Vergangenheit... 1.Teil
Wer hat sie nicht? Die berühmte Leiche im Keller? Oder eben, um es vielleicht vornehmer auszudrücken, eine „Vergangenheit“. Gut, ich kann nicht so angeben, wie vielleicht manch anderer. Denke auch, dass nicht alles gesagt werden soll. Aber vielleicht dieses:

Meine Vergangenheit ist etwas kleiner als ich, hat lange schwarze Haare und kommt aus Taiwan. Kennengelernt haben wir uns im Internet, chateten oft und schrieben uns auch Mails. Dann ging meine Beziehung nach über 11 Jahren in die Brüche. Das eine hatte aber mit dem Anderen nichts zu tun. Ich bezog also alleine eine neue Wohnung, richtete mich mit Möbelresten meiner Brüder ein; als Bett fungierte eine alte Matratze.

Da saß ich nun. Das Single-Leben hatte ich mir spannender vorgestellt. Von wegen jedes Wochenende eine andere im Bett. Schließlich war ich lange aus dieser Szene raus, kannte mich mit den Spielregeln nicht mehr so aus. Verschiedene Versuche von mir, Kontakt mit dem weiblichen Geschlecht zu knüpfen, scheiterten kläglich. Irgendwann aber lief der Motor warm, und langsam wurde ich selbstsicherer. Zwar war noch keine zweite Zahnbürste in meinem Badezimmer, aber die Richtung war eingeschlagen.

Dann meldete sich meine Taiwanesin. Nennen wir sie mal M. Für ihre Firma mußte sie für einige Wochen nach Europa, unter anderen auch nach Deutschland. In nachhinein weiß ich wirklich nicht mehr, wie sich das soweit entwickeln konnte. Im Vorfeld schlugen unsere Mails und Chatstunden plötzlich in die Richtung, dass es zwischen uns passieren könnte. Auch wurde geklärt, dass es eine einmalige Sache werden sollte. Danach keine Verpflichtungen usw. Wenn ich mir das nun so im zeitlichen Abstand betrachte... mein Gott, das bin ich gar nicht! Als ob da ein anderer Mensch war, der nur so aussah und sprach wie ich. Ob ich das heute noch mal so könnte? Mit einer quasi „Wildfremden“ solche Arrangements treffen. Mag sein, das der eine oder die andere darüber nur lächelnd den Kopf schütteln würde, aber wie gesagt, diese Vorgehensweise entspricht normalerweise nicht meine Mentalität. Wirklich seltsam...

Wie auch immer, plötzlich war der Tag da und ich holte sie vom Bahnhof ab. Auf dem Bahnsteig fiel sie mir sofort auf, und ich begrüßte sie mit einer herzlichen Umarmung. Ich spürte, wie ihr Körper zitterte. Es war eine merkwürdig surealistische Situation. Plötzlich war die Person vom Monitor mit Leben gefüllt, atmete und lag in meinen Armen...

(Fortsetzung folgt)