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Tagebuch CharlieB
2006-01-13 17:04
Midlife-Crises
Es steht nicht im Buch. Ich meine aber in der Verfilmung eines Poe’s Klassikers existiert ein Dialog, der mir in der letzten Zeit nicht mehr aus dem Kopf geht. In dem Gespräch geht es (wie kann es bei Poe anders sein?) um Horror und Grausamkeiten. Sinngemäß wird da geäußert: „Hör Dir das Schlagen der Standuhr an! Vernehme das Ticken der Sekunden, das uns mit aller Deutlichkeit klar macht, wie unbarmherzig die Zeit verstreicht. Ohne Pause, ohne Chance auf Wiederkehr gleitet die Zeit vorbei. Das ist der reale Horror!“

Das habe ich so aus dem Gedächtnis aufgeschrieben. Mit Sicherheit ist der Dialog komplett falsch, mir kommt es jedoch auf den Inhalt an. Und der gibt genau das wieder, was ich in den letzten Wochen oder Monate fühle. Warum diese schwarzen, depressiven Gedanken? Nun, morgen werde ich 40 Jahre alt...

Von überall her ernte ich beruhigende Worte. Dass ab 40 das Leben erst richtig beginnt, dass ich nicht alt, sondern reif bin, dass das nächste Jahrzehnt (zweifellos) spannend wird usw. Auch, dass viele mit Unglauben reagieren (sie reißen dabei Mund und Augen auf und schütteln den Kopf), weil sie nie gedacht hätten, dass ich so alt bin. Viele meinen, ich wäre Mitte 30. Aber das alles tröstet nicht unbedingt. Was sind schon 10 Jahre? Mit meiner Freundin bin ich jetzt drei Jahre zusammen. Ich weiß noch, wie ich meinen 30sten gefeiert habe. Wenn du 20 bist, sind dir 10 Jahre egal, ebenso zwischen 30 und 40. Aber ab 40? In 10 Jahren bin ich 50, und ich weiß noch genau, wie mein Vater seinen 50. gefeiert hat. Ich habe ihn damals geholfen, die Einladungskarten zu verschicken. Und heute ist er tot.

Vielleicht werde ich in wenigen Jahren über diesen Eintrag lachen, wer weiß.

Letztens saß ich Zuhause alleine auf meinem Sofa. Plötzlich kam dieses Gefühl der Angst auf. Ich fühlte mich wie in einem Raum, der die 30er Jahre meines Lebens symbolisiert. Während ich ihn durchschreite in den nachfolgenden Jahren, lerne ich Menschen kennen, verliere einige wieder aus den Augen. Mache Erfahrungen, schöne wie schmerzliche. All das, was das Leben so bietet. Aber, am Anfang von mir noch unbemerkt, nähere ich mich der gegenüberliegenden Tür, die den Raum meiner 40er Jahre (noch) verschließt. Jetzt stehe ich davor, und mir wird bewußt, dass ich nicht zurück kann. Ich drehe mich um, sehe in die Gesichter all der Menschen, die mich bis hierhin begleitet haben. Einige werden mich in dem neuen Raum begleiten, viele aber bleiben hier, werden Erinnerung. Diese Tür werde ich diese Nacht durchschreiten müssen. Was wird mir dieser neue Raum bringen? Eines ganz sicher (wenn ich den Weg schaffe): eine Tür mit der Aufschrift 50!

All das, was ich gerade beschrieben habe, war nur ein Gefühl, dass nur wenige Sekunden andauerte...

Morgen bin ich in Braunschweig. Mit einigen wenigen Leuten werde ich dort mein Geburtstag feiern. Mit Guinnes werden wir anstoßen. Es werden bekannte Gesichter sein. Zwei von denen begleiten mich schon ein Leben lang. Mit dabei auch meine Lebensgefährtin, mit der ich über 12 Jahre zusammen war und nun zu meiner besten Freundin zähle. Hinzu kommen einige Personen, die ich vor drei Jahren noch nicht kannte, und ein Mensch, der mein Leben wieder einen Sinn gegeben hat. Mit ihrer Hilfe werde ich in den nächsten Jahren Personen kennen lernen, die mein bisheriges Leben gänzlich auf dem Kopf stellen werden und die heute noch nicht existieren. Und darauf freue ich mich schon...

Kommentare

18:49 13.01.2006
Die dunklen Seiten werden vergehen und es wird die Sonne scheinen - auch wenn die Zeit verstreicht - mal schneller und mal langsamer!
Nun für deine Feier wünsche ich dir jetzt schon mal viel Spaß und du wirst sehen...es kann nicht so schlimm sein!
LG
viv
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2006-01-13 17:04