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Tagebuch Doc12
2010-11-08 06:36
Der weinende Clown - 108
„Na gut, wenn du meinst ...“, hörte er sich sagen.
„Vielleicht ist dieser Roman eine Aufgabe, die dir das Leben stellt“, meinte sie sanft und strich ihm dabei zärtlich über das Haar.

„Was hast du heute noch vor?“, fragte er, um sie auf ein anderes Thema zu bringen.
„Zuerst fahre ich zu meiner Mutter, Karsten abholen – und ich bin ziemlich sicher, sie hält mich wieder eine Ewigkeit fest, denn sie redet und redet ... Sie ist momentan äußerst unzufrieden.“
„Warum das denn? Ich meine, sie als Rentnerin hat doch ein schlaues, ruhiges Leben.“
„Ein schlaues, ruhiges Leben? Das siehst du vielleicht so, aber sie jammert ständig darüber, dass sie älter wird, dass die Zeiten immer schlechter werden, wie dürftig ihre Rente ist – und all so was.“
„In gewisser Weise hat sie durchaus Recht“, entgegnete Bruno und meinte weiter: „Ich bin zwar noch längst nicht so alt wie deine Mutter, aber auch ich habe schon schönere Zeiten erlebt. Und unser Rentensystem ist sowieso ein alter Hut, das weiß ich nicht erst seit gestern. Ich habe mich auch nicht übermäßig daran beteiligt, wenn ich ehrlich bin.“
„Und weshalb nicht?“
„Weil ich schon vor vielen Jahren erkannt habe, dass unser Rentensystem, das auf einem Generationsvertrag beziehungsweise auf einem Umlageverfahren beruht, Quatsch ist und auf Dauer nicht funktionieren kann. Und zweitens war ich meist selbständig oder freiberuflich und habe mein Geld lieber in vernünftige Dinge investiert – zumindest in Dinge, die ich für vernünftig gehalten habe – ob sie’s tatsächlich immer waren, steht in den Sternen. Außerdem gehe ich nicht in Rente, denn wenn ich nicht mehr arbeiten kann, dann ist das sowieso mein Tod – und ich habe ganz sicherlich nicht vor, eines Tages vor dem Fernsehapparat zu verblöden, weil ich keine andere Möglichkeit mehr sehe, mich sinnvoll zu beschäftigen oder mit Menschen zu kommunizieren. Meine Eltern sind da ein lebendes Beispiel. Nein, nein – wenn es soweit mit mir kommen sollte, dann mache ich lieber vom Ableben Gebrauch.“

„Aber irgend wann willst du doch deine Ruhe haben und auch etwas Zeit für dich“, wandte Sarah ein.
„Nein, ich will meine Ruhe eben nicht haben! Und Zeit für mich? Nun ja, die habe ich immer gehabt, wenn ich sie haben wollte. Ich tat meistens das, was ich tun wollte und was ich gerne tat, zumindest im Rahmen meiner Möglichkeiten. Fast immer war ich in der glücklichen Lage, meine Hobbys zum Beruf zu machen und ich bin diesbezüglich auch ganz bewusst Risiken eingegangen. Das mag einigen mir nahestehenden Mitmenschen vielleicht ein Dorn im Auge gewesen sein, doch mein Leben war bislang mehr als ausgefüllt – bis auf ein paar Ausnahmen natürlich – doch schlechte Tage und schlechte Jahre gibt es in jedem Leben – und die gehen bekanntlich vorüber.“
„Mut hast du, das muss man dir lassen“, warf Sarah ein.

„Es gehört weit mehr Mut dazu, in ein Rentensystem einzuzahlen, das dem Konkurs geweiht ist und darauf zu vertrauen, dass man damit im Alter versorgt ist“, konterte Bruno und fuhr fort: „Das gesetzliche Rentensystem wurde 1957 unter Konrad Adenauer eingeführt und schon damals gab es warnende Stimmen, die dem lieben Herrn Bundeskanzler vorausschauend sagten, dass es so auf Dauer nicht funktionieren würde. Und von genau diesem Herrn stammt meines Wissens nach auch der Ausspruch: ,Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?’
Heute jedoch wird er fast als Heiliger gehandelt. Es mag ja durchaus sein, dass seine Verdienste um Deutschland enorm waren – insbesondere, was seine Außenpolitik betraf – und ich will sie keinesfalls schmälern – doch das Rentensystem gehört ganz sicher nicht zu seinen Großtaten.“
„Aber es hat doch über Jahrzehnte funktioniert“, wandte Sarah ein.

„Klar hat es das – solange das Verhältnis von Jung und Alt noch einigermaßen im Lot war. Doch die Alterspyramide hat sich bekanntlich dahingehend verändert, dass es immer mehr alte Menschen gibt und immer weniger junge. Ich glaube, bei kaum einer Gesellschaftsschicht kommen die Unterschiede zwischen arm und reich mehr zum Tragen wie bei den Rentnern. In jeder besseren Tageszeitung kann man es lesen: Diejenigen, die ausschließlich vom Staat abhängig sind, weil sie nicht in der Lage waren, sich ein Vermögen anzusparen, haben ein bitteres Los gezogen. Spontan fallen mir da die Streichungen von Steuervergünstigungen ein, aber auch die Nullrunden bei der Rentenanpassung, Beitragsübernahmen zur Krankenversicherung, gleichzeitig aber auch noch die Zusatzzahlungen bei Medikamenten – kurz und gut: Es handelt sich dabei um Einkommenseinbußen, die langsam, schleichend, aber sicher den Rentnern die Luft abdrehen – und das geht heute soweit, dass es fast der Sozialhilfe gleichkommt. Und du kannst mir glauben: Das wird noch schlimmer ... Die Alten sind nichts mehr wert – doch wird dabei immer vergessen, dass sie es waren, die Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut haben – die Jungen haben sich nur ins gemachte Nest gesetzt. Waren es früher die Jugendlichen, die sich mit Schneeräumen, Zeitungsaustragen und dem Sammeln von Pfandflaschen ihr Taschengeld aufgebessert haben, so sind es heute die Rentner und die alten Leute – es ist entwürdigend! Werden die Renten aber dann doch einmal um ein Prozent erhöht, dann machen die Politiker einen Staatsakt und eine Heldentat daraus, verkünden stolz, wie sozial sie doch sind – genau wissend, dass sie diese Probleme überhaupt nicht unmittelbar betreffen, denn sie blasen zwei Legislaturperioden heiße Luft in die Welt sind dann bis an ihr Lebensende versorgt – und ebnen sich nebenbei noch einen Weg für einen netten Nebenverdienst. Der Vorgänger unserer liebreizenden Frau Bundeskanzlerin hat es uns ja deutlich gezeigt, wie’s geht, nicht wahr?“

„Ich frage mich sowieso schon länger, weshalb die Deutschen immer älter werden ... Unsere moderne Medizin allein kann das auch nicht bewirken“, meinte Sarah
nachdenklich.

Kommentare

06:27 09.11.2010
...und das sinnlose Gespräch geht noch weiter...
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unbekannt
06:11 09.11.2010
was soll dieser ständige Klumpatsch zwischen den dürftigen Zeilen, die die Geschichte erzählen sollen? Gesellschaftskritisch ist ja schön, aber bei jeder Gelegenheit damit zugeschmissen zu werden

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2010-11-08 06:36