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Tagebuch Doc12
2010-11-18 06:29
Der weinende Clown - 117
„Ja, wir haben uns für heute Abend verabredet. Sie will, dass ich zu ihr komme, aber ich wäre ehrlich gesagt momentan lieber allein. Ich habe das Gefühl, ich brauche meine Ruhe und muss über vieles nachdenken, doch ich habe es ihr versprochen.“
„Ich weiß, lieber Bruno – du bist im Grunde eine gute Seele und versuchst, es jedem recht zu machen. Doch bei aller Liebe: Denk auch mal ab und zu an dich.“
„Na ja, man lebt ja auch deshalb, um für die anderen da zu sein, nicht wahr?“
„Stimmt, mein Freund – doch übertreib es nicht. Wenn du immer nur das tust, was andere wollen oder nach Ratschlägen von Menschen lebst, die selbst genügend Schwierigkeiten im Leben haben und oft nicht in der Lage sind, sich selbst zu helfen, kannst du eines Tages auf deinen Grabstein schreiben: Mein Leben hat allen gefallen – nur mir nicht“, entgegnete Gottfried lächelnd.
„Eigenartig, das ausgerechnet aus deinem Munde zu hören. Aber ich werde es mir merken. Übrigens – du könntest mich noch ein Stück begleiten“, bat Bruno.
„Ich begleite dich nicht nur jetzt ein Stück, sondern dein ganzes Leben lang – wenn auch für dich meist nicht sichtbar.“

Beide schlenderten gemütlich los. Bruno lächelte. Er fühlte sich an Gottfrieds Seite federleicht, hatte all seine Sorgen vergessen, das Leben wurde in seiner Gegenwart plötzlich simpel und alle Probleme waren verschwunden ...
Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her, bis Bruno fragte: „Sag mal Gottfried, was denkst du über die momentane Finanzkrise?“
„Na – du kannst Fragen stellen!“
„Was ist falsch an dieser Frage? Die ganze Welt beschäftigt sich doch momentan damit.“
„Ja – ich weiß. Blödsinn.“, antwortete Gottfried und lachte.
„Was ist daran so lustig?“
„Ich antworte dir mit einer Gegenfrage, lieber Bruno: Was wäre so schlimm daran, wenn eure pervertierte Geldwirtschaft zusammenbrechen würde? Hätte das einen besonderen Einfluss auf die Existenz der Menschheit?“
„Ich weiß es nicht und habe mir darüber auch noch nie Gedanken gemacht.“
„Dann lass dir ganz einfach sagen: Es handelt sich hier nicht um eine Finanzkrise, sondern genau genommen um eine weltwirtschaftliche Systemkrise, die gewollt und beabsichtigt ist. Gewisse Leute wollen das System verändern.“
„Mit welchem Zweck? Um uns noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen?“
„Es geht nicht primär ums Geld, mein Freund, bis auf die Tatsache, dass sie euch damit in der Hand haben. Es geht um eure Freiheit, darum, euch zu versklaven, euch noch abhängiger zu machen als ihr es eh schon seid – sie wollen eure Seelen, mein Lieber. Sie wollen die Auflösung der bestehenden sozialen Strukturen, die Auflösung von Familien und Freundschaften.“
„Wer will das?“
„Jene, die aus hemmungsloser Macht und Profitgier ein Interesse daran haben und über die nötigen Mittel dazu verfügen, sie streben die Weltherrschaft an – und merk dir eines: Es geht hier im Grunde nicht ums Geld, sondern es geht stets nur um die Ressourcen der Erde. Aber lass dich nicht verwirren.“
„Verwirren?“
„Ja – bleib ganz ruhig. Denn ich sage dir: Die Finanzkrise findet nur für jene statt, die sie erleben wollen. Was dich betrifft: Du hast dabei überhaupt nichts zu verlieren.“ Gottfried lachte.

„Aber man muss doch irgendwas dagegen tun!“, widersprach Bruno energisch.
„Wenn du das glaubst, dann tu etwas dagegen!“
„Gut. Und was? Hast du zufällig einen göttlichen Rat?“
„Immer. Und wie immer kostenlos“, antwortete Gottfried lächelnd.
„Ich höre.“
„Mach dich unabhängig.“
„Wie soll das gehen? Ich und auch die anderen – wir leben doch nicht auf einer einsamen Insel irgendwo im Ozean.“
„Das ist sogar ein Vorteil.“
„Ein Vorteil? Verstehe ich nicht.“
„Ich will’s dir erklären: Dieses Finanzsystem in der momentan bestehenden Form kann nur deshalb existieren, weil ihr es so akzeptiert und wollt. Denn wie ich dir schon einmal sagte: Ihr seid das Volk, ihr habt die Macht, alles zu verändern! Und doch tut ihr es nicht, weil ihr zu bequem und zu träge seid – und weil euch der Mut fehlt! Ihr seid euch eurer Kraft nicht bewusst – ihr seid Urnenvieh, das zwar alle vier Jahre zur Wahl geht, aber nur das wählen könnt, was euch vorgesetzt wird – und genau genommen habt ihr damit aber keine Wahl – oder wenn, dann nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Und ihr glaubt dann, damit wäre eure Pflicht erfüllt. Was immer ihr jedoch wählt, führt ins Verderben und ihr seid der Stier mit dem Nasenring.“

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2010-11-18 06:29