31