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Thursday, 28. March 2024
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Tagebuch der_major
 1945-06-23 hh:mm
Sonnabend, den 23.6. Als ich m...
Sonnabend, den 23.6.
Als ich mittags heim kam, meinte Mutti, ich solle doch mal bei Gertrud hören, ob der Major vielleicht gekommen sei und dann bei Laches hängen geblieben. Ich sagte zwar, dass das auf mein Verhalten zu Parchin keinen Einfluss haben würde, auch dem Major gegenüber würde ich darauf nicht viel geben. Der der Gedanke pievte mich doch. Also zog ich los und erfuhr zu meiner Freude, dass es Nikolaus war, der nicht rechtzeitig nach Germendorf gefahren war, da er sich nicht trennen konnte. Und er sollte wohl den Major abholen oder so. Zwar rechnete er nch, dass sie um ein Uhr angefahren kämen, doch da hat der Major wohl nicht mitgemacht. Aber nun wollten sie um 10 Uhr am Sonnabend bestimmt kommen. Ich zog seelig ab. Abends ließ uns Frl. Pimplin eher gehen. Ich wollte eigentlich noch einige Worte von Parschins Brief mit ihrem Lexikon übersetzen, doch war ich zu faul zu ihrer Wohnung zu gehen. Den Hauptinhalt hatte ich verstanden. Warum ich so abweisend zu ihm sei! Ich wüsste doch, dass Iggunka wolle, dass wir uns zankten. Und er sei betrunken gewesen, deshalb habe er die Gewalt über sich verloren. Und niemals mehr werde er mich zwingen. [italienisch] - Ich liebe Dich und nur Dich liebe ich! Und ich solle / das verstand ich nicht ganz / doch an unsere Liebe denken, oder so was!
Für alles bäte er um Verzeihung. Mit Grüßen K.
Und diese Bescherung hatte wieder in dem Guckloch gesteckt, wie einst die Iris. Wenn ich nicht von dem Major so eingenommen wäre, hätte der Brief mich möglicherweise weich gemacht, sage ich mir jedenfalls verstandsmäßig, obwohl ich natürlich nicht so daran glaube. Ich hatte erwartet, dass er nun am Garten warten würde, um den Erfolg zu kontrollieren. Doch nichts geschah. Also ich zog los. Als ich in Höhe von Buders war, fuhr bei uns ein Auto an und verschwand in Richtung Bärenklaubrücke. Ich hatte das Gefühl winken zu wollen, doch dachte ich an den „dicken Major“ und unterließ es. Da rief mich Fr. Bauer an. Erzählte, dass die beiden aus Berlin direkt hergekommen seien und bleiben wollten. Doch Gertrud sei in der Stadt was besorgen und ich auch nicht da. Aber sie wollten warten. Ich war unglücklich, dass sie mich nicht gesehen hatten. Mir hatte Gertrud erzählt, dass sie Tanzen ginge am Nachmittag. Zuhaus erfuhr ich, dass sie bei uns Schach gespielt hatten. Der Nikolaus fragte dann, wann ich käme, dann meinte er, in 20 Min. seien sie wieder da und weg waren sie – Da kam auch Gertrud an. Jan war per Rad angesetzt und hatte sie geholt. Da Nikolaus sehr eifersüchtig sei, fürchtete sie, dass er vielleicht zur Stadt gefahren sei, um den Tanzsaal zu kontrollieren. Wenn er bei Laches gefragt haben sollte, die wüssten davon. Es wurde immer später und die kamen noch nicht. Schließlich ging Gertrud nach Haus erst mal zum Essen. Die seien sicher vor Ärger noch nach Haus gefahren. Wir meinten, dass sie doch wenigstens noch mal vorbei gekommen wären, zu gucken. Endlich ertönte das beliebte Geräusch des Wagens (heute am Dienstag warte ich besonders darauf). Ich ans Fensterchen und dann die Treppe hinunter Da war Berezsal gerade ausgestiegen. Ich lief ihm entgegen und wir wären uns beinahe auf dem Gartenweg um den Hals gefallen. Dann begrüßte ich Nikolaus und wir gingen hinein. Dort erzählten sie, dass sie baden waren. Erdbeeren hatte der Nikolaus mitgebracht, die er aber bezahlt hätte. Nach einiger Zeit holte Nikolaus die Bella. Zu essen hatten sie diesmal viel mitgebracht. Gertrud imponierte besonders der echte russische Kaviar (1/4 zu 96 Ru. Friedenspreis). Es waren russische Konserven. Süßigkeiten, die mir der Mobepiezu gab bzw. rein brachte, waren auch russisch. Offenbar aus Berlin mitgebracht. Als wir in der Küche alle waren, machte Papa einen furchtbaren faux pas, indem er dem Major oben das Zimmer zeigte. Der hat natürlich auch die Nebenräume besichtigt. Er erzählte mir, er habe das Zimmer gesehen, wo ich schlafe. Ich fiel aus allen Wolken. Nach dem Essen / Vom Essen merkte ich diesmal wenig. Der Majore schien es mit seinem „bci bce“ darauf abgesehen zu haben, uns anzuheitern. Besonders auch Papa und Mutti. Später saßen wir zusammen und aßen Pimplin’sche Erdbeeren. Der Fahrer war mit Emmi Hache in deie Stadt gefahren. Als Berezsal mal raus ging nach dem Auto zu sehen, ging die Gartentür. Ich rein: Die Gartentür ging. Mutti sagt: Parchin! (Es war 12 Uhr) Ich wieder raus. Da stand Glawa in der Tür gdeckt und schaute. „Rüsslein?“, fragte ich. Er nickt. „Ah, ich weiß“. Damit ich raus. P. hatte sein Rad gegen die Laube gelehnt. „Guten Tag! Ich habe Gäste, russische Offiziere!“ Er steht ganz verdattert. Da kam der Major raus. Gibt Parchin die Hand. Ihr kennt euch? Sie arbeiten zusammen. Ja, ich habe mit ihm zu reden. Soll ich gehen? Wenn Parchim es will, ja, ich will es nicht. Also stand er dabei. Ich sage: „Ja, ich habe Dir gesagt, Du sollst nicht kommen – Ich kann Dir nicht helfen!“ Der Major ging zur Gartentür und zurück. Langsam. Inzwischen: „Ich liebe Dich nicht! Warum bist Du gekommen?“ Als Berezsal wieder da ist, sagt er: „Ursula, einen Moment bitte.“ Ich also hinein. Voll Angst erzählte dort dem Nikolaus, renne hinauf und hole den Brief. Er liest ihn. Geht auch hinaus. Durch die Tür und das Fenster schaut die Sommernacht. Die Stimmen werden lauter. Da geht die Haustür zu. Endlich fast unheimliche Stille. Da gehe ich, den Brief noch in der Hand, hinaus. Parchin ist weg! Nikolaus sagt, ich solle dem Major den Brief zeigen. Das Mondlicht war zu schwach. Er mit langen Schritten ins Zimmer, in den Sessel, Brief auf und gelesen. Alles in atemloser Spannung. Da hebt er den Kopf und knirscht ein russisches Wort durch die Zähne. Die Augen leuchteten unheimlich. „Ursula, den Brief gibst Du mir!?“ Ja, ich tat es natürlich, und fühlte doch etwas Mitleid mit dem frechen Kerl, der so siegesgewiss nachts angekommen war. Auf ihn mussten ja beide eine Wut haben, und dem Major möchte ich kein Gegner sein. Dadurch war es noch nett. Plötzlich behaupteten sie beide, sie wollten mit uns nach Germendorf fahren. Unterwegs sagte Gertrud, dass sie keinen Schlüssel zu ihrer Wohnung mit habe. Offenbar hatten sie sich verabredet, uns dort hinzubringen. So fuhren sie weiter in die helle Mondnacht. Wobei uns der Alexander beinahe in den Kanal befördert hatte. Wir landeten im Schlosspark. Mir legte Slawa sorglich den Mantel um. Es war ein traumhafter Spaziergang. Um 4 Uhr waren wir wohl est zuhause. Vor der Gartentür verabschiedete sich Slawa mit einem Blick zum Fenster hinauf.

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