Willkommen auf Tagtt!
Thursday, 28. March 2024
Tagebücher » CharlieB » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch CharlieB
2005-12-24 10:22
Standesamt
Ist doch kaum zu glauben. Erst jetzt habe ich wieder Zeit, etwas zu schreiben. Vor Weihnachten ist beruflich wirklich die Hölle los.

Kurz nach unserer Verlobung in Irland spazierten wir hier durch unser Dorf. „Zufällig“ kamen wir da an unser Standesamt vorbei. Meine Lebensgefährtin C. hat mir schon die schlimmsten Storys über ihre Bekanntschaft zusammen mit ihrem Verlobten in deren Standesamt erzählt. Es war einfach unglaublich! Die wurden quer durch die Stadt geschickt, weil es hier und da an Anträgen und/oder Unterschriften fehlten. Und jedes Mal wurden sie angeschaut, als ob sie sich entschuldigen müssten, dass sie heiraten wollen.

Nun, jetzt näherten wir uns unserem Standesamt. Von außen ist mir dieses Haus natürlich bekannt. Ein schönes Fachwerkhaus etwas abseits der Fußgängerzone. Dass ich hier einmal reingehen würde...

Drinnen erst mal der erste ernüchternde Eindruck. Wir standen in einem kleinen Flur, uns gegenüber eine Tür mit der Aufschrift „Trauungszimmer“. All dies verstrahlte den Charme der 60er oder 70er. Selbstredend war die Tür zu, so dass wir erst mal etwas verwirrt in der Gegend herumstanden. Da erschien plötzlich eine junge Frau mit einem Lächeln im Gesicht. Ich hatte meinen Mund gerade geöffnet, da fragte sie uns: “Sie wollen heiraten?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, zeigte sie uns den Weg durch den Flur zu den Amtsräumen. Das ging alles so schnell, sie war augenblicklich verschwunden und ich fragte mich noch halblaut: „Woher weiß sie das?“

„Ich stand genau so blöd hier im Flur rum“, kam es noch vom weitem von ihr herüber, sodann verschwand sie laut türknallend. Wir fanden das witzig.

Fröhlich gingen wir zu dem uns gezeigtem Raum. Hier zweigte links und rechts jeweils eine geschlossene Tür ab. Beherzt klopfte ich an die linke Tür, die augenblicklich aufgerissen wurde, so dass ich schnell einen Schritt nach hinten machen musste. „Hier ist man beschäftigt“, strahlte uns ein Beamter älteren Semesters entgegen, „aber Sie können gerne in mein Büro kommen.“ Das taten wir dann auch. Als wir dann da so saßen, blickte ich mich um. Auch ich arbeite im öffentlichen Dienst und habe ein Büro. Irgendwie ähneln sie sich alle. Dieses hier aber ist wirklich in den 60ern stehen geblieben. Na ja, ich muss hier ja nicht arbeiten.

„Sie wollen heiraten!“, hörten wir jetzt zum zweiten Mal.
„Steht uns das auf der Stirn geschrieben?“ fragte ich verblüfft zurück.
„Nein, aber mit den Jahren bekommt man ein Blick dafür“, lachte unsere Gegenüber und seine Augen funkelten vor Schalk. Dieser Typ war uns sofort sympathisch. Als Beweis seiner Routine holte er ein Zettel hervor, und fing sofort an, uns zu fragen und bekritzelte sein Formularblatt. Das machte mir alles einen sehr offiziellen Eindruck.
„Moment“, schreckte ich sofort hoch, „wir wollen heute noch nicht heiraten!“
„Nein, natürlich nicht. Das sind nur mal so ein paar Infos, die Sie benötigen, um irgendwann zu heiraten.“
Ich traute diesem Schlitzohr nicht. Ehe ich mich versah, bin ich verheiratet. Da kam noch der alte Junggeselle in mir auf. „Okay“, erwiderte ich, „aber ich werde keiner Ihrer Fragen mit „Ja“ beantworten!“ Sein Grinsen bestätigte mir, dass wir uns verstanden.

„Sie kommen hier aus diesem Ort?“

Sofort eine Fangfrage! Schlaues Kerlchen.
„Mhmm“, kam es durch meine geschlossenen Lippen. Daraufhin lachten wir alle drei.

Diese Zeremonie war schnell vorbei. Alle Formalitäten bezüglich des Heiratstortes würden sie erledigen. Was für ein Unterschied zwischen hier und die Erfahrungen, die C. gemacht hat. Daraufhin wollte er uns das Trauzimmer zeigen. Nun, als ich mich später mit meiner Freundin (und jetzt Verlobten) unterhielt, beichtete sie mir, dass sie das selbe Gefühl wie ich hatte, als die Tür geöffnet wurde und wir den ersten Schritt ins Trauzimmer taten. Um es abzukürzen: Es fehlte nur noch die Eichenkiste und der Satz „Sie können sich jetzt von ihn verabschieden...“. Nein, hier wollten wir nicht heiraten! Aber es gab noch eine Alternative. Unweit von hier gibt es ein Künstlerviertel. Klein aber fein, mit Kopfsteinpflaster und Fachwerkhäuser. Dort kommt man sich fast wie im Mittelalter vor. Und in einem dieser Häuser (da war ich schon mal in einem Klavierkonzert), kann man auch heiraten. Der Entschluss war gefasst. Positiv überrascht fanden wir uns kurze Zeit später in den Straßen unserer Stadt wieder und schlenderten durch die nächtliche Fußgängerzone.

Jetzt gilt es zu planen...

Kommentare


unbekannt
06:59 31.12.2005
Da nimmt ja was Formen an... ich hoffe, du hattest ein schönes Fest und rutscht heute Nacht mit deiner Verlobten in das jungfräuliche 2006...es ist an euch, die leeren Seiten dieses Jahres mit eurer Geschichte zu beschreiben...alles Liebe! :)

Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

07:56 27.12.2005
Ja ich kann mich Claudius nur anschließen!
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

09:34 25.12.2005
Vielen Dank. Auch Dir noch schöne Feiertage.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen


unbekannt
13:43 24.12.2005
Welch schönes Thema, welch schöner Eintrag für diesen Tag!
Ich wünsche Euch schöne Feiertage!


Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

Kommentieren


Nur für registrierte User.

CharlieB Offline

Mitglied seit: 25.01.2005
DE mehr...
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2005-12-24 10:22