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Tagebuch Die_Geisha
2006-04-08 11:13
Im Auge des Hurrikans
Im Augenblick fühlt sich mein Leben....nun ja....es fühlt sich in einer Weise gar nicht an.
Es ist als ob es an mir vorbeifließen würde wie ein reißender Bach und ich stehe am Ufer und sehe zu.

Ich habe Angst. Angst vor der Zeit.
Es ängstigt mich so sehr , dass sie vergeht. Ich weiß das klingt trivial und naiv , aber etwa so ließe sich mein augenblicklicher Gemütszustand beschreiben.

Ich mache mir ständig und andauernd Gedanken über die Zukunft.
Jetzt erst wird mir klar , dass sie wirklich kommen wird. Bisher habe ich immer vor mich hingelebt wie in einem Kokon. Um mich die vertrauten Menschen , die vertraute Umgebung , die Routine. Es war eine gewisse Geborgenheit in der Tatsache , dass alles immer gleich zu sein schien , obgleich ich so unendlich gelangweilt war.

Jetzt wird mir plötzlich schlagartig klar , dass das Leben nach der Schule kommen wird. Dass es auch ein Leben außerhalb meines geschützten Elternhauses geben wird. Ein Leben ,das sich vollkommen unterscheiden wird von allem was vorher war.

Und irgendwie habe ich das noch nicht akzeptiert. Ich hänge so sehr an den alten Dingen , dass es mich selbst überrascht. Womöglich liegt es auch an dem vergangenen Jahr , welches mich um vieles gebracht hat.
Unter anderem hat es mich um viel Zeit mit meiner Familie gebracht.

Ich erinnere mich noch gut an den ersten Mai letzten Jahres. Ich lag morgens neben meinem verhassten Freund und sah in das Licht zwischen den Rolladenspalten. Alles war noch ganz still und plötzlich fiel mir der alljährliche Fahrradausflug der ganzen Familie ein. Jetzt , dachte ich mir , werden sie sich auf den Weg machen , und ich bin nicht dort.
Und plötzlich hatte ich solches Heimweh , dass ich weinen musste. Ich hatte in mir ein Gefühl , als würde ich nie wieder so leben können wie früher. Als hätte ich meine Familie verloren. Nur weil er mich zwang bei ihm zu sein.

Seitdem hänge ich so unglaublich an meiner Familie , dass ich richtig gehend unflexibel geworden bin.
Früher war das anders.
Aber nun ja. Auch solche Zeiten gehen wohl vorbei.

Es scheint mir beinahe so , als ob ich zusehen könnte wie die Zeit an mir vorübergleitet und alles an mir vorbeischwimmt. Nur ich stehe noch da wie angewurzelt und kann es doch nicht ändern.

Hinzu kommt meine Unentschlossenheit gegenüber allen Menschen , die beginnen eine Rolle in meinem Leben zu spielen. Vor allem gegenüber allen Männern.
Es scheint als könnte ich mich ab einem gewissen Punkt nicht mehr öffnen.

Sei es Phil , sei es Enriko. Oder sei es sogar Jack.
Jack war heute übrigens wieder da. Während der ganzen Chorprobe konnte ich seine Blicke förmlich auf mir spüren und immer wenn ihn ansah , stellte ich fest , dass er wirklich zu mir herübergesehen hatte.
Aber ich kann nicht mit ihm reden. Es ist nie Zeit. Und mir fällt auch nie ein worüber. Etwas in mir stellt sich mir in den Weg. Es geht einfach nicht.

Im Augenblick sehe ich einfach immer nur zu. Ich sehe , wie die Menschen auf mich reagieren , doch nie reagiere ich.
Ich sehe wie die Menschen ihr Leben leben , doch nie lebe ich.
Niemals wirklich.

Kommentare


unbekannt
15:06 08.04.2006
ich kann nachempfinden, wie es dir gerade gehen muss.
in knapp einem monat schreibe ich mein abitur. und dann gehts raus ins wahre leben... anfangs wusste ich nicht, ob ich mich darauf freuen kann. oder eher angst haben sollte vor der ungewissheit, die mich erwartet.
denn momentan lebe ich, genauso wie du in einer eingespielten routine. alles ist mehr oder weniger aber trotzdem noch berechnend.
du lebst wie in einem käfig, in dem du dich wohlfühlst. alles läuft nach tagesplan, du wirst gehegt und umsorgt, alles scheint schon (von unserer umwelt... eltern etc. vorbestimmt) und musst dich um nichts oder nur um banalitäten sorgen machen.
du willst nicht erwachsen werden? ich doch auch nicht. aber es geht nun mal nicht anders.
siehs doch so...
zum ersten mal in unserem leben wissen wir nicht, was auf uns zukommt. lassen wir uns doch überraschen. stürzen wir uns ins nächste abenteuer (mann, bin ich wieder mal pathetisch...). das wahre leben.
unser... eigenes leben.


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2006-04-08 11:13