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Tagebuch CharlieB
2006-05-27 12:13
Hochzeitstag Teil 1
Der Morgen kriecht in mein Schlafzimmer wie auch die Erkenntnis, dass es heute endlich soweit ist. Heute heiratet meine Lebensgefährtin C. Wie mag sie sich jetzt fühlen? Vieles ist im Vorfeld schief gelaufen, oder zumindest nicht so, wie sie sich es gewünscht hatte. Mit viel Geduld und Nerven konnte sie alles noch so einigermaßen gerade biegen. Gestern noch hatte ich mit ihr telefoniert; ein letztes Gespräch im alten Zustand (sie und ich jeweils unverheiratet). Sie klang müde, ich war nervös. Später versuchte ich, meine neu gekaufte Krawatte zu binden (meine vorgeknotete Snoopy-Krawatte verbat sie sich). Nach 30 Minuten pfefferte ich sie wutentbrannt in die Ecke, rief meinen Bruder im Sauerland an. Er ist Geschäftsmann, trägt täglich einen Anzug, er weiß mir sicher zu helfen. Ich hingegen kenne mich mehr mit Outdoor-Klamotten aus; sind funktioneller in Irland oder Schottland. Meine Freundin hielt den Hörer, ich versuchte nach telefonischer Anweisung dieses Stück Stoff zu knoten. Keine Chance.

„Ich bin kein Krawatten-Typ. Wieso soll ich mich mit diesem Teil zum Clown machen?“ entfuhr es mir barsch, nachdem ich aufgelegt hatte.

„Weil C. es wünscht, dass du die Krawatte trägst.“ kam es entwaffnend vom Sofa her, wo meine Freundin saß. Ich schaute sie an, dann den zerknüllten Schlips, hob ihn auf und legte ihn zu meinem Anzug.

Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, während ich mich dusche. Kurz darauf stehe ich in meinem Anzug vorm Spiegel. Die Krawatte fehlt noch. Ich eile ins Wohnzimmer, mache das Radio an und greife mir das Teil. Innerhalb von einer Minute hatte ich einen einigermaßen vernünftigen Knoten geschafft. Na, wenn das kein gutes Zeichen ist...?!

Es klingelt, mein Cousin ist da. Es ist viel Zeit vergangen, seitdem er der einzige Halt für C. war, nachdem sie und ich uns getrennt hatten. Er war auch dabei, als C. ihren jetzigen Verlobten auf einer Party getroffen hatte. Das Leben ist schon merkwürdig...

Wir steigen ins Auto und fahren nach Dortmund. Das Wetter ist sehr bescheiden, es regnet. Wie hatte es letztens ein Meteorloge im Radio ausgedrückt? Wachstumswetter. Schönes Wort!

Wir sind nicht die ersten hier. Freunde von C. sind schon fleißig dabei, Ballons an der Holzbrücke zum Turm zu befestigen. Indes steige ich die schmale Wendeltreppe nach oben, um mir die Räumlichkeiten anzuschauen, schließlich fühle ich die große Last der Verantwortung für das Gelingen der Fotos auf meine Schultern. „Du bist der Hauptfotograf!“ höre ich noch ihre Worte in meinen Ohren. Na toll...

Die Belichtung ist okay. Es ist ein Mischlicht vorhanden, könnte Farbstiche beim automatischen Weißabgleich geben. Mal schauen. Meine Freundin und mein Cousin müssen kurz als Hochzeitsdouble herhalten und setzen sich auf die Stühle vor dem Tisch. Mit dem Ergebnis der Fotos bin ich zufrieden.

Wir gehen wieder nach unten. Dort treffe ich C.‘s Eltern. Die Mutter freut sich wahnsinnig über diese Hochzeit Trotzdem ist es ein komisches Gefühl (was auch später auf der Feier öfters auftauchen wird. Schließlich war ich ja fast ihr Schwiegersohn, doch diese Gedanken werden nicht geäußert, auch wenn sie unausgesprochen immer im Raume steht). Plötzlich fährt ein schwarzer Audi vor. Durch die Fenster entdecke ich das Brautpaar. Ich rufe es zu den Gästen hinüber und schalte meine Kamera an, während ich um das Auto herumgehe. J. hilft seine Braut aus dem Wagen. Es nieselt noch leicht, aber die Sonne kommt plötzlich zwischen den schnell dahin fliegenden Wolken hervor. Dann steht sie plötzlich vor mir und... verdammt... es verschlägt mir den Atem! Mit großen Augen schaue ich sie an, vergesse ganz, zu fotografieren. Ich habe sie nie schöner gesehen, als in diesem Augenblick. Plötzlich scheinen wir ganz alleine auf der Welt zu sein. Wie von weit her dringen gedämpfte Wortfetzen der herbeieilenden Gäste mir entgegen. Um uns herum nehme ich alles nur noch sehr langsam und irreal wahr. Wir schauen uns in die Augen, sie sagt „Hallo“. Klar und deutlich kann ich sie verstehen. Ich muß ziemlich komisch aussehen, so mit offenen Augen und Mund dazustehen. Dann sind plötzlich die anderen Gäste da, und ich werde wie aus einem Traum in die Realität zurück geworfen. Jetzt nehme ich auch meine Kamera wieder wahr und fotografiere drauf los.

Am Turm selber ist das Gedränge groß; jeder will sie umarmen und drücken. Ich laufe nach oben, erwarte sie dort. Mit viel Stimmengewirr erscheint sie. Jetzt weiß ich, was mir die ganze Zeit bei ihr unbewußt auffiel: das Glück! Es scheint ihr aus allen Poren zu strahlen. Sie scheint das personifizierte Glück zu sein. Wie oft saßen wir zusammen und haben versucht, uns in unseren Problemen gegenseitig Halt zu geben. Jetzt steht sie vor mir, eingetaucht in einer Woge von Glück und Lebenslust. Endlich komme ich dazu, an sie heran zu treten. Sie strahlt mich an, ich nehme sie in meine Arme. Stammelnd versuche ich ihr zu sagen, wie schön sie ist. Doch nach einigen Worten versagt meine Stimme, ein Kloß verschließt mein Hals. Die Gefühle übermannen mich, ich muß gegen Tränen ankämpfen. Ich entlasse sie aus meinen zitternden Armen in die der anderen Gäste. Schnell habe ich mich wieder im Griff und gehe zum Trautisch. Dort treffe ich meine Freundin, gebe ihr einen zärtlichen Kuß.

Die Zeremonie beginnt...

*Fortsetzung folgt*

Kommentare

14:04 03.06.2006
Vielen Dank. Fotografie ist aber mein absolutes Hobby. Ich hoffe, dass diese ebenfalls eine gute Resonanz bekommen. Naja, einige habe ich auf meine Website schon bekommen.
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unbekannt
09:54 29.05.2006
Mensch Charlie, da geht es mir durch und durch...du kannst bestimmt gut fotografieren, aber ich wette, keines der Fotos ragt an deine geschriebenen Bilder heran!

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2006-05-27 12:13