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Tagebuch CharlieB
2005-05-06 20:38
Vatertagsblues
Gestern hielt sich doch noch das Wetter hier im Ruhrgebiet. Somit packte ich die Gelegenheit beim Schopfe und das Fahrrad aus dem Keller. Genüßlich fuhr ich durch die Botanik. Auffallend waren die vielen Hochzeiten, die hier überall und nirgends waren. Autogehupe und Dirigieren der Menschenschar für das gemeinsame Gruppenfoto. Klar, war ja auch eine Schnapszahl vom Datum her gestern. Weiter ging meine Fahrradtour. Dann tauchten am Horizont die ersten Bollerwagen auf. Mit plärrender Musik schoben sich schon leicht angetrunkene (Nochnicht-)Väter die Wagen und sich selber durch die Gegend. Diese ernteten von mir ein Lächeln und leichtes Kopfschütteln. Sowas würde mir nie passieren. Klar gehe ich das eine oder andere Mal mit Kumpels einen Trinken. Da wird es auch manchmal sehr lustig und ich schieße mich dabei auch relativ stark ab. Aber dieses kann ich mir an einer Hand abzählen, wie oft dieses im Jahr passiert. Aber so betrunken kann ich nicht sein, dass ich mir so eine komische Tradition antue.

Zurück Zuhause genoß ich noch einige Sonnenstrahlen, indem ich mich mit einem guten Buch auf meinem Balkon zurückzog. Soweit so gut.

Heute Morgen bemerkte ich, dass viele den Freitag als Brückentag genommen haben. Die B1 war sehr leer, so dass ich zügig zur Arbeit kam. Der Tag begann damit, dass ich den Ökomüll im Regen zur Tonne brachte (der Müll hatte sich in der Nacht mit Hilfe der Gravitation über den Küchenboden verteilt). Irgendwie hatte ich einen schlechten Start für diesen Tag erwischt. Im Radio sprachen sie ständig über den Vatertag. Ich kam ins Grübeln. Im Büro machte ich mir Kaffee, Joe sang sein Blues aus meinem Rechner und ich starrte aus dem Fenster. Wieder ein Vatertag hinter mir gebracht. Ich fiel in mittelschwere Melancholie. Dann kam eine Arbeitskollegin zu mir, die genauso viel Lust auf Arbeit hatte wie ich. Wir setzten uns, genossen den Kaffee und redeten. Schnell waren wir beim Thema „Vatersein“ und „Kinder“. Ich begann zu philosophieren und über diese komische Zahl „40“ laut nachzudenken, die sich zwar langsam aber stetig wie eine Gewitterwolke auf mich zu bewegt. Was selten ist, passierte nun. Ich bin bekannt dafür, dass ich gut zuhören kann. In aller Bescheidenheit kann ich sagen, dass mich viele aufsuchen, um sich entweder Rat bei mir holen oder einfach nur reden wollen. Jetzt plapperte ich darauf los, und sie hörte lächelnd zu. Irgendwann sagte sie, dass das Schicksal mich einholen würde. Und dann meinte sie, dass ich seit Anfang des Jahres (da wurde ich 39) sehr oft darüber reden würde. Ist das wirklich so? Ist mir gar nicht aufgefallen. Allerdings brauche ich ja nur meine Tagebucheintragungen hier lesen, um zu erkennen, dass es so ist. Alles recht merkwürdig...
Sollte sich da wirklich langsam dieser Kinderwunsch in mir herauskristallisieren? Rational ist dieser Wunsch in keinster Weise haltbar. Aber ich rede hier ja auch nicht von Rationalismus, sondern vom genauen Gegenteil. Und dieses ist ja auch ein Teil von mir (wäre schade, wenn es nicht so wäre). Sehr viele Jahre konnte ich dieses Gefühl unterdrücken, doch ich glaube, auf langer Sicht bin ich der Verlierer.
Meine Lebensgefährtin C. wird nächstes Jahr heiraten; das Leben geht weiter. Spring ich auf, oder befinde ich schon auf mein Schicksalszug? Was ist der richtige Schritt? Für P., meiner Freundin, ist die Entscheidung schon gefallen. Ich hadere (noch?)! Denke, die Entscheidung wird in nächster Zeit fallen. Hoffe, es ist die richtige...

Kommentare


unbekannt
21:46 09.05.2005
Ganz genau....:):)

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12:10 08.05.2005
Hey, das hast du klasse formuliert. Und als Ergebnis sehr beruhigend, denn das von dir gesagte beudeutet ja, dass ich so oder so ans Ziel komme.
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unbekannt
09:19 07.05.2005
Und wieder einmal nimmt die Melancholie dich mit den Gedanken an ein Kind und deinem Alter in den Arm.....mache dir keine Gedanken...das Leben tut, was es will und es wird dich weiterhin mitnehmen, egal wohin es geht. Deine Wahl ist nur die, ob du mitGEHST oder mitGENOMMEN wirst.:)

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2005-05-06 20:38